Erinnerung an Eugen Kogon – Der berühmte Königsteiner Nazi-Gegner wurde vor 120 Jahren geboren

Eugen KogonFoto: Stadt Königstein

An seinem 120. Geburtstag möchte die Stadt Königstein an einen ganz besonderen Bewohner erinnern. Eugen Kogon wurde am 2. Februar 1903 in München geboren, er lebte und arbeitete von 1950 bis zu seinem Tod am 24. Dezember 1987 in seinem Haus in Falkenstein.

Kogon war Publizist, Politologe, Professor für wissenschaftliche Politik an der TH Darmstadt und Leiter des Fernseh-Magazins „Panorama“. Sein wichtigstes Thema und sein Erbe ist der Kampf gegen den Nationalsozialismus. Noch heute ist sein erfolgreichstes Buch „Der SS-Staat“ das Standartwerk über die grauenvollen Taten der Nationalsozialisten. Vor Gericht war er einer der bedeutendsten Experten und Gutachter bei vielen NS-Prozessen in ganz Deutschland.

Eugen Kogon wurde erstmals 1936 und dann erneut 1937 wegen Widerstands gegen den Nationalsozialismus festgenommen. Im März 1938 folgte dann die endgültige Verhaftung in Österreich und am 22. September 1939 wurde Kogon als „Politischer“ und „Jude“ ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Nach eigenen Angaben sei seine früh verstorbene Mutter Jüdin gewesen. Die Gedenkstätte Buchenwald schreibt auf ihrer Internetseite: „Zweimal erfolgt eine Rücküberstellungen nach Wien und die Rückkehr nach Buchenwald. Ab 1942 beteiligt er sich an der Widerstandsbewegung im Lager. 1943 ist er Schreiber im Krankenbereich, dann Privatsekretär des SS-Arztes Dr. Erwin Ding-Schuler im Block 50, dem Hygiene-Institut der SS. Dreimal steht Eugen Kogon auf einer Deportationsliste in ein Vernichtungslager, dreimal gelingt es, ihn zu retten. Am 8. April 1945 wird er aus dem Lager geschmuggelt und schickt einen fingierten Brief eines US-Offiziers an den KZ-Kommandanten, der ihn zur Aufgabe bewegen soll.“

Nach der Befreiung verfasste der Publizist für die Psychological Warfare Division des Alliierten Hauptquartiers in Deutschland den Bericht „Das System der deutscher Konzentrationslager“. Später erweiterte er den Bericht und gab ihn 1946 unter dem Titel „Der SS-Staat – das System der deutschen Konzentrationslager“ als Buch heraus. Darin beschrieb er seine Sicht auf das System der Konzentrationslager und auf den nationalsozialistischen Schreckensstaat. Er beschrieb und analysierte ebenfalls die Veränderungen und Verrohungen, die die Haft im Konzentrationslager bei den Gefangenen ausgelöste.

Gemeinsam mit dem Journalisten Walter Dirks gründete Kogon nach dem Ende des Krieges die Wochenzeitschrift „Frankfurter Hefte“, die schon bald zu einer der wichtigsten politisch kulturellen Publikation werden sollte. Journalisten und Intellektuelle veröffentlichten Texte zur Entwicklung Deutschlands und Europas.

Seinen Lebensunterhalt verdiente Kogon in erster Linie als Hochschullehrer. 1951 wurde er auf einen der drei in Hessen erstmals eingerichteten Lehrstühle für Politikwissenschaften an der Technischen Hochschule Darmstadt berufen.

Mitte der 60er Jahre übernahm er dann die Leitung und Moderation des bekannten ARD-Politikmagazins „Panorama“, das bis heute im Fernsehen läuft.

Von 1950 bis zu seinem Tod am 24. Dezember im Jahr 1987 lebte und arbeitete Eugen Kogon in seinem Haus in Falkenstein.

Sein Sohn Michael veröffentlichte vor ein paar Jahren ganz persönliche Erinnerungen an seinen Vater, um auch der heutigen Jugend das Leben und Wirken Kogons nahezubringen. „Lieber Vati! Wie ist das Wetter bei Dir? Erinnerungen an meinen Vater Eugen Kogon. Briefe aus dem KZ Buchenwald“, heißt das Buch in dem der heranwachsende Michael die sieben Jahre der Inhaftierung des Vaters als eine tiefgreifende Störung des Familienlebens, die zerreißt und vieles durcheinander bringt, beschreibt. Michael Kogon erinnert sich im Buch nicht nur persönlich, sondern dokumentiert auch Briefe der Mutter, der drei Kinder sowie heimlich verfasste Mitteilungen des Vaters.

Zum Gedenken an Kogons 120. Geburtstag stellt die Stadt eine Schale mit Blumen auf das Grab des berühmten Königsteiners.

Der Königsteiner Eugen-Kogon-Preis

Seit dem Jahr 2002 ehrt die Stadt Königstein mit dem Eugen-Kogon-Preis Persönlichkeiten und Institutionen, „die sich den Grundwerten lebendiger Demokratie verpflichtet fühlen, ihr Leben in den Dienst dieser Werte stellen und dabei so erfolgreich waren, dass dies auch an ihrer öffentlichen Bedeutung ablesbar ist.“

Erster Kogon-Preisträger war der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski. Der Eugen-Kogon-Preis für das Jahr 2012 war dem ehemaligen Staatspräsidenten der Tschechischen Republik, dem Schriftsteller Václav Havel, zuerkannt worden. Der Preis wurde posthum am 22. Februar 2013 verliehen, die Laudatio hielt der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. Zu den Trägern des Eugen-Kogon-Preises der Stadt Königstein gehören unter anderen auch Stéphane Hessel, Hildegard Hamm-Brücher, Hans Maier sowie das Maximilian-Kolbe-Werk.

Dem Kuratorium des Eugen-Kogon-Preises unter dem Vorsitz des Stadtverordnetenvorstehers Dr. Michael Hesse gehören an: Esther Schapira, Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn, Prof. Dr. Diether Döring, Prof. Dr. Peter Euler, Hermann Groß, Beate Großmann-Hofmann, Bürgermeister Leonhard Helm, Bertram Huke, Dr. Alexander Jehn, Stadtarchivarin Dr. Alexandra König, Beate Kogon Aboulgheit, Peter Lückemeier, Klaus Schwope, Rabbiner Andrew Steiman, Günther Vieser und Stephan Zalud.



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