Bewegend, begeisternd, beliebt – Benefizlauf

Das Team vom FeM Mädchen*haus war mit Spaß dabei. Foto: privat

50 Kuchen, Butterbrezel und belegte Brötchen: Der Förderverein der Grundschule am Kastanienhain um Kathrin Pfeiffer (2.v.r.) hatte einiges aufgefahren und finanziert mit den Gewinnen iPads und einen Hühnerstall. :

Burgfräulein Malva I., mit Hofdame Victoria, gab mehrere Startschüsse. Malva I. fand im Interview mit Christiane Rau die Leistungen der Kinder „sehr stark. Man hat gesehen, dass sie sich richtig anstrengen“.

Sieger Thomas Kinast wäre beim Zieleinlauf nach zehn Kilometern zwischen all den Überrundeten fast untergegangen, aber der Herborner ließ sich zu einem Interview überreden.

Königstein (as) – Es ist das mit Abstand größte Breitensportereignis in Königstein, es bewegt fast 1.150 Menschen und es ist ein Möglichmacher für soziale Projekte. Der Benefizlauf des Lions Clubs Königstein Burg am vergangenen Sonntag war bei seiner zwölften Auflage wieder ein liebenswertes Großereignis für die gesamte Familie mit Läufen zwischen 350 Metern für die Vierjährigen bis zu zehn Kilometern für die Erwachsenen, mit guter Unterhaltung mit Musik und informativer Moderation von Christiane Rau vom Hessischen Rundfunk sowie mit Speis und Trank durch den Königsteiner Narrenclub „Die Plaschis“ und den Förderverein der Grundschule am Kastanienhain in Schneidhain. Viele Menschen hielten es gut gelaunt einige Stunden im Kurpark aus, obwohl es mit Temperaturen von 12 bis 14 Grad die längste Zeit recht kühl und zugig blieb und die Sonne erst gegen 15 Uhr zum Zieleinlauf des Hauptlaufs vorsichtig hervorlugte.

Dafür strahlte Ulrike Frech, als Activity-Beauftragte der Lions-Damen die langjährige Cheforganisatorin des Benefizlaufs, von innen. „Ich sehe hier so viele Wiederholungstäter, die jedes Jahr dabei sind. Und ich werde seit Tagen in der Stadt von Bürgern auf unsere Veranstaltung angesprochen und bekomme so viel positives Feedback, dass mir das Herz aufgeht“, sprudelte „Uli“, wie sie von den meisten genannt wird.

Am Morgen musste sie sogar ein wenig zittern, ob die 400 bestellten Finisher-Medaillen für alle Kinder der drei Nachwuchsläufe reichen würden, 360 Anmeldungen lagen da bereits vor – so viele wie nie – und jeder konnte sich ja noch bis kurz vor den Läufen nachmelden. Am Ende wurden es 374, und da auch 23 Teilnehmer der Lebenshilfe Medaillen erhalten sollten, blieben weniger als zehn übrig. „Es hätte mir das Herz gebrochen, wenn hier ein Kind ohne Medaille nach Hause gegangen wäre“, sagte Frech.

Denn der Benefizlauf öffnet normal ja Herzen, insbesondere bei den zwei karitativen Organisationen, die sich jeweils die Startgelder und Spendensummen teilen – in der Regel sind das rund 20.000 Euro. In diesem Jahr wählten die Lions-Damen die Kinderschutzambulanz am Universitätsklinikum und das FeM Mädchen*haus in Frankfurt aus – beide setzen sich für die körperliche und seelische Gesundheit von Kindern und Frauen ein, die Opfer von Missbrauch geworden sind oder Erfahrungen mit Gewalt gemacht haben. Scheckübergabe wird am 30. Juni sein, bis dahin werden die Erlöse des Benefizlaufs genau ausgezählt sein.

Das Mädchenhaus stellte auch ein eigenes Team, ebenso war die Lebenshilfe Main-Taunus wieder mit einem riesigen Team von 23 Klienten mit Behinderungen und neun Betreuern über eine Runde durch den Kurpark und das Woogtal über 2,5 Kilometer mit dabei. Die Feuerwehr Königstein zeigte sich wieder in voller Montur, zwei Mitglieder trugen nicht nur ihr Atemschutzgerät, sondern die Gruppe schulterte auch ihre Übungsfigur „Rapunzel“, die zusammen mit ihrer Trage 80 Kilogramm auf die Waage brachte. Wenn ein Lauf kein reines Sportereignis ist, kommt einfach ein buntes Völkchen zusammen, das Lust am Miteinander, an der Bewegung und am guten Zweck hat. „Das nimmt einen immer wieder mit, welche Begeisterung und Stimmung hier herrschen“, freute sich die amtierende Lions-Präsidentin Marion Neuschaefer-Menke zwischendurch.

