Jeder hilft, wo er kann – fünfzig Jahre „Bürger helfen Bürgern“

Königstein (blk) – Als sich vor fünfzig Jahren die einstige Sozialgruppe des 1968 gegründeten und auch heute noch sehr aktiven Diskussionskreises Taunus als eigenständiger Verein „Bürger helfen Bürgern“ unter der Federführung der inzwischen verstorbenen Inge Buscher auf den Weg machte, ahnte noch niemand, welche Erfolgsgeschichte die karitativ ausgerichtete und derzeit aus rund einhundert ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern bestehende Gemeinschaft schreiben würde. Wobei der Begriff Erfolg in diesem Zusammenhang eigentlich eher nachdenklich stimmt, denn „die Bürger“, die im Übrigen selbst nicht nur in Königstein, sondern auch in umliegenden Kommunen leben, haben vor allem ein Ziel – in Not geratenen Königsteinerinnen und Königsteinern schnell und unbürokratisch finanzielle und praktische Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen.

Bedürftige auch in Königstein

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, Armut gäbe es nur in Städten oder Gemeinden mit sozialen Brennpunkten. Doch weit gefehlt. Denn auch im schmucken Königstein gibt es Mitmenschen, denen es längst nicht so gut geht, wie das gepflegte Erscheinungsbild der Stadt vermuten lässt. Der Verein „Bürger helfen Bürgern“ spricht auf seiner Homepage immerhin von rund zweihundertfünfzig Familien und einhundertfünfzig Alleinstehenden, die „schwer mit den Anforderungen des täglichen Lebens zu kämpfen haben“. Ältere alleinstehende Menschen, aber auch zunehmend jüngere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die durch zum Beispiel eine eigene Erkrankung, den Tod des Partners, Scheidung oder auch den Verlust des Arbeitsplatzes in Not geraten, scheuen möglicherweise aus Scham den Gang zu den zuständigen Behörden oder wissen nicht, an wen sie sich wenden können.

Härtefälle abfedern

Oft haben diese Menschen zwar die notwendigen offiziellen Anträge auf Unterstützung gestellt, müssen jedoch manchmal monatelang warten, bis der Amtsschimmel in den in vielerlei Hinsicht oft überlasteten Behörden endlich „in die Gänge“ kommt. In solchen Härtefällen können „die Bürger“ einspringen. Da werden dann Anträge gemeinsam ausgefüllt oder die hilfsbedürftigen Personen sogar zum zuständigen Amt begleitet. Kurzfristig kann der Verein auch finanzielle Überbrückungshilfen leisten. Einzige Voraussetzung ist, dass die hilfsbedürftige Person den Wohnsitz in Königstein hat. Und selbstverständlich wird, um Missbrauch vorzubeugen, in enger Kooperation mit dem Sozialamt sorgsam geprüft, ob eine Berechtigung zur Hilfe durch den Verein „Bürger helfen Bürgern“ tatsächlich gegeben ist. Ist dies der Fall, dann können Betroffene auf rasche Unterstützung durch den Verein hoffen.

Breites Hilfespektrum

Das Spektrum der ehrenamtlichen Hilfeleistungen durch „die Bürger“ ist groß. Angefangen bei Sachspenden wie zum Beispiel dem dringend benötigten Schulranzen für das Kind eines in Not geratenen alleinerziehenden Elternteils, Schuhen und Bekleidung bis hin zur Finanzierung von Lebensmittelgutscheinen oder auch Essen auf Rädern, bieten die Mitglieder des Vereins auch Fahrdienste und Begleitung zu Arztbesuchen oder Behördengängen an. Auch Notdienste, wenn beispielsweise ein alleinstehender Mensch gerade aus dem Krankenhaus entlassen wurde und sich selbst noch nicht versorgen kann, werden vom Verein „Bürger helfen Bürgern“ organisiert.

