Ein bunter Nachmittag in der Spatzenscheune

Von links: Andrea Lehmann, Anne Boot und Lia Frankenbach des Reittherapiezentrums Spatzenscheune Altenhain e. V. zusammen mit Andrea Schlosshan von der Ukrainehilfe Königstein Fotos: Kuschel

Königstein/Altenhain (mk) – Augen sprechen – wie Bilder – bekanntlich mehr als tausend Worte, selbst wenn es nicht dieselbe Sprache ist. Schaute man am vergangenen Sonntag in die Augen der zahlreich erschienenen ukrainischen Kinder mit ihren Müttern (angekündigt waren annähernd 90 Gäste!), sah man zwischen all dem erfahrenen Leid auch wieder ein Glänzen und tiefe Dankbarkeit, die man nicht in Worte fassen kann. In Anbetracht der schrecklichen Geschehnisse in der Ukraine und angeregt von dem Wunsch, für die geflüchteten Menschen etwas Gutes zu tun, hatte sich Andrea Lehmann von der Spatzenscheune in Altenhain mit Andrea Schlosshan von der Ukrainehilfe Königstein in Verbindung gesetzt, um einen „fröhlichen, bunten Nachmittag“ insbesondere für die Kinder zu organisieren. War es doch das orthodoxe Osterfest, was dieses Jahr auf den 24. April fiel.

Gesagt – getan

So wurde kurzerhand eine Einladung an alle in Königstein wohnhaften ukrainischen Familien mit ihren Kindern ausgesprochen, den Sonntagnachmittag auf dem Gelände und mit den Pferden der Spatzenscheune zu verbringen. „Dank unserer Whatsapp-Gruppe und unserer Initiatorin Dr. Alexandra Budnitzki ging das problemlos“, so Andrea Schlosshan von der Ukrainehilfe Königstein. „Ein großer Dank geht auch an Peter Linhart von Omnibus Königstein, der die Busfahrten hin und zurück ermöglicht hat“.

Es fanden sich zudem zwei Konditorinnen und ehrenamtliche „Kuchenomis“, so wurden kurzerhand drei Torten gebacken. Für Kaffee und andere Getränke war zwischenzeitlich gesorgt, während die Kinder in Gruppen auf den Pferden und Ponys reiten durften – selbstverständlich unter fachkundiger Anleitung des Teams der Spatzenscheune. Vor allem bei der organisierten Ostereiersuche glänzten die Augen von Klein und Groß. Die überdachte Reithalle eröffnete genügend Platz zum Spielen und hätte selbst bei regnerischem Wetter den nötigen Schutz bieten können, aber Petrus meinte es wohl gut an diesem Apriltag.

Kinderlachen und tiefe Dankbarkeit

„Mein Kind hat heute das erste Mal wieder gelacht“ – Worte einer ukrainischen Mutter, berichtete Lia Frankenbach freudig. Hier wird die Hilfe und „Reittherapie“ besonders sichtbar, wenn die Kinder auf dem Rücken der Pferde, gesichert durch geschultes Personal, für einen Moment die Strapazen der vergangenen Wochen und die Realität ausblenden können.

Auch für Lena, die vor gut fünf Wochen mit ihrem Sohn aus der Ukraine geflüchtet war, sei es am wichtigsten, dass sie und ihr Sohn nun in Sicherheit seien und „keine Bomben mehr fallen“. Sie habe zehn Tage mit ihrem Sohn im Keller verbracht und sei daraufhin mit anderen Ukrainerinnen in einem Auto sieben Tage unterwegs gewesen, berichtete sie unter Tränen. Das verletzte Bein ihres Sohnes konnte erst in Deutschland behandelt werden. Tiefer seien nun allerdings die Verletzungen in den Herzen. 80 Kilometer von Kiew entfernt bewohnten sie ein Haus, hätten „ein gutes Leben“ geführt – nun sei alles kaputt. Die Hochschullehrerin, die auch Deutsch an einer Privatschule in der Ukraine unterrichtete, hoffe nun hier auf einen Job, um den ukrainischen Kindern Deutsch beibringen zu können. Besonders wichtig sei ihr zu erwähnen, wie dankbar die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer seien – dies könne man „in Worten nicht ausdrücken“.

Auch Anne Boot und das ehrenamtliche Team der Spatzenscheune waren sichtlich ergriffen und auch etwas überrascht worden von so viel guter Resonanz an diesem Nachmittag. Erschöpft, aber glücklich zeigte sich das gesamte „Kernteam“ der Spatzenscheune über diesen bunten, fröhlichen Nachmittag, der sicherlich bei allen Beteiligten mit vielen emotionalen Eindrücken in Erinnerung bleibt.

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