„Immer schön locker bleiben“

Königstein (gs) – Wer Heinz Eichhorn kennt, verbindet mit ihm nicht nur diesen markanten Satz, sondern auch sein verschmitztes Lachen, seinen herzlichen Humor und vor allem sein großes Engagement für die Königsteiner Fassenacht. Am 25. Juli wird der Grandsigneur der musikalischen Unterhaltung in Königstein 80 Jahre alt – ein Alter, das zwar auf dem Papier steht, das man ihm aber nicht wirklich zuschreiben mag.

Sein Herz schlägt für die Fassenacht, weshalb ihn viele Bürgerinnen und Bürger auch noch aus den Zeiten seiner aktiven Teilnahme an den großen Königsteiner Fassenacht-Sitzungen und natürlich als Initiator der närrischen Traditionsveranstaltung „Locker vom Hocker“ kennen. Angesichts der Covid-19-Pandemie kann Fassenacht aktuell leider nicht stattfinden, weshalb Heinz Eichhorn, wann immer es seine Zeit zulässt, in der Stadt unterwegs ist. Er genießt die schönen Spazierwege und macht sich dabei Gedanken zu dem einen oder anderen städtischen „Problembereich“, dessen Verbesserung er sich im Sinne aller Bürger wünschen würde. Er liebt seine Heimatstadt, betrachtete ihre Entwicklung im Laufe der Jahre mit durchaus kritischem Blick und hat auch heute eine fundierte Meinung zu aktuellen Themen, die auf der kommunalpolitischen Agenda stehen.

Als waschechter Königsteiner wurde Heinz Eichhorn im St. Josef-Krankenhaus in der Kurstadt geboren. Obwohl damals noch sehr klein, kann er sich noch heute an die Bombennächte der letzten Kriegstage erinnern, den Weg ums Haus herum in den Luftschutzkeller und das damit einhergehende Donnern der Flieger und Bomben – eine Erinnerung, die tief verwurzelt ist. Aber Heinz Eichhorn wäre nicht der Mann, den viele Königsteiner kennen, wenn er nicht seinen erfolgreichen Weg ins Leben gefunden hätte. Seine Prämisse, immer nach vorne zu blicken – jedoch selten zurück, eröffnete ihm stets neue Blickwinkel und Wege, die es zu erobern galt.

Seine Schulzeit verbrachte er in der damaligen Volksschule in der Wiesbadener Straße, um sich anschließend der Berufswahl zu stellen. Kein leichtes Unterfangen, merkte er doch recht schnell, dass der erlernte Handwerksberuf nicht die richtige Wahl gewesen war. Ein bedauerlicher Unfall bei der Bundeswehr, der ihm die Ausübung des erlernten Berufes unmöglich machte, machte den Weg frei für eine kaufmännische Umschulung, die ihn schlussendlich in eine erfolgreiche Berufslaufbahn führte.

Damit nicht genug, wollte sich Heinz Eichhorn gerne für und in seiner Heimatstadt engagieren und stand lange vor der Frage: „Verein oder Kommunalpolitik?“, die bekannterweise zugunsten der Vereinswelt entschieden wurde. Seine humorvolle Sicht auf das Leben und sein Faible für die Fassenacht und den Sport brachten ihn dem Königsteiner Vereinsleben recht schnell nahe. Bereits im Jahr 1960 engagierte er sich bei der 50-Jahr-Feier des Fußballvereins des 1. FC Königstein mit der Organisation einer denkwürdigen Jubiläumsfeier, wie sie die Kurstadt bis dato wohl noch nicht erlebt hatte. Auch sein erster Kontakt zum Gesangsverein 1860 Concordia Königstein fiel in dieses Jahr und sollte im Anschluss für viele Jahre fortdauern.