Dank des Engagements der Vereinsmitglieder können mehrmals im Jahr Senioren- wie auch Behindertenausflüge veranstaltet werden, wobei hierbei großen Wert auf ein „gepflegtes“ Programm mit netten Restaurantbesuchen und auch Besichtigung von Sehenswürdigkeiten gelegt wird. Selbstverständlich chartert der Verein hierzu entsprechend ausgestattete Fahrzeuge.

Kooperation mit Haus Rafael

Besonders hervor zu heben ist auch die Kooperation mit dem Haus St. Raphael. Monatlich organisieren „die Bürger“ Kaffeenachmittage für die Bewohner des Alten- und Pflegeheimes der Barmherzigen Brüder und zu Geburtstagen wurde von Vereinsmitgliedern sogar ein Besuchsdienst eingerichtet, wobei ein kleines Blumensträußchen oder Präsent dabei natürlich auch nicht vergessen wird. Übrigens wird der Kuchen für die Kaffeenachmittage im Haus St. Raphael meist von Mitgliedern des Diskussionskreises Taunus gesponsert. Die beiden Vereine fühlen sich nach wie vor eng miteinander verbunden.

Jubiläumsfeierlichkeiten

Diese Verbundenheit, auch fünfzig Jahre nach Gründung des eigenständigen Vereins „Bürger helfen Bürgern“, war auch im Verlaufe der Jubiläumsfeierlichkeiten am vergangenen Samstag auf dem Kapuzinerplatz in Königstein spürbar. Zahlreiche langjährige Mitglieder des Diskussionskreises Taunus waren zum großen Ehrentag der „Bürger“ gekommen. Bei den angeregten und gut gelaunten Gesprächen an den wunderschön mit herbstlich anmutendem Blumenschmuck dekorierten (von der Stadt Königstein zur Verfügung gestellten) Tischreihen, schwelgte man in Erinnerungen, tauschte Neuigkeiten aus und versäumte auch nicht den Blick in die Zukunft des Vereines „Bürger helfen Bürgern“.

Mitstreiterinnen und Mitstreiter gesucht

Denn soziales Engagement steht und fällt mit sozial engagierten Bürgerinnen und Bürgern und dem Verein liegt es sehr am Herzen, dass sich auch zukünftig zahlreiche Menschen aus Königstein und Umgebung für „die Bürger“ einsetzen. Angelika Rupf, seit 2012 erste Vorsitzende und davor bereits seit 2009 in stellvertretender Vorsitzfunktion beim Verein „Bürger helfen Bürgern“, hat hierbei eine ganz besondere Zielgruppe „im Auge“, nämlich hilfsbereite Menschen „um die Sechzig“, die die Verantwortung für die eigenen Kinder bereits hinter sich gelassen, daher wieder mehr Zeit für ein Ehrenamt haben und auch noch fit genug dafür sind. Wer sich also angesprochen fühlt und Zeit und Lust hat, einmal bei „den Bürgern“ reinzuschnuppern, der kann sich gerne telefonisch unter 06174 / 3003, per Email an info[at]bhb-koenigstein[dot]de oder über das Kontaktformular auf der Vereinshomepage www.bhb-koenigstein.de mit dem Verein in Verbindung setzen.

Pünktlich um 11 Uhr am vergangenen Samstag eröffnete Angelika Rupf die Jubiläumsfeierlichkeiten und begrüßte die bereits zahlreich erschienenen Besucher - unter ihnen auch viele Ehrengäste.

Ehrenvolle Anerkennung des sozialen Engagements

Bürgermeister Leonhard Helm hob in seiner Ansprache besonders hervor, wie bedeutsam das Engagement des Vereines „Bürger helfen Bürgern“ für das soziale Leben in Königstein sei. Vor allem durch die enge Kooperation und „Verzahnung“ des Vereines mit der Verwaltung, würden oft rasche Erfolge erzielt und so könne Betroffenen zeitnah geholfen werden. Helm überreichte einen verschlossenen Briefumschlag mit einem, wie er sagte, „Geburtstagsgeschenk der Stadt Königstein“. Nadja Majchrzak, in ihrer Funktion als Vertreterin der Stadtverordnetenversammlung, war ebenfalls zum Kapuzinerplatz gekommen, um den „Bürgern“ zum 50. Vereinsjubiläum zu gratulieren. Auch Majchrzak war voll des Lobes über die wertvolle Arbeit des Vereines. Hinsichtlich des Vereinsmottos „Jeder hilft, wo er kann“ jedoch appellierte sie, wie auch die Vereinsvorsitzende Angelika Rupf selbst, an alle Bürgerinnen und Bürger, trotz der momentan angespannten und unsicheren Zeiten nicht nachzulassen in dem Bestreben, diejenigen unter den Mitmenschen zu unterstützen, die auf Hilfe angewiesen seien.

