BUND zum Woogtal-Weiher: „Das Wehr sollte gesprengt werden“

Königstein/Glashütten – „Das Wehr sollte gesprengt werden“, so äußerte sich laut der Vorsitzenden des BUND Ortsverband Königstein-Glashütten, Cordula Jacubowsky, einmal eine Stadtverordnete von Bündnis90/Die Grünen mit nach eigenen Angaben Bach-Experten-Wissen gegenüber dem BUND. Diese Aussage decke sich allerdings durchaus mit dessen Wunsch.

Umso schlimmer beurteile, so meldet sich Jacubowsky zu Wort, der BUND die aktuellen Planungen rund um den ehemaligen Woogtal-Weiher. „Seit Jahren wird bei jeder Bach-Schau festgestellt, dass der (ehemalige) Woogtalweiher im Hauptschluss liegt, weil der Nebenschluss zum einen nur ein Nebenschluss ist (die Hauptmenge des Wassers fließt durch den Weiherbereich) und zum anderen der Nebenschluss selbst defekt ist und immer wieder trocken fällt, also auch von daher die Funktion eines Hauptschlusses gar nicht übernehmen könnte“, erläutert die Vorsitzende des örtlichen Umwelt- und Naturschutzbundes.

Ebenso werde seit Jahren immer wieder festgestellt, dass nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Woogtalweiher ein Wanderungshindernis für Fische und Bachlebewesen darstelle, das entfernt werden müsse – oder im Nebenschluss liegen müsse beziehungsweise ein Nebenschluss die Funktion einer Wanderstrecke für die Fische und Bachlebewesen übernehmen könne. „Leider ist in dieser Richtung aber nie etwas passiert“, spart Jacubowsky nicht mit Kritik.

Als nun rund um den See eine Vielzahl an Bäumen gefällt und der See abgelassen worden sei, habe der BUND sich nicht dazu geäußert, „denn diese Maßnahmen helfen, dass der See schneller austrocknet und sich eine natürliche Bachaue entwickeln kann“. Erste Ansätze seien bereits zu sehen. So kommentiere ein Besucher auf Facebook: „Selten so viele Schmetterling und Insekten gesehen.“ Auch beim oberen, inzwischen verlandeten Teich habe eine natürliche Renaturierung stattgefunden.

Verschlechterungsverbot

„Hier besitzt Königstein ein wundervolles Kleinod eines Bachauenbiotops, das wirklich wunderschön und sehenswert ist. Laut WRRL ist ein See ein Wanderungshindernis, das entfernt werden muss. Insofern ist das Ablassen des Weihers eine echte Verbesserung für den Woogbach und das Woogtal – und ein Wiederauffüllen würde nun klar der WRRL widersprechen, denn es existiert ein Verschlechterungsverbot. Und ein Wiederauffüllen des Teichs wäre eine Verschlechterung“, unterstreicht Jacubowsky.

Gänzlich unverständlich sind dem BUND daher die Maßnahmen, die seines Wissens im Herbst im Woogtal anlaufen sollen: Nach Kenntnis Jacubowskys soll das Wehr erhöht werden, der See soll stellenweise ausgebaggert werden, eine Wasserbelüftung mit Hilfe eines autarken Kompressors (also Dieselaggregat statt Stromleitung) installiert werden und wieder ein Absetzbecken für das Geschiebe (unter anderem ein Grund, warum die Seen verlandet sind) installiert werden. „All das kostet Geld. Sicher ist, dass ein solches Absetzbecken auch in Zukunft immer wieder Geld für das Ausbaggern kosten wird. Sicher ist, dass für das Absetzbecken das Bachauenbiotop geopfert werden soll. Sicher ist, dass der Kompressor jahrelang lärmen und die Luft verpesten wird und Geld (Treibstoff, Wartung) kosten wird, denn der Abbau des vorhandenen und auch des neu hinzukommenden organischen Materials wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen“, mutmaßt die Vorsitzende des örtlichen Umwelt- und Naturschutzbundes.

Ihres Wissens soll angeblich auch der Nebenschluss soweit ertüchtigt werden, dass das Wasserrad wieder in Betrieb gehen kann, aus Sicht Jacubowskys unter Umständen eine Sehenswürdigkeit, aber keine ökologische Notwendigkeit.

„Und für solcherlei ökonomischen Unsinn soll das Woogtal ökologisch geopfert werden? Es soll also der WRRL glasklar zuwidergehandelt werden? Und da haben Untere Naturschutzbehörde (UNB) und Untere Wasserbehörde (UWB) zugestimmt? Der BUND protestiert!“, macht Cordula Jacubowsky ihrer großen Verärgerung Luft.

Für lau

Zusammengefasst stellt der BUND fest, „dass mit Hilfe von jahrelangen Geldausgaben die Natur auf Dauer verlärmt und zerstört werden soll, um einen Teich wiederherzustellen, der sowieso keinerlei ökologische Daseinsberechtigung hat.“ Der Vorsitzenden des BUND Ortsverband Königstein-Glashütten zufolge würde der Abbau des Wehrs weitaus weniger Geld kosten. Die Renaturierung des Woogtals schaffe die Natur dann von ganz allein und koste die Stadtkasse keinen weiteren Cent mehr. „Und die Bürger bekämen für ‚lau‘ dafür ein funktionierendes, ökologisch sehenswertes und wunderschönes Woogtal! Vielleicht könnte man sogar da dann wieder Bachforellen angeln!“, so Jacubowsky.

Herzog-Adolph-Anlage

Wer einen Teich betrachten wolle, könne dazu „in die relativ verdreckte Herzog-Adolph-Anlage gehen“. „Dort wären eine Belüftung und Geldausgaben für Pflegemaßnahmen wesentlich sinnvoller untergebracht, denn gesund oder gepflegt sieht der Teich, ja die ganze Anlage, nicht aus. Und ökologisch wertvoll ist er auch nicht, könnte es dann aber werden“, argumentiert die örtliche BUND-Vorsitzende.

Dem Vernehmen nach habe dort vor einigen Wochen eine Begehung stattgefunden. Genau eine solche Begehung habe der BUND bereits vor Monaten sowohl bei der Unteren Wasserbehörde (UWB), der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) als auch dem Bauamt gegenüber angesprochen und sei nun „doch etwas enttäuscht, dass sämtliche Planungen rund um das Woogtal ohne Anhörung des BUND stattfanden.“ Der BUND sei übrigens nicht Mitglied im Woogtaldialog, sondern bei der Gründung übergangen worden – „was den BUND aber nicht weiter stört, denn der Woogtaldialog hat keinerlei politischen Auftrag oder Kompetenz in dieser Angelegenheit. Das Woogtal befindet sich schließlich im Außenbereich der Stadt Königstein und unterliegt damit in erster Linie dem Bundesnaturschutzgesetz und der WRRL“, so Jacubowsky abschließend in der Pressemitteilung. (pu)



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