Klasse Stimmung und eine Rekordbeteiligung: Königsteiner Benefizlauf macht Menschen glücklich

Der jüngste Laufnachwuchs machte am Sonntag den Anfang, sicher geleitet durch die Laufasse Finn Kohlenbach und Jana Becker vom Königsteiner LV.  Foto: Lions-Club

Königstein (as) – Es braucht nicht immer ein Jubiläum, um besondere Aufmerksamkeit zu erzeugen und Menschen anzulocken. Bei der elften Auflage des Königsteiner Benefizlaufs haben die Aktiven mit den Füßen abgestimmt und für einen neuen Rekord gesorgt. Mehr als 1.100 Laufbegeisterte, darunter mehr als 400 Kinder, waren am vergangenen Sonntag in ihre Sportschuhe gesprungen, um auf den verschiedenen Lauf- und Walking-Distanzen sportlich ins endlich etwas wärmere Frühjahr zu starten – und damit Geld für die Hilfsorganisationen Kinderhilfe Organtransplantation (KIO) und Philipp Julius e.V., der Familien mit schwerstbehinderten Kindern unterstützt, zu sammeln.

Mit diesen Zahlen ist der Königsteiner Benefizlauf nicht nur einer der größeren Volksläufe in Hessen mit einer Lauf-Community, die im Kindesalter beginnt und am Sonntag mit dem ältesten Starter Heinz Behret (84) endete. Die Veranstaltung ist – als erste im Königsteiner Open-Air-Kalender – auch wieder ein großes Fest für die ganze Familie gewesen.

„Wir sind sehr zufrieden mit diesem Tag“, freute sich die Vorsitzende des veranstaltenden Lions Clubs Königstein Burg, Gundi Gaab. Daran hatte sicher auch das „perfekte Laufwetter“ seinen Anteil, wie Club-Vize Marion Neuschaefer-Menke hervorhob, denn im letzten Jahr war es am gleichen Termin fast schon zu heiß zum sportlichen Laufen gewesen. Die paar Regentropfen zwischendurch – geschenkt! Für die Läuferinnen und Läufer, unter die sich Prominenz wie TV-Star und Let’s Dance-Jurorin Motsi Mabuse und Svenja Schwarz, zweifache Goldmedaillengewinnerin bei den Special World Games 2019, gemischt hatten, war das vielleicht sogar eine willkommene Erfrischung an dem schweißtreibenden Anstieg am Schweizer Haus hinauf in den Kurpark, der auf der längsten Strecke von zehn Kilometern gleich viermal bezwungen werden musste.

Dort oben befand sich wieder der Start- und Ziel-Bereich vor der Villa Borgnis, der sich über Stunden hinweg proppenvoll mit gut gelaunten Menschen präsentierte. Die konnten es sich bei einem großen Kinderprogramm, Informations- und Mitmachangeboten der Charity-Partner und Hauptsponsoren, den herzhaften Speiseangeboten des Königsteiner Narrenclubs „Die Plaschis“ sowie den süßen Verlockungen an der Kuchentheke des Fördervereins der Schule am Kastanienhain gutgehen lassen. Das alles bei der informativen Moderation durch HR-Journalistin Christiane Rau, die einige Gesprächspartner und den Schirmherrn des Laufs, Ersten Stadtrat Jörg Pöschl, auf ihrem Moderatorenpodest begrüßen durfte. Und die es sich nicht nehmen ließ, während des 10-km-Laufs für eine Laufrunde ihren Arbeitsplatz zu verlassen. „Ich habe als Jugendliche an vielen Läufen teilgenommen, es macht etwas mit dir“, brachte sie ihre Leidenschaft für den Laufsport zum Ausdruck.

Eine Leidenschaft, die sich auf viele junge Läuferinnen und Läufer bereits übertragen zu haben scheint. In Rekordzahl waren sie bei den Kinder- und Jugendläufen am Start, die auf kürzeren Rundkursen durch Altstadt und Kurpark führten. Beim 700-Meter-Lauf sorgte das sogar für das Novum, dass das Feld aus Sicherheits- und Platzgründen in zwei Gruppen aufgeteilt werden musste, womit es insgesamt vier Starts für den Nachwuchs gab.

