Königstein (gs) – Was bringt eine studierte Volkswirtin und ausgebildete Bankkauffrau dazu, in der Königsteiner Stadtbibliothek zu arbeiten und diese für dreizehn Jahre eigenverantwortlich zu leiten? – „Es war und ist die Liebe zum Buch und zur Literatur“, lautet die Antwort, die Simone Hesse mit einem Lächeln und ohne Zögern auf diese Frage gibt. Nach insgesamt 23 Jahren, in denen sie die Geschicke der Königsteiner Stadtbibliothek mitgestaltete und eigenverantwortlich leitete, wird Simone Hesse zum 31. Dezember aus dem aktiven Dienst bei der Stadt ausscheiden und die Leitung der Bibliothek an ihre Nachfolgerin übergeben.
Erfolgreiche „Seiteneinsteigerin“
„Ich war schon immer eine eifrige Besucherin der Bibliothek und habe mich bei meinen Besuchen gerne mit der ehemaligen Leiterin, Hildegard Berberich, ausgetauscht“, blickt die Mutter von drei Kindern in der Zeit zurück. „Es passte einfach“, merkt Simone Hesse an und so ergab sich aus den zahlreichen Gesprächen irgendwann die Frage, ob sie sich eine Mitarbeit in der Stadtbibliothek vorstellen könne. So „landete“ sie eher zufällig in eben jenem Job, der sie in den kommenden Jahren begeistern sollte. „Es war mir wichtig, meiner Arbeit in der Bibliothek auch eine fachliche Grundlage zu geben“ erklärte Simone Hesse die Tatsache, dass sie, begleitend zu ihrer Tätigkeit in der Stadtbibliothek, eine Qualifizierung zur „Fachangestellten für Medien und Informationsdienste – kurz FAMI“ absolvierte, die sie erfolgreich mit der Prüfung vor der IHK abschloss.
Ort der Begegnung
Im Jahr 2002 war sie in der Bibliothek „gestartet“ und mit dem Ausscheiden der langjährigen Leiterin Hildegard Berberich übernahm Simone Hesse im Jahr 2010 die Leitung der Königsteiner Stadtbibliothek. Die Rede wäre nicht von Simone Hesse, wenn sie zu diesem Zeitpunkt nicht schon zahlreiche interessante Projekte im Kopf gehabt hätte, die sie im Laufe der Jahre mit großem Erfolg umsetzte. „Der persönliche Kontakt zu den Besucherinnen und Besuchern war mir von Beginn an wichtig“, merkt Simone Hesse an, wenn es darum geht, über die Bibliothek als Ort der Kommunikation und der Begegnung zu sprechen. „Bei uns ist jeder willkommen – egal ob Liebhaber von zeitgenössischer oder historischer Literatur oder die Kids mit ihrer Liebe zu Kinderbüchern und den „Tonies“, die auf modernem Wege alte und neue Geschichten erzählen. Wer gemütlich eine Zeitschrift oder eine Zeitung bei einer Tasse Kaffee lesen möchte, der findet in der gemütlichen Leseecke ebenfalls ein schönes Plätzchen. „Einen Treffpunkt zu schaffen und die Möglichkeit zu bieten, mit anderen ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen, war meinem Team und mir immer wichtig“, so Hesse. Seit 16 Jahren ist Penny Gress im Team, die auch in der Coronazeit fest an ihrer Seite stand. Ihr Dank gilt auch Anni Leidenbach-Rode und Hildegard Berberich, die ebenfalls unterstützend zur Seite standen. Constanze Schleicher, eine ehemalige Kollegin, unterstützte darüber hinaus bei der Organisation und Umsetzung zahlreicher Projekte. Überhaupt, so Simone Hesse, könne sie sich auf ihr Team immer verlassen!
Erfolgreiche Projekte
Zahlreiche Projekte hat Simone Hesse in den mehr als zwanzig Jahren in Angriff genommen und damit die Bibliothek auch zu einem Ort der kulturellen Begegnung gemacht. Besonders am Herzen lag ihr die Leseförderung der Kinder. Im Rahmen bestehender Schulpatenschaften mit der Grundschule Königstein und dem Kids Camp finden regelmäßige Besuche der einzelnen Klassenjahrgänge in der Bibliothek statt und auch die anderen Königsteiner Grundschulen sind gern gesehene Besucher. Seit mehr als 15 Jahre findet darüber hinaus an jedem Dienstag eine Kinderveranstaltung statt – Bilderbuchkino und Vorlesestunde sind beliebte Veranstaltungen bei den Kids. Hierbei kann sie seit über zehn Jahren jede Woche auf die Unterstützung der beliebten Lesepatinnen zählen.