Die größte Teilnehmerzahl stellte die Schneidhainer Grundschule mit 111 Meldungen, bei den Firmenteams lag Fit4Women mit 64 Läuferinnen vorne. Gesehen wurden auch zwei Bundeswehr-Reservisten, die Ukrainehilfe Königstein, eine Laufgruppe des DLRG, eine Gruppe des Partnerschaftsvereins Königstein–Faringdon, ein Team der St. Angela-Schule, ein CDU-Laufteam, Laufteams der Sponsoren, die TSG Falkenstein, der 1. FC Königstein unter anderem mit der kompletten U17 und bei einem Laufereignis natürlich auch eine große Abordnung des Königsteiner Leichtathletik-Vereins auf und neben der Strecke: Sebastian Buschbeck gab den Vorläufer und Streckenguide bei den Nachwuchsrennen, während 800-m-Läuferin Jana Becker und Zehnkämpfer Friedrich Schulze im Interview über ihr großes Saisonziel, die U20-Europameisterschaften in Norwegen, sprachen. Auch die Olympiateilnehmerinnen Maryse Luzolo und Vanessa Grimm schauten vorbei.

Andere Nachwuchsläufer erzählten von ihren Erfolgen beim Benefizlauf. Auch wenn es traditionell keine Zeitnahme gab, wurde natürlich um den Sieg und jeden Platz gekämpft und gesprintet. Über 1.400 Meter lief der zehnjährige Jakob Lorenz (10) deutlich vorneweg. Er ist nicht nur beim KLV, sondern auch bei der Fußball-E-Jugend des 1. FC/TSG aktiv. „Sport ist das Leben. Wir sind jedes Wochenende unterwegs“, so Vater Alexander Lorenz, während der Sohnemann noch durchatmete. Den Lauf über 2,5 Kilometer nahm auch die Jugend besonders ernst, während hier die Erwachsenen auf der kürzesten verfügbaren Distanz vorwiegend im Walking-Modus unterwegs waren. Entsprechend war mit Emil Gmerek wieder ein Nachwuchsläufer der Königsteiner Leichtathletikschmiede vorn, nachdem er sich im Vorjahr noch mit Platz zwei zufriedengeben musste.

Und dann wurde um 14.15 Uhr der Countdown für den Hauptlauf heruntergezählt unter dem rhythmischen Trommeln der Gruppe ImPuls aus Oberursel. „Nicht zu schnell angehen, gleichmäßig laufen und auf den letzten 500 Metern alles geben“, hatte Zehnkämpfer Schulze allen als taktische Marschroute mit auf den Weg gegeben, denn der Anstieg am Schweizerhaus ist für einen „Volkslauf“ durchaus als „fies“ zu bezeichnen. Bei weitem nicht alle schaffen den in der zweiten, dritten, gar vierten Runde joggend – was aber beileibe keine Schande ist.

Am besten bewältigte ihn Thomas Kinast aus Herborn, der gut 42 Minuten für die zehn Kilometer brauchte. „Ich habe zu Hause auch nur Berge zum Laufen, aber in der letzten Runde dachte ich, dass es mir den Wecker zieht“, sagte er zu der besonderen Herausforderung auf der Strecke. Bereits im vergangenen Jahr hatte er in Königstein laufen wollen, nachdem er den Benefizlauf im Laufkalender des Deutschen Leichtathletik-Verbandes entdeckt hatte, doch eine Verletzung verhinderte es damals. Dieses Mal war es so weit: Begleitet von der kompletten Familie war er gekommen, hatte gesehen und gesiegt – und sagte: „Die Strecke ist wunderschön, ich komme bestimmt wieder.“ So ergeht es vielen, die den Benefizlauf kennen und lieben: Sie kommen einfach immer wieder!

Splitter vom Benefizlauf

Nur eines lief beim Benefizlauf nicht – der Abfluss der Toilettenanlage in der Villa Borgnis –, sehr zum Verdruss der Teilnehmer und zum Ärger der Veranstalter und der Stadt, die nach Problemen beim Antikmarkt vor zwei Wochen die Anlage noch unter der Woche auf Vordermann gebracht und in der Funktion getestet hatte. Offensichtlich, so Ron Wolf und Florian Fuchs vom städtischen Veranstaltungsmanagement, hae sich der Kanal gesenkt, und durch die mangelnde Wasserzufuhr aus dem geschlossenen Kurhaus fehlte es an der notwendigen regelmäßigen Spülung. Teilnehmer und Zuschauer beim Benefizlauf wurden per Durchsagen zu den Toiletten auf dem Kapuzinerplatz und im kurzfristig aufgeschlossenen Rathaus verwiesen, an beiden „stillen“ Örtchen herrschte aber entsprechend großer Andrang.

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Auch die Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motko lief erneut bzw. walkte mit über eine Runde. Die letzten 50 Meter packte sie noch bei der Feuerwehr mit an und half, die Übungspuppe (s. Haupttext) über die Ziellinie zu tragen. „Es hat Spaß gemacht, es ist eine tolle Truppe“, lobte die Bürgermeis­terin.

