Event-Sommer schon jetzt eine Erfolgsgeschichte

Gut drauf: Comedian Serhat Dogan setzte seine Pointen mit einer ordentlichen Portion Schalk im Nacken.

Königstein (as) – Jede Woche von Freitag bis Sonntag ist Kulturzeit in Königstein – und ganz viele gehen trotz Sommerferien hin, manche sind sogar Stammgäste. Ganz gleich, ob auf der Bühne in der Konrad-Adenauer-Anlage Rock&Pop, Jazzmusik, Klassik oder Comedy geboten wird. „Es ist schon jetzt der erfolgreichste Event-Sommer überhaupt“, sagt Königsteins Veranstaltungsmanager Ron Wolf schon nach Woche drei bei noch zwei ausstehenden Wochenenden. Er und Kollege Florian Fuchs, die sich die Einsätze teilen, spüren es in den Armen. Denn die vorab aufgestellten Stühle reichen nie. Eine Sitzbank nach der anderen müssen sie noch vor und während der Aufführungen nach vorne schleppen – bis das Lager hinter der Bühne leer ist. Und trotzdem nehmen noch einige Besucher auf der Wiese Platz, stellen selbst mitgebrachte Stühle auf hören von derOechsle-Weinbar aus zu.

Deutschkurs mit Musikhits

Die Atmosphäre beim Event-Sommer stimmt jedenfalls – so auch am vergangenen Wochenende, wo jeweils wieder mehr als 300 Interessierte bei freiem Eintritt (merke: auch was nichts kostet, kann gut sein) dabei sein wollten. Am Freitag hatte der Königsteiner Gewerbeverein HGK eingeladen und den Auftritt des Comedian Serhat Dogan präsentiert. Ein Alleinunterhalter, der es gelernt hat, sich in Deutschland durchzuschlagen. 2004 kam er im Alter von 30 Jahren ohne Deutschkenntnisse aus Izmir ins Land. „Eine Katas­trophe“, wie er gleich zu Beginn seines Programms zugab. Er musste sich durch die deutsche Grammatik kämpfen, und zu allem Überfluss wurde Griechenland in jenem Jahr auch noch Europameister. Er kämpfte sich durch die deutschen Städte (sein aberwitziges „Tagebuch“ war ein Großteil des Programms) und irgendwann auch nach oben auf die deutschen Veranstaltungsbühnen, um heute als „lustigster Mann Südanatoliens“ oder auch als der „osmanische Otto“ zu gelten. Kämpfen musste er sich am Freitag auch dreieinhalb Stunden durch dichten Reiseverkehr von Köln nach Königstein, um gerade einmal eine Stunde vor dem geplanten Beginn um 19 Uhr in der Burgenstadt einzutreffen. Deutsch lernte er zunächst über das Fernsehen („Mein erster Satz war: ,Ruf an!‘“) sowie über die Liedtexte bekannter Hits, die er jeweils kurz anspielte, um seine Verständnisprobleme – auch der deutschen Mentalität – etwas „hops“ zu nehmen. Auf „Verdammt ich lieb dich, ich lieb dich nicht …“ folgerte Dogan: „Deutsche Männer können sich nicht entscheiden. In der Türkei ist das einfach: Da treffen sich die Eltern ...“

Seine Kommentierungen bekannter Textpassagen waren das Highlight des Abends. „Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz, und es haben auch viele gelacht“, sagte Udo Weihe vom HGK-Eventteam im Wissen, dass man die Königsteiner maximal mit gutem Humor aus der Reserve locken kann. Ein Thema, das der Comedian auch aufgriff, als die Reaktion zwischendurch mal unter den Erwartungen blieb: Wenn die Deutschen lustig sind, haben sie „Pipi in den Augen“, sonst „einen Stock im Hintern“, verglich Serhat Dogan. Da müsse er sich ernsthaft Sorgen um den Gesundheitszustand der Teutonen machen.

Schade für viele, dass das Programm nach einer Stunde auch schon wieder vorbei war, aber bei einem Comedian, der in jedem zweiten Satz eine Pointe raushaut und kaum Luft zu holen scheint, ist auch nicht viel mehr möglich.

Mandoliner spielen Rockklassiker

Am Sonntag wurde es auch wieder voll, denn dass ein Königsteiner bzw. in diesem Fall ein Falkensteiner Verein die Bühne in der Konrad-Adenauer-Anlage bekommt, ist doch eher selten beim Event-Sommer. 100 Jahre alt ist der ehrwürdige Mandolinen-Club Falkenstein in diesem Jahr geworden. Und zwischen Jubiläumsfeier, Preisverleihungen und dem großen Herbstkonzert im Casals Forum Kronberg (es gibt nicht mehr viele Karten) hatten die Herren und Damen der Saiteninstrumente auch noch Zeit für ihren überhaupt erst zweiten Auftritt im Rahmen des Event-Sommers. „Es ist doch wunderbar, dass man uns ins Programm integrieren konnte“, so der Vorsitzende Michael Danzer. Da die Akustik unter freiem Himmel aber doch eine schlechtere ist als etwa im Bürgerhaus Falkenstein und „wir uns selber nicht richtig hören“ (Danzer), machte es das 18-köpfige Orchester unter Leitung von Natalia Alencova sich und seinen Zuhörern so angenehm wie möglich.

Es spielte irische Stücke, europäische Volksweisen, einen feurigen Tango als Eigen-Komposition Alencovas und interpretierte vor allem auch einige Klassiker der Pop- und Rockgeschichte, immer fein und informativ anmoderiert von Martin Nitsche. Ob „Another Day in Paradise“ von Phil Collins, „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel, „Billie Jean“ von Michael Jackson oder „Sailing“ von Gavin Sutherland – viele Rockgrößen haben sich an diesen Stücken versucht und sie auf ihre Weise interpretiert, und auch die Falkensteiner Mandoliner haben es getan. Das klang bekannt, aber doch rein instrumental wieder anders, sehr melodisch und zarter als bei den Originalen – einfach schön! „Genau das richtige Programm für diese Bühne“, fand ein Zuhörer, der die Mandoliner schon häufiger gehört hat.

Auch Anton Wächtler ließ sich das Konzert nicht entgehen. Bis vor vier Jahren spielte das heute 94 Jahre alte Ehrenmitglied aktiv im Orchester mit, insgesamt 70 Jahre lang, und bildete als seinen ersten Schüler Jürgen Schnöbel aus, der längst die Erste Mandoline spielt. Die komplexen Werke und neu eingeübten Stücke aus der Vereinshistorie wollen sich die Mandoliner für den wohl einmaligen Auftritt im Casals Forum aufheben.

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