Als ebenso versierter wie von den Behörden geplagter ehrenamtlicher Arbeitsplatzvermittler hatte Dr. Dietmar Kirchner besonders viel „input“ für Annette Goy, die als Fachbereichsleiterin der „Leitstelle Integration“ des Hochtaunuskreises wissen wollte, wo sie von offizieller Seite her etwas verbessern könne.
Fotos: Friedel
Königstein (hhf) – „Wir verlieren jede Menge Jobs“, da die zuständigen Behörden sich teils als ahnungslos auf dem eigenen Gebiet erweisen, vor allem aber nicht miteinander kooperieren, grollt Dr. Dietmar Kirchner. Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer wird da noch etwas deutlicher: „Systemischer Frust zerstört die Ehrenamtsstruktur“ warnt sie, und: „Das Ehrenamt ernst nehmen heißt Wohnungssuche erleichtern!“
Vor allem, weil es immer wieder um geringe Beträge bis unter einem Euro (monatlich) geht, an denen die Unterstützung einer Jobsuche oder die Genehmigung einer Wohnungsmiete nach langem Prozedere scheitert, erheben die beiden große Vorwürfe in Richtung von Annette Goy. Die allerdings ist selbst schuld, denn als Fachbereichsleiterin der Fachstelle Integration hatte sie gefragt, wo es denn im Bereich der Kreisverwaltung etwas zu verbessern gebe...
Klare Worte
Nur vordergründig wirkten die Szenen, die sich auf dem Plenum des Freundeskreises Asyl ergaben, aggressiv. Tatsächlich machten sich hier unverzagte, wenn auch gewaltig genervte Ehrenamtler in klaren Worten Luft, weil sie darum gebeten worden waren. Ganz bewusst war Annette Goy angetreten, um – wie in ihrem gesamten Zuständigkeitsgebiet – nicht nur die Sachlage, sondern auch die Stimmung derjenigen zu erkunden, die sich vor Ort um Flüchtlinge und Asylbewerber kümmern. Und da hat sich auch die Kreisverwaltung einige deutliche Ansagen verdient, das weiß Annette Goy, die vor etwa einem Jahr zur „Leitstelle Integration“ gestoßen ist. Sie nimmt nichts persönlich.
Ganz persönlich war es ihr aber eine „Herzensangelegenheit“, genau an dieser Stelle zu arbeiten, von dort gezielt das Ehrenamt zu unterstützen und sich um „Reibungsverluste“ zu kümmern: „Ich möchte eine Brücke ins Landratsamt sein“, dortige Vorgänge nach außen transparent machen und intern vor allem für bessere Vernetzung der unterschiedlichen Dienststellen sorgen. Insbesondere auch für besondere Schwierigkeiten in Einzelfällen will sie Ansprechpartnerin sein – für Ehrenamtliche, aber auch für die Kommunen, die sich ebenfalls in diesen Belangen bisher nicht gut unterstützt fühlen.
Keine Wohnungen
Vorneweg bei der Wohnungssuche fühlen sich auch Gemeindeverwaltungen im Landkreis der hohen Mietpreise hilflos, für Ehrenamtliche ist es „wohl die undankbarste Arbeit, die sie sich aussuchen können.“ „Wir haben nix“, fasst Frank Müller die Lage auf dem Wohnungsmarkt aus städtischer Sicht zusammen, damit entstehen zusätzliche Kosten – und da ist der Kreis dann wieder „mit im Boot“. Besonders schlimm: Findet ein Schützling mit Wohnung eine geringfügig bezahlte Arbeit, fallen Leistungen weg und die Wohnung kann dadurch unbezahlbar werden.
Einige dieser Bemessungsgrenzen fallen in die Zuständigkeit von Landkreis beziehungsweise Kreisausschuss, also besteht Hoffnung auf Besserung. Eine weitere Hoffnung liegt in einer verbesserten Kommunikation der Gemeinden untereinander, um die Wohnungssuche professioneller anzugehen und neue Ideen zu finden und zu verbreiten.
„Dickicht von Regeln“ bremst
„Warum klappt es beim Hochtaunuskreis nur, wenn Mittelspersonen eingeschaltet werden?“ Die Kritik am wohlmeinenden Ansatz gilt vor allem für die Vermittlung von Praktika und Arbeitsstellen, da verhindert ein „Dickicht von Regeln im Unterholz“ und Unklarheit der Behörden über Zuständigkeiten manchen Erfolg. Das aber bremst nicht nur den Eifer der Arbeitswilligen, auch die Arbeitgeber stoßen hier an ihre Grenzen.
Es gibt also viel zu tun, aber auch positive Nachrichten, so wie die Weihnachtsgeschenke, die der Kreis für die rund 25 Teilnehmer des Plenums („Wertschätzung des Ehrenamts“) ausgesucht hat. Es handelt sich dabei um ein multinationales Kochbuch, das aus einschlägigen Aktionen der Königsteiner Kochbuchautorin Anne-Katrin Sura erwachsen ist: „So schmeckt der Taunus“, Herausgeber ist der Hochtaunuskreis.
Und Frank Müller startet eine weitere Offensive zur Wohnungssuche: Wer sich vielleicht bisher nicht getraut hat, fremde Menschen in sein Haus zu lassen, kann sich gerne in einem unverbindlichen Gespräch mit ihm unter der Telefonnummer 06174-202-382 informieren und beraten lassen, Suzanne Müller-Hess vom Fachdienst Asyl steht unter 061746394508 ebenfalls völlig unverbindlich zur Verfügung.
Immer in Aktion: Katharina Stoodt-Neuschäfer freut sich über Angebote, das neue Plakat aufzuhängen, das Anne Basse gerade präsentiert: Im i-Punkt gibt es Neuigkeiten.