Auch ihre unterlegene Gegnerin in der letztjährigen Stichwahl Nadja Majchrzak schnürte mit Ehemann Steffen Schmidt traditionell die Laufschuhe und absolvierte fünf Kilometer in durchaus sportlichem Tempo.

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Seit den Anfängen des Benefizlaufs sind Matthias Halbig und Berny Frick für die Veranstaltungstechnik verantwortlich. Ab 8 Uhr wurden die Lautsprecher aufgestellt und die Kabel verlegt. Als Technikwagen fungierte in diesem Jahr ein Bauwagen von Bauunternehmer Gerd Pfaff. Er ist der Mann von Helbigs Cousine. Gut, wenn die Drähte kurz sind in Königstein und dann auch noch funktionieren! Noch ein Vorteil: Der kleinere Bauwagen stand auch besser in einer Nische als der frühere Technikwagen, der zentral – dort, wo heute das Burgmodell steht – den Blick auf das Königsteiner Wahrzeichen verdeckt hatte. Neben den drei Erwähnten ermöglichten noch sehr viel mehr Freiwillige des Städtischen Betriebshof, der Stadtpolizei, des Roten Kreuzes, der Feuerwehr und die vielen Streckenposten wieder einen reibungslosen und in diesem Jahr absolut unfallfreien Verlauf der Großveranstaltung.

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Etwas Verwirrung herrschte um den ältesten Teilnehmer des Benefizlaufs. Nachdem zunächst ein 74-Jähriger aus dem Team der Lebenshilfe im Ziel empfangen wurde, kam wenige Minuten später der wahre „Doyen“ mit seiner Familie ins Ziel: Der Königsteiner Heinz Behret ist stolze 85 Jahre alt und war mit seinen beiden Töchtern, Cousinen und weiterem Anhang auf die 2,5 Kilometer gegangen – und hatte sich Zeit gelassen. Er machte ein Schwätzchen mit jedem Streckenposten – man kennt sich.

Königstein rennt: Sebastian Buschbaum vorneweg und die komplette junge Meute beim 1700-Meter-Lauf hinterher. Der Nachwuchs war mit großer Begeisterung und in absoluter Rekordzahl beim elften Königsteiner Benefizlauf dabei, und die Eltern hielten alles fest. Foto: Schramm

Am Stand der Kinderambulanz (u.) waren die Tattoos sehr beliebt.

Die Herren der Technik: Matthias Halbig (li.) und Berny Frick sorgten wie immer beim Benefizlauf für den guten Ton. Den Bauwagen hatte kurzfristig Gerd Pfaff bereitgestellt.

Animateure für den Nachwuchs: Löwe „Leo“ und Vorläufer Sebastian Buschbeck.:

Die Freiwillige Feuerwehr Königstein war wie immer aktiv dabei und nahm Übungspuppe „Rapunzel“ mit auf die Strecke. So kann man auch einen anstrengenden Einsatz simulieren.

Gingen als CDU-Team auf die Strecke (v.l.): Freya Wawarta, Tim Staab, Thomas Boller, Dr. Andreas Meyer, Beatrice Schenk-Motzko, Matthias Wagner und Bianca Hitzel.

Die Großfamilie Behret um den ältesten Teilnehmer Heinz Behret (3. v.r.) ging gemeinsam auf die 2,5-km-Strecke. Lauf-Organisatorin Ulrike Frech (links daneben) gratulierte zu dieser sportlichen Leistung.Foto: SchrammFoto:

Victoria Zentis war über 2,5 Kilometer vorne dabei, Jakob Lorenz über die 1,4 Kilometer nicht zu schlagen.

Auch hier dreimal KLV: Emil Gmerek (Mitte) siegte über 2,5 km, Jacqueline Wandel und Victor Vancraeyenest waren ihm auf den Fersen.

Direkt nach dem Zieleinlauf gab es für alle Teilnehmenden der Jugendläufe die begehrte Finisher-Medaille als bleibende Erinnerung an den 12. Königsteiner Benefizlauf. Fotos: Schramm

Großeinsatz bei den Plaschis: Der Grill dampft, die Pommes kommen frisch aus der Fritteuse. 1000 Würste und 90 kg Pommes verarbeiteten die knapp 50 Helfer um Nicole Hülsmann (vorne links) in zwei Schichten an diesem Großkampftag.

Die Lions-Damen Dorothee Woschnagge (re.) und Gundi Gaab hatten den Verpflegungsstand nach Zieldurchlauf im Griff.

Alleskönnerinnen: Fit4Women (mit männlicher Begleitung) sorgte für das Aufwärmprogramm, stellte das größte Laufteam und spendete auch noch 325 Euro extra für die beiden Hilfsorganisationen, die Kinderschutzambulanz und das FeM Mädchen*haus Frankfurt.Foto:

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