Und obwohl bei einem Benefizlauf die sportlichen Leistungen eher im Hintergrund stehen und deshalb auch keine Uhren mitlaufen oder offizielle Sieger geehrt werden, wurde auch schon bei den Jüngsten ordentlich um die Plätze gekämpft. So gab es beim 1.400-m-Lauf fast ein „Fotofinish“, bei dem der Zehnjährige Laurent Müller knapp die Nase vorn hatte. Den 2,5-Kilometer-Lauf nutzten die Jugendlichen des Königsteiner Leichtathletik-Vereins als Vorbereitung auf ihre weiteren Wettkämpfe. Hier war Simon Gaulke mit selbst gestoppten 10:27 Minuten der Schnellste und zufrieden. „Aber das Ende war hart“, sagte der junge Mehrkämpfer, der seine Stärlen auf der Mittelstrecke hat.

Der längste Lauf über zehn Kilometer wurde zu einer klaren Angelgenheit von Florian Kaltenbach aus Karben in handgestoppten 42:29 Minuten. Er startet für die noch junge Falkensteiner Laufgruppe IG Trailrunning Taunus und war bereits am Vormittag beim Feldberglauf vorne dabei gewesen (Platz sieben und Erster der M45). Von der für ihn neuen Strecke und den „perfekt angereichten Bechern am Verpflegungsstand – besser als bei einigen großen Läufen“ zeigte er sich begeistert.

Das war über alle Maßen auch Orga-Chefin Ulrike Frech vom Acticity-Team der Lions-Damen: „So viele fröhliche Gesichter habe ich selten gesehen. Da geht einem einfach das Herz auf. Und ich bin froh und dankbar, dass wieder alles so gut über die Bühne gegangen ist.“ Verletzungen gab es keine, nur ein paar Tränen, die bei Kinderläufen aber normal sind. Frechs besonderes Lob galt der Stadt Königstein, den vielen Freiwilligen und insbesondere dem Team vom Betriebshof für den Auf- und Abbau. „Es ist schön zu sehen, wie jedes Rädchen ineinandergreift. Ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass unser Lauf mal so groß wird.“

Der Benefizlauf ist einfach eine Veranstaltung geworden, die von der gesamten Stadt mit Leidenschaft und Engagement getragen wird. Einer zwölften Auflage im nächsten Jahr sollte daher nichts im Wege stehen.

Wo die Spenden ankommen: Philip Julius e.V. und KIO

Es ist ein schönes Bild beim ersten der beiden 700-Meter-Läufe. Vorne eine Horde von Mädchen und Jungen, hintendran ein stattlicher Mann, der in einem Laufkinderwagen seinen Sohn schiebt. Dem Kind ist die Freude über die schnelle, schaukelnde Fahrt deutlich anzusehen. Es handelt sich um Thomas Selberdinger und seinen Sohn Aaron, der mit schweren Behinderungen lebt. Mutter Manuela Selberdinger ist die Geschäftsführerin des Philip Julius e.V. aus Bad Vilbel, eines der beiden Charity-Parter in diesem Jahr, der sich um Familien mit Kindern kümmern, die mehrfach schwerstbehindert sind. Inklusion ist das große Stichwort im Pavillon des Vereins, mit einem Quiz und einem von vielen Kindern mit bunten Kreisen bemalten Tuch, das symbolisiert, dass jeder Mensch so akzeptiert wird, wie er ist und ein Teil der Gesellschaft ist. Mit den Spendengeldern möchte Philip Julius den Familienurlaub „Atempause“ am Chiemsee fördern, bei dem die Eltern gemeinsam mit ihren betroffenen Kindern, aber auch die gesunde Geschwister, von Ehrenamtlichen so betreut und entlastet werden, dass ein echter Urlaub mit Freizeit möglich ist.

Ähnliches Bild nebenan bei KIO. Hier sind Johann und Tochter Helena Kinczler, die im Alter von zweieinhalb Jahren ein Spenderherz erhalten hat und heute 13 Jahre alt ist, sogar gemeinsam die 2,5-km-Strecke gelaufen. Auch hier freute sich Franziska Liebhardt vom Vorstand über die „tolle Atmosphäre“ im Kurpark und das große Interesse am Stand, wo sie gemeinsam mit jungen Erwachsenen, die organtransplantiert sind, über das Thema und die große Bedeutung der Organspende informierte. Die Gelder des Benefizlaufs gehen in einen Hilfsfonds für Familien in finanzieller Not, die weite Wege zu Transplant-Klinken haben und Geschwisterbetreuung organisieren müssen und decken damit Kosten ab, die von Krankenkassen nicht übernommen werden.

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