Eine Königsteiner Erfolgsgeschichte, die Mut macht

Wollen etwas bewegen: Stephan Ruegg, Sabrina Lampe, Doreen Eichhorn, drei der fünf Vorstandsmitglieder des Fördervereins Kinderneurologie Königstein e.V.

Königstein (blk) – Wenn das kein Grund zur Freude ist… vor einunddreißig Jahren, 1992, gründeten betroffene Eltern zur Förderung neurologisch auffälliger und behinderter Kinder den Förderverein Kinderneurologie Königstein e.V.. Vielen Kindern und Jugendlichen im Alter von zwei bis fünfzehn Jahren konnte durch den beispiellosen Einsatz engagierter Eltern, ehrenamtlichen Unterstützern sowie natürlich auch der großzügigen Hilfe zahlreicher Sponsoren geholfen werden. Aus diesem Grunde lud der Förderverein am vergangenen Samstag ein zur Jubiläumsfeier 30+1 in den Innenhof der City-Arkaden Königstein.

Eigentlich war es mehr oder weniger ein sehr glücklicher Zufall, dass eine Königsteiner Familie vor über dreißig Jahren mit ihrem behinderten Kind nach Ungarn reiste. Die betroffenen Eltern hatten von der ungewöhnlichen und seinerzeit noch recht unbekannten Therapieform des, bereits im Jahre 1967 verstorbenen, ungarischen Arztes András Petö erfahren und wollten diese mit ihrem Kind ausprobieren. Mit sensationellem Erfolg, wie sich bald herausstellte. Zunächst mit Unterstützung des in Königstein niedergelassenen Kinderneurologen Dr. med. Michael Rochel begann dann die Erfolgsgeschichte des heutigen Vereines Kinderneurologie Königstein e.V.. Damals wie heute ging es um die Finanzierung der sogenannten „Konduktiven Förderung nach Petö“, da die Krankenversicherungen für diese Therapieform leider keine Unterstützung anbieten. Nicht jede Familie jedoch kann sich die Kosten für die notwendigen Therapieblöcke leisten und so unterstützt der Verein seit vielen Jahren betroffene Eltern auch in finanzieller Hinsicht. Darüber hinaus konnten durch Spendengelder geeignete Räumlichkeiten in Königstein angemietet und mit notwendigen Hilfsmitteln wie z.B. Matten, ergotherapeutischem Spielzeug usw. ausgestattet werden. Der Förderverein organisiert auch die Blocktherapien, die in altersgerechten Gruppen stattfinden, sowie zudem die Unterkunft der eigens aus Ungarn anreisenden, ausschließlich an der András Petö Fakultät der Semmelweis Universität Budapest geschulten, Spezialtherapeuten, die als Konduktoren bezeichnet werden. Die Ehrenamtlichen des Fördervereins Kinderneurologie Königstein e.V. bieten selbstverständlich auch umfassende Beratung für betroffene Familien an.

Zahlreiche Familien mit, wie der Verein sie liebevoll bezeichnet, „Petö-Kindern“, aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger waren zur Jubiläumsveranstaltung gekommen. Gemütliche Sitzgruppen, hübsch dekoriert mit Sommerblumen, luden zum Verweilen ein. Für das leibliche Wohl war mit diversen Kaltgetränken, Kaffee und einem üppigen Büffet mit Herzhaftem und Süßem bestens gesorgt.

Durch das Programm führte die erste Vorsitzende des Fördervereines für Kinderneurologie Königstein e.V. Sabrina Lampe, die sich sehr darüber freute, dass der Hessische Staatsminister für Soziales und Integration Kai Klose als Schirmherr der Jubiläumsveranstaltung auf der Facebookseite des Vereines Grußworte übermittelt hatte. Ein weiteres Highlight war der Besuch zweier Gründungsmitglieder, Frau Wenke und Frau Bolse, die den Zuschauern aus den spannenden Anfangszeiten des Fördervereines berichteten.

Für Unterhaltung sorgten sodann Nachwuchstalente der Musikschule Königstein an Saxophon, Querflöte, Klavier und Cello mit einem bunten Musikprogramm. Ganz besonders stolz war der Verein auf Jung-Comedian Luis Adam, der mit knapp drei Jahren damals selbst ein Königsteiner „Petö-Kind“ wurde und mit seinem Auftritt am Jubiläumsfest die Herzen der Zuschauer im Sturm eroberte und viel Applaus erntete. Luis bedankte sich herzlich beim Förderverein und allen, die diesen mit ihrer Unterstützung am Leben erhalten. Mehr über Luis in unserem kleinen „Künstlerportrait“.

Nach dem unterhaltsamen Teil des Nachmittags konnten interessierte Besucherinnen und Besucher gemeinsam mit einer Petö-Konduktorin die Therapieräume besichtigen und sich den Ablauf der Therapieblöcke erklären lassen. Für die jüngere Generation gab es im Außenbereich die Möglichkeit, sich z.B. ein Glitzertattoo aufmalen zu lassen oder einen Barfußpfad auszuprobieren. Da an diesem Tag auch noch der Wettergott mitspielte, konnte sich der Förderverein Kinderneurologie Königstein e.V. über eine rundum gelungene Veranstaltung freuen. Wer Beratungsbedarf hat oder den Verein gerne unterstützen möchte, findet alle Kontaktdaten auf der Homepage petoe-koenigstein.de.

Künstlerportrait

Der siebzehnjährige „Schüler und Dichter“, wie er sich selbst nennt, Luis Adam hat sich Großes vorgenommen: er möchte berühmt werden, wie sein Vorbild Heinz Erhardt. Schon als kleiner Junge begann er, Gedichte zu verfassen, die er später auf seinem eigenen Youtube-Kanal veröffentlichte. Inzwischen hat er ein umfangreiches Repertoire an Comedy, Gedichten und lustigen Musikparodien, alles witzigerweise in abgrundtief Hessischer Mundart souverän und alles andere als schüchtern vorgetragen. Sein cirka fünfundvierzigminütiges Programm hat Luis „Kaddoffelsippsche“ genannt und tourt damit nun durch Hessen.

Als Luis vor vierzehn Jahren mit seiner Therapie nach Petö begann, musste er erst mühsam das Krabbeln erlernen. Viele Jahre mit zahlreichen Therapieblöcken folgten. Luis ist gehbehindert und dadurch bis heute in vielen Bereichen eingeschränkt. Seine Lebensfreude, sein wacher Geist gepaart mit einem brillanten Sinn für Humor, seine Liebe zur Lyrik und vor allem sein Selbstbewusstsein jedoch machen Mut und Hoffnung. Seine „Botschaft“ möchte Luis nun gerne in die Welt hinein tragen und wer ihn auf die Bühne holen möchte, kann ihn gerne unter DichtundUndichtkunst[at]web[dot]de per Email kontaktieren. Kostproben seines Programms findet man auf Youtube und Instagram.

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