Paul Kiefer hatte die Kreiner-Zitronentorte persönlich ausgeliefert: Dr. Julia Hefty verabschiedete Ulrich Lange (beide Geschäftsführung Hochtaunuskliniken) in den Ruhestand, was ihm Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann, Landrat Ulrich Krebs und Bürgermeister Leonhard Helm (von links nach rechts) mit Torte und einem „flüssigen Gruß“ versüßten. Tipp bei der Hitze: „Die Torte schnell essen und das andere noch etwas liegen lassen.“
Foto: Friedel
Königstein (hhf) – Am 6. Juli erinnerte Dr. Dieter Hausmann an die Gründung des Königsteiner Krankenhauswesens durch Dr. Georg Pingler und die Dernbacher Schwestern vor 150 Jahren. Deren Begründerin, Katharina Kasper, wurde 2018 von Papst Franziskus heiliggesprochen, eine Ausstellung über ihr Leben wird aktuell im Bischofssitz Limburg gezeigt.
Chirurg Dieter Hausmann selbst ist ebenfalls mit der Geschichte des hiesigen Krankenhauses eng verbunden, er war dort von 1886 bis 2006 ärztlicher Direktor und kümmert sich seitdem um die historische Aufarbeitung dieses Teilbereichs der Heimatgeschichte. Einige Jahre hat er gemeinsam mit Ulrich Lange, der 2003 erst als Controller und 2004 dann als Geschäftsführer die Geschicke von St. Josef leitete, für den Erhalt des kleinen Krankenhauses gekämpft.
Auf Gründer folgt Erhalter
Nach rund 15 Jahren, die ihm so einiges an Kunststückchen und Fachwissen abverlangt haben, ist Ulrich Lange nun zum Juli in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Damit hat der Mann, ohne den es das Krankenhaus heute wohl nicht mehr gäbe, den Gründungstermin vor 150 Jahren nur um eine knappe Woche verpasst.
Ein „herzliches Dankeschön für 13 Jahre Zusammenarbeit“ sprach ihm Bürgermeister Leonhard Helm aus und betonte, es sei ihm wichtig, dass er nach so langer Zusammenarbeit mit dem „geschätzten Geschäftsführer“ nicht sang- und klanglos auseinandergehen wolle. Das sahen etliche Weggefährten wohl ebenso, daher füllte sich das Foyer des Krankenhauses zusehends mit Menschen, die sich ebenfalls von Ulrich Lange verabschieden wollten. Der wiederum hatte dafür gesorgt, dass das Ganze nicht „sang- und klanglos“ über die Bühne ging und mit der „Overall Jazz Gang“ für die passende Untermalung des Treffens gesorgt. Dazu kam ein Buffet aus der hauseigenen Küche, die dem Auftraggeber in Absprache mit der neuen Geschäftsleitung ein kräftiges „Upgrade“ hatte zukommen lassen, eine ganz spezielle Form des Dankes aus den Reihen der Mitarbeiter.
Menschliches Antlitz bewahrt
„Menschlichkeit kostet Geld“, zumindest im Gesundheitswesen, daher bescheinigte der Bürgermeister: „Wir hatten gemeinsam eine schwere Zeit“, und doch sei es Ulrich Lange gelungen, „das menschliche Antlitz des Krankenhauses zu bewahren“. Alexander von Bethmann erinnerte sich als Mitglied im Aufsichtsrat ebenfalls an manche neue „Horrormeldung bei den Besprechungen“, doch „Ulrich Lange kämpfte beharrlich weiter für sein Haus.“ Landrat Ulrich Krebs rechtete sogar nach, dass er mit Ulrich Lange schon länger zusammengearbeitet habe als mit den kreiseigenen Hochtaunuskliniken: „Damals haben wir hier neu umgebaut, heute ist es schon wieder veraltet.“ Aber die Weichen für den nächsten, zukunftsträchtigen Umbau sind schon gestellt.
Jazz-Manager und Violinist
Ganz besonders herzlich verabschiedete Dr. Julia Hefty ihren Kollegen schließlich, als sie – teils in Interviewform – „Privates über Ulrich Lange“ ans Tageslicht brachte. Wer wusste denn schon, dass der gebürtige Würzburger als Kind einer musikalischen Familie erst Geigen in verschiedener Größe spielte, bevor er merkte, dass seine „langen Finger“ sich auch zum Operieren eignen könnten? Sein Medizinstudium ergänzte er mit Geisteswissenschaften, um den Menschen in seiner Gesamtheit besser zu erfassen. Nach einer Zeit als Stabsarzt bei der Bundeswehr („Nein, meine Erfahrung in Menschenführung habe ich eher aus dem Studium...“) ärgerte er sich so sehr darüber, dass Ärzte nicht genug Zeit für ihre Patienten haben, dass er sich fortan als Manager im Jazz-Bereich betätigte.
Nach 15 Jahren erschien ihm diese Branche allerdings doch als zu unsicher und er kehrte über den Weg des Gesundheitsmanagers zurück zur Medizin. Mit 50 Jahren bewarb er sich wegen der ansprechenden Anzeige nach Königstein, erkannte „Es ist Bedarf hier!“ und stürzte sich in die Arbeit: „Heute kommt langsam wieder, was wir damals abgeschafft haben.“
Engagierte Politiker
„Ulrich Lange war die Idealbesetzung für St. Josef, ohne ihn gäbe es das Krankenhaus nicht mehr“ fasste Dr. Julia Hefty das Werk ihres Kollegen in klare Worte: „Wenn ich irgendwo als Vertreterin von St. Josef auf Tagungen war, wurde ich immer gefragt ‚Ja gibt es das denn noch?‘ – Ging es Dir auch so?“ – „Nein, ich wurde immer als Geschäftsführer von St. Josef vorgestellt und dann war alles klar...“ Und was war Deine Lieblingstätigkeit hier im Haus?“ – „Die Weihnachtsfeier ausrichten!“
Dennoch „Mit Politikern um Lösungen ringen“ nimmt Ulrich Lange als eine positive Erinnerung mit in den Ruhestand; der Grund: „sie (die Politiker) waren so engagiert.“. Seinen Lebensabend möcht er mit Lesen, Reisen und Violone-Spielen ausfüllen.