„Kingstruments“ swingten das HdB

Königstein
(aks) – Was für ein Sound! So klingen die „Kingstruments“, der Name zusammengesetzt aus „Kingstone“ und „Instruments“, Königsteiner Instrumentalisten, ca. 30 an der Zahl mit gewaltigen Posaunen, Saxofonen, Klarinetten, Querflöten, unüberhörbaren Pauken – und einem sehr langen Atem. Seit zehn Jahren treffen sich die Laienmusiker in den Proberäumen der St. Angela-Schule und haben in dieser Zeit ein beachtliches Repertoire und einen mitreißenden Sound entwickelt, der auch an diesem Abend im HdB einem Monumentalfilm gleicht.

Das Haus der Begegnung platzte aus allen Nähten und alle, Musiker und Zuschauer, vereinte die unbändige Freude über ein echtes Konzert – das erste eigene Konzert der „Kingstruments“ nach zwei Jahren kulturellen Lockdowns.

Die Heiterkeit der Musiker wirkte ansteckend. Der Dirigent Andrew Laubstein mit charmantem englischen Akzent im feinen schwarzen Frack leitete hochkonzentriert und doch mit Augenzwinkern sein Ensemble und nahm das Publikum mit auf eine sehr stimmungsvolle und vor allem klangstarke Reise durch die Jahrhunderte mit. Von Wagners pompösem Pilgerchor aus dem „Tannhäuser“, Mozarts „Ave Verum Corpus“, „Nimrod“ von Edward Elgar bis zu Mussorgskys „Pictures of an Exhibition“, das war erschütternd schöne Musik – gerade in diesen Arrangements für Bläser – deren Zauber sich niemand entziehen konnte (und auch nicht wollte). Die Renaissance Suite mit Pauken und Trompeten ist tolles Kopfkino mit belebten spätmittelalterlichen Marktplätzen voller quirliger Händler und Gaukler. Dazwischen wuselte der agile und wortgewandte Posaunist und Moderator Marlon Brosser zwischen seinem Instrument und dem Mikro hin und her und erzählte sehr launig und unterhaltsam vom tieferen Sinn der Musik.

Bürgermeister Leonhard Helm gab sich die Ehre, auch er gut gelaunt und hocherfreut über ein volles Haus der Begegnung. Die „Kingstruments“ und mit ihnen die Musikschule Königstein seien ein „Aushängeschild für Königstein“. Er wünschte allen „weiteres frohes Schaffen“ und bedankte sich für die Spenden des Abends für die Ukrainehilfe, die seit Monaten den Geflüchteten mit Rat und Tat hilfreich zur Seite steht.

Als der letzte Ton von „The Great Gate of Kiew“ verklungen war, wurde es dunkel im Saal und alle erhoben sich in Gedenken an die Menschen aus der Ukraine, denen dieser Abend gewidmet war.

Im zweiten Teil ging es sichtlich locker weiter, der Dirigent im schwarzen T-Shirt lud das Publikum ein, zu pfeifen, mit dem Schlüsselbund zu klimpern, zu klatschen, zu schunkeln und zur Musik zu tanzen. Platz sei doch vor der Bühne genug: „Hauptsache, Ihr habt Spaß“! Bei „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Ennio Morricone, der die Filmmusik für ca. 500 Filme komponiert hat, kam das Publikum in Fahrt und pfiff ziemlich nonchalant mit. Laubstein war zufrieden und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Ich habe klassische Musik studiert, und man sieht, das Publikum möchte was anderes“.

Moderator Marlon Brosser setzte sich zum Finale ein Löwenkäppchen auf – die Lacher waren auf seiner Seite – um die phänomenale Musik von „The Lion King“ anzusagen, die alle zum Schluss noch einmal ungebremst in ihren Bann riss. Der Komponist Hans Zimmer stammt aus Königstein, wer hätte das gewusst?

Die Zuschauer kamen auf dieser musikalischen Expedition sichtlich in Fahrt und waren am Schluss nicht mehr zu bremsen. Die Interaktion mit den Musikern wirkte befreiend, und es stimmte, Musik tut der Seele gut. „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ – Nietzsche hat recht!

Der festliche Ausklang in Königstein nach den beeindruckenden Leistungen der Radrennfahrer des 1. Mai – da war man schon als Zuschauer aus der Puste – wurde mit der Musik der „Kingstruments“ aus mehreren Jahrhunderten unvergesslich und endete mit frenetischem Applaus und Standing Ovations.

Das Bläserensemble „Kingstruments“ mit Dirigent Andrew Laubstein und Posaunist und Moderator Marlon Brossler versetzten das HdB in gute Schwingungen.
Foto: Sura



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