Kissen fliegen, Beine wirbeln, Worte sitzen – Helau

Die „Kronjuwelen“ hatten sich für diesen Tanz aus dem Bett gequält. Denn eigentlich waren sie laut Choreographie von Trainerin Angi Georgi krank. Doch die Wirkung des Riesenzäpfchens war famos und brachte Lahme zum Tanzen. Ein Riesenspaß auf der GroPlaSi. Foto: Schramm

Falkenstein (as) – Ein festlich geschmücktes Falkensteiner Bürgerhaus – restlos ausverkauft – und ein mehr als fünfstündiges Bühnenprogramm voller Frohsinn und Heiterkeit. Die GroPlaSi, wie sie so liebevoll abgekürzt wird, die große Sitzung des Narrenclubs „Die Plasterschisser“, markierte wieder den Höhepunkt der Königsteiner Fastnachtskampagne. Mit sehenswerten Show- und Gardetänzen, witzigen Büttenreden mit dem einen oder anderen ernsten Unterton und lautstarker Stimmungsmusik hatten die Plaschis eine schöne Mischung zusammengestellt mit einigen „Stargästen“ aus der Nachbarschaft und der Meenzer Fassenacht.

Und die Plaschis hatten die 220 Närrinnen und Narrhalesen – es mussten noch Tische für 20 Gäste angebaut werden – dazu eingeladen, es sich trotz körperlicher Daueraktivität wie Klatschen und Schunkeln gemütlich zu machen. Sie hatten ihnen die Qual der Wahl abgenommen, ein spezielles und vielleicht wenig bequemes Kostüm finden zu müssen, denn das Motto lautete „Pyjama-Party – wo Kissen im Takt fliegen“. Und so machte sich der Großteil der Gäste gerne im Schlafanzug locker, wobei auch bei diesem Thema der Kreativität keine Grenzen gesetzt waren.

So erschien Moderatorin Ela van der Heijden zunächst hellwach im Bettkostüm auf der Bühne, sie sei einfach „im Bett geblieben“. Da hatte sich der erste Jubelsturm der Narren gerade erst gelegt. Für diesen hatten die Plaschis All-Stars mit ihrem von Helen Dawson choreographierten Showtanz gesorgt. Zu Liedern wie „Moonlight Shadow“, „Abenteuerland“ und „Ohne Dich schlaf ich heute Nacht nicht ein“ hatten die 24 Tänzerinnen und Tänzer aus den verschiedensten Gruppen ein fulminantes Intro hingelegt.

Mit schönen Träumen sollte es danach weitergehen. Die Kindertanzgruppen der Plaschis, die Gummibärchen und die Smarty’s, bekamen für den „Tanz der Engel“ bzw. „All die Millionen Sterne“ den verdienten Riesenapplaus. Dabei war bei den Jüngsten auch Ann-Sophie, die Enkelin von Plaschi-Vize Robert Glässer, für die der große Auftritt ein besonderer Moment an ihrem Geburtstag war. Spätestens bei den Sweet Candys, der nächstgrößeren Gruppe der Plaschis, wurde klar, dass das Thema Träume und Pyjama an diesem Abend der rote Faden bleiben würde – bis hin zu den großen Tanzgruppen wie die (weiblichen) Goldstücke und die Resi-Dancers sowie die (männlichen) Kronjuwelen, bei denen auch der Plaschi-Vorsitzende Daniel Georgi mittanzte. Alle bewiesen, dass man im sportlichen Pyjama-Outfit einen professionellen – und attraktiven – Tanz-Auftritt hinlegen kann. Ela van der Heijden dankte in diesem Zusammenhang allen Helfern und Näherinnen, die die Plaschi-Gruppen ausgestattet und sich generell für die GroPlaSi ins Zeug gelegt hatten.