Für die CDU-Fraktion Königstein kam Thomas Boller kurz zum Gratulieren vorbei. Weitere Ehrengäste waren Ihre Lieblichkeit, Burgfräulein Angelika I. sowie ihr Junker Daniel, der in seiner, wie Angelika Rupf amüsiert meinte, Funktion als Vertreter der „Plaschis“ dann eben einmal verkleidet hätte erscheinen müssen.

Vereine arbeiten zusammen

Mit den „Plaschis“, dem Königsteiner Narrenclub 1971/79 e.V. „Die Plasterschisser“, ist der Verein „Bürger helfen Bürgern“ ebenfalls seit vielen Jahren verbunden. Aber auch andere Königsteiner Vereine unterstützen „die Bürger“ regelmäßig bei der Organisation von Veranstaltungen. Zum diesjährigen Jubiläum hatte es sich zum Beispiel der Burgverein nicht nehmen lassen, eine tolle Spielecke für Kinder aufzubauen, während der Förderkreis der Städtepartnerschaft mit Kinderschminken und Bastelaktionen für ein weiteres Highlight bei den kleinen Gästen sorgte. Auch die Pfadfinder Königstein unterstützen „die Bürger“ regelmäßig bei Events – Wie wunderbar für „die Bürger“, soviel Unterstützung und Rückenstärkung von den anderen Königsteiner Vereinen zu erfahren.

Große Resonanz

Anlässlich des diesjährigen 50. Jubiläums waren viele Familien mit Kindern, aber auch zahlreiche ältere Menschen, bereits vor dem offiziellen Beginn gekommen, um sich bei einer Tasse Kaffee, einem Stück Kuchen oder auch, wer mochte, einer frisch gegrillten Bratwurst ein schattiges Plätzchen zu sichern. Denn die Sonne schien besonders schön und warm an diesem Tag, so dass die von der Stadt Königstein organisierten Pavillons wie gerufen kamen. Im großen, freundlicherweise von den „Plaschis“ zur Verfügung gestellten, Zelt war neben der bereits erwähnten „Bratwurst-Station“ ein opulentes Kuchenbuffet aufgebaut. Später wurde dann auch noch „Obatzer“ mit Brezn aufgetragen - sozusagen als Vorgeschmack auf das demnächst stattfindende Königsteiner Oktoberfest. Für alle Speisen und Getränke galt das Prinzip der freiwilligen Spende. Zu diesem Zweck war ein großes Sparschwein aufgestellt, das hoffentlich am Ende der Veranstaltung prall gefüllt war. Denn: Ohne die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ginge auch beim Verein „Bürger helfen Bürgern“ nicht viel. Neben dem Erlös aus dem alljährlich stattfindenden Weihnachtsbasar sowie großzügiger Unterstützung durch z.B. den Lions Club und den Rotary Club sind „die Bürger“ jedoch auch auf jede noch so kleine Einzelspende hilfsbereiter Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Wer den Verein gerne auf diesem Wege unterstützen möchte, kann auf folgendes Spendenkonto überweisen: Taunus Sparkasse, IBAN DE27 5125 0000 0013 3095 07, BIC HELADEF1TSK.

Würdigung des großartigen Engagements des Vereines „Bürger helfen Bürgern“ – Bürgermeister Leonhard Helm ließ es sich nicht nehmen, der ersten Vereinsvorsitzenden Angelika Rupf persönlich zu gratulieren.Foto: Löber-Kieslich

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