Karnevalistisch verdiente sich Heinz Eichhorn seine ersten Meriten als Kultfigur der „Tollen Frau aus der Tingeltangel Show“, die er im Rahmen der damals von der Kolpingfamilie im Café Dorn veranstalteten Fastnachtsveranstaltung zum Besten gab. Eben diese Veranstaltung im Jahr 1962 war es auch, bei der Heinz Eichhorn seine spätere Ehefrau Erika kennenlernte. „Ich habe meinen Mann als Frau kennengelernt“, merkt Erika Eichhorn mit einem Lächeln an, wenn sie diese erste Begegnung Revue passieren lässt. Seine Liebe zur „Fassenacht“ war es dann auch, die ihn 1971 zum Gründungsmitglied des „Narrenrings“ machte. Als Zusammenschluss von fünf Königsteiner Vereinen veranstaltete der Narrenring in den Folgejahren im HdB jene denkwürdigen „Fassenachts“-Sitzungen, bei denen die Königsteinerinnen und Königsteiner in ihren Kostümen Schlange standen, um eine der begehrten Eintrittskarten zu „ergattern“. Als im Jahr 1979 einer der Gründungsvereine den Narrenring verließ, gründete Eichhorn mit einigen Mitstreitern kurzerhand die „Narrenzunft“, die als Karnevalsverein aktiv wurde und deren langjähriger Vorsitzender er war, bis er sich im Jahr 2012 einem neuen Projekt zuwandte.

80 Jahre und motiviert
Foto: Scholl

Gemeinsam mit einigen ebenfalls fassenachtsaffinen Mitstreitern suchte Heinz Eichhorn damals nach einem Veranstaltungsformat, das unter dem Motto „Back to the Roots“ zu den Wurzeln der Königsteiner Fassenacht zurückkehren sollte. Entstanden ist daraus die ebenso geniale wie hochkarätige Fastnachtsveranstaltung „Locker vom Hocker“, die (normalerweise) alljährlich am Fastnachtsdienstag in der Villa Borgnis ein begeistertes Publikum findet.

Aber nicht nur zur Fassenacht ist Heinz Eichhorn in Nicht-Corona-Jahren musikalisch aktiv. Beliebt und über die Grenze von Königstein hinaus bekannt sind auch seine Tanzabende, an denen er als musikalischer Alleinunterhalter Jung und Alt mindestens einmal im Monat dazu animiert, vergnügt das Tanzbein zu schwingen. Ein großes Stammpublikum sorgt dabei regelmäßig für einen vollen Saal, weshalb die Veranstaltung unter Pandemiebedingungen bedauerlicherweise auch nicht stattfinden kann.

Die Musik ist Heinz Eichhorns Lebenselixir, andere Menschen mit Musik, Tanz und Gesang zu unterhalten, macht ihm auch persönlich viel Freude. Umso schmerzlicher ist der Verzicht, den er in der Pandemie noch immer üben muss. „Es ist, wie es ist“, pflegt er zu sagen und übt trotzdem im „stillen Kämmerlein“ neue Melodien ein – für die Zeit nach der Pandemie. Denn eines ist sicher – wenn er wieder darf, wird Heinz Eichhorn auch wieder loslegen. Neue karnevalistische und musikalische Ideen sind entstanden und warten darauf, dem Publikum präsentiert zu werden. Seine Frau Erika, die ihn in all den vielen Jahren intensiver Vereinsarbeit tatkräftig unterstützt hat, trägt auch diese Entscheidung ihres Mannes gerne mit, denn niemand weiß besser als sie, welchen wichtigen Platz die Musik in Heinz Eichhorns Leben einnimmt.

Nun werden die zwei jedoch erst einmal zu einer kleinen Reise aufbrechen, die von lieben Freunden anlässlich des runden Geburtstages für sie organisiert wurde. Überhaupt sind Erika und Heinz Eichhorn gerne gemeinsam unterwegs. Bad Füssing ist für sie zu einer zweiten Heimat geworden, wo sie sich wohlfühlen, gerne etwas für ihre Gesundheit tun und ganz nebenbei gemeinsam schöne Stunden verbringen können. Etwas Erholung tut sicher auch gut, denn wenn es erst wieder losgeht, dann steht für Heinz Eichhorn das Jubiläum „50 Jahre Fassenacht“ auf der Agenda, was ganz sicher ebenfalls gebührend gefeiert werden wird!



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