Im Jahr 2013 rief Simone Hesse das „Kinderforum“ ins Leben, im Rahmen dessen Referenten den Kindern über mehr als interessante Themen berichteten. Da gab es u.a. den Piloten, der über seinen Beruf und das Fliegen sprach, einen Opernsänger, einen Feuerwehrmann, usw. – sie alle vermittelten einen spannenden Einblick in interessante Berufsfelder und konnten die Kinder damit begeistern. Die Veranstaltung gab es bis 2018 und vielleicht wird die neue Leitung ja einmal etwas ähnliches ins Leben rufen. Unterstützt wurde das Projekt von der Carls Stiftung, ohne deren Engagement die Umsetzung nicht möglich gewesen wäre.
In den Jahren 2013-2015 gab es für Grundschulkinder die „Zeitreise“ - geschichtliche Rundgänge durch die Stadt, mit mehreren Stationen, an denen Geschichte und Geschichten erzählt wurden. Bei vielen beliebt sind auch die Vortragsreihen, in denen es lokalhistorische Vorträge von und mit Hermann Groß, Beate Großmann-Hofmann oder Rudolf Krönke gibt, die mit viel Lokalkolorit aus der Geschichte der Stadt berichten. Literarisch-musikalische Vorträge gab es ebenso, wie Poetry Slam oder Lesungen. Und weil die vielen tollen Projekte tatkräftige Unterstützung gut gebrauchen konnten, gründete sich im Jahr 2016 der Förderverein „Leselust“, der Simone Hesse nicht nur mit Frauen- und Manpower zur Seite steht, sondern ebenfalls tolle Autorenlesungen organisiert. Noch gut in Erinnerung sind hochkarätige Autorinnen und Autoren wie Kirsten Boie, Sibylle Lewitscharoff, Martin Walker, Benedict Wells, Charlotte Link oder Nele Neuhaus. Erfolgreiche Lesungen gab es aber auch für Familien und Kinder. Für die Veranstaltungen „Der kleine Hobbit“ (2022) und „Momo“ (2023) auf der Königsteiner Burg konnte, mit finanzieller Unterstützung des LIONS Club Königstein der Kur- und Stadtinformation, Rainer Rudloff gewonnen werden, der aufgrund seiner einmaligen Performance nicht ohne Grund als „begnadeter Vorleser“ gefeiert wurde. „Mittlerweile fragen Autorinnen und Autoren bei uns an, ob sie eine Lesung bei uns halten können“, merkt Simone Hesse mit einem Lächeln an – ein größeres Lob für ihre engagierte Arbeit kann es wohl kaum geben.
Großes Interesse bestand auch für die „Philosophische Runde“ mit Dr. Philipp Wiesehöfer, der bedauerlicherweise im Sommer dieses Jahres verstarb. Sechs Jahre lang diskutierte Dr. Wiesehöfer im Rahmen dieses wohl einzigartigen Formates mit seinen Gästen über philosophische Themen wie z.B. „Was ist der Mensch“ oder „Toleranz“. Ebenso beliebt war natürlich die „Literarische Runde“ mit Dr. Michael Hesse, der fast 15 Jahre lang über Bücher, Charaktere oder Autorenwerke referierte und seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei für die unterschiedlichsten Themen wahrhaftig begeistern konnte.
Der Abschied fällt schwer
Wenn Simone Hesse zum Jahresende die Leitung der Stadtbibliothek abgibt, hinterlässt sie ihrer Nachfolgerin eine „Bücherei“, die mit Leben erfüllt und bei den Bürgerinnen und Bürgern außerordentlich beliebt ist. „Ich war und bin unglaublich dankbar, dass wir mit der Stadt Königstein und allen engagierten Institutionen ein so gutes Miteinander haben, uns aufeinander verlassen können und damit vieles möglich wurde, was zunächst utopisch schien“, fasst Simone Hesse zusammen. „Es ist und war schön, diesen tollen Job mit so viel Unterstützung machen zu dürfen.“
Der Abschied fällt Simone Hesse schwer und doch ist sie der Überzeugung, dass es die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt ist. „Viele private Wünsche, Aufgaben und Themen warten auf mich“, merkt sie an und verweist auch an dieser Stelle auf zahlreiche Projekte, die im privaten Umfeld noch in Angriff genommen werden wollen. Ob sie sich ganz verabschieden wird?
Wohl eher nicht, denn eine ehrenamtliche Mitarbeit kann sie sich auch für die Zukunft gut vorstellen.