Mainzer Republik – eine demokratische Bewegung?

Unser Leser Hermann-Josef Lenerz aus Hattersheim am Main nimmt Stellung zu dem Artikel „Wege der Demokratie sichtbar machen“ auf Seite 2 der Königsteiner Woche Nr. 4/2021: „So endete die erste deutsche Demokratiebewegung, die 1793 zur kurzlebigen Mainzer Republik führte, mit der Verschleppung der Freiheitskämpfer nach Königstein“, entnehme ich dem 2. Absatz und bin recht verwundert. Soweit mir aus der einschlägigen Literatur bekannt, begannen die Mitglieder des Mainzer Jakobinerclubs (wohl jene besagten Freiheitskämpfer) ab Dezember 1792 mit Hilfe des französischen Militärs auf politisch Andersdenkende physischen und psychischen Druck auszuüben und für die politischen Veränderungen zu stimmen. Letztlich gaben ca. 10% der Stimmberechtigten ihr Votum ab. Es gab Misshandlungen (auch unter Zuhilfenahme von Ochsenziemern), Verschleppungen und Deportationen. Durch Emigration, Flucht und Vertreibungen reduzierte sich die Mainzer Bevölkerung von Herbst 1792 bis Sommer 1793 von 22.000 auf 12.000 Personen. In Anbetracht der Gesamtumstände schließe ich mich der Wertung des ehemaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Bernhard Vogel, an: „Die Mainzer Republik gehört NICHT in die Reihe demokratischer Bewegungen wie 1832 und 1848.“



X