Professionell, das waren auch die Redebeiträge: Den Auftakt machte Wolfgang Riedel mit seinem Protokoll. Der passionierte Fotograf hatte eine Kamera auf einem Stativ neben seinem Rednerpult aufgebaut, unter seinem Motto „Ich fotografier gern rein, in unser schönes Königstein“ fand er viele politische Einstellungen vor der Linse. Ob Bürgermeisterin-Wahlkampf, Bahnübergänge in Schneidhain, Halloween, Innenstadtgestaltung, die teure Kita, der Ort für die Grundschule und nicht zuletzt der „Grundsteuer-Schock“ – kaum ein Königsteiner Politikthema der letzten zwölf Monate ließ der Protokoller unbelichtet. Und ein Denkanstoß in politisch (durchaus auch im städtischen Umfeld) aufgeheizten Zeiten: „Denkt daran, dass auch der andere mal Recht haben kann.“

Bettina Marris aus Oberursel überzeugte als etwas füllige und vor allem schlagkräftige Flugbegleiterin der Air Orschel, und das kongeniale „Duo Gnadenlos“ Nicole Hülsmann/Ela van der Heijden konnte beim Thema „Wechseljahre“ keinen Schlaf finden, zählte eifrig Schäfchen und sammelte mit Sprüchen wie „Vor 20 Jahren habe ich gesagt, dass ich gut im Bett bin. Heute sage ich: Gut, dass ich im Bett bin“ Applaussalven. Dreimal Helau zum Abgang hatten sich alle auf der Bühne redlich verdient, genauso wie den Sekt, den Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko den Aktiven (im Erwachsenenalter) gespendet hatte.

Mit einem fetzigen Auftritt von Stammgästen der Plaschis, der Gruppe „Tanzrausch“ aus Mainz-Kastel, ging es in die Pause. Der Grinch als Hassfigur und 25 ebenfalls grün geschminkte und passend zur Optik spektakulär tanzende Frauen sorgten für eine Riesensause, die nach den 2 mal 11 Minuten Pause direkt weiterging.

Und zwar mit der Musik- und Showband Jocus ebenfalls aus Mainz-Kastel, die das Gefühl des Abends „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ auch mit Blasinstrumenten perfekt auf die schunkelnden Reihen übertrug.

Doch die Stimmung war noch zu steigern, als das Königsteiner Showband-Original, angeführt von Dennis Lauter, durch die Reihen und auf die Bühne marschierte: „Was wäre die Königsteiner Fassnacht ohne die MuShoBa!?“, rief Ela van der Hejden. Sie wäre sehr viel ärmer.

Die Königstänzer, die Goldstücke und die Kronjuwelen setzten dann noch die tänzerischen Glanzpunkte, ehe beim hörgewaltigen Finale mit den Ketscher Hewwiggugglern nochmal alle Aktiven gemeinsam auf die Bühne durften.

Lustig war es die ganze Zeit, politisch wurde es auch häufiger als sonst – kein Wunder am Abend vor der Bundestagswahl. Ela van der Heijden, Protokoller Wolfgang Riedel und Steffen Jobst, der in der Bütt den herrlich trockenen Pfarrer Fulder gab: Jeder, der das große Wort führen durfte, forderte die Narren auf, am Sonntag irgendwann aus den Pyjamas rauszuschlüpfen und wählen zu gehen, und bitte alternativlos das Richtige. Den ersten Wunsch erfüllte das gesamte deutsche Wahlvolk mit der besten Wahlbeteiligung seit der Wiedervereinigung. Ob es auch richtig gewählt hat, muss dann jeder für sich selbst beantworten.

Einen anderen, längst vollzogenen Wahlausgang nahm Pfarrer Fulder aus Mainz-Mombach als Vorlage für eine Fürbitte: Für die Tesla-Fahrer (es sollte einige geben in Falkenstein …), die Elon Musk so reich gemacht hätten, dass er den Wahlkampf für Donald Trump finanzieren konnte.

Doch mit so viel Wahltrubel noch nicht genug: Auch die Gäste durften mit Stimmzetteln, die unter jeden Stuhl geklebt waren, wählen: Und zwar den Slogan der Kampagne 2026. Dabei setzte sich „Eine Reise durch die Jahrzehnte“ deutlich gegenüber „Dschungelfieber – Narren außer Rand und Band“ und „Es war einmal – die närrische Märchenwelt“ durch. Damit ist klar: Die närrische Reise des Narrenclubs von 1971/1979 geht auch nach mehr als einem halben Jahrhundert immer weiter und weiter ...

 

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