Nähstube des Burgvereins startet mit neuer Leitung und frischen Ideen

Mit Jahresbeginn hat Stefanie Reul die Leitung der Nähstube des Burgvereins übernommen. Foto: Scholl

Königstein (gs) – Der traditionsreiche Königsteiner Burgverein e.V. plant für dieses Jahr das 70. Königsteiner Burgfest, wobei alle Beteiligten und Verantwortlichen hoffen, dass nicht nur auf der Burg gefeiert, sondern auch der traditionsreiche Umzug durch die Stadt in „altem Glanz“ stattfinden kann. Der mit dem Fest verbundene Umzug, an dem zahlreiche Gruppen – gekleidet in wunderschöne Kleider und Gewänder – teilnehmen, lockt dabei alljährlich viele Besucher aus nah und fern in die Burgenstadt – auch wenn die Liebhaber schöner Gewänder in den letzten zwei Jahren schmerzlichen Verzicht über mussten. Wo jedoch kommen all die schönen Kleider und wunderbaren Gewänder der Burgfräulein, Hofdamen samt Gefolge, der Handwerker und Bauern eigentlich her?

Neues Domizil Kirchstraße

Heimat dieser viel bewunderten Stoffschönheiten ist die Nähstube des Burgvereins, die seit ihrem Umzug im Jahr 2020 ihren neuen Platz in den Räumlichkeiten in der Kirchstraße gefunden hat. Vorher am Zauberberg in Ruppertshain ansässig, platzten der Fundus und das Nähatelier an alter Stelle aus allen Nähten, so dass der Burgverein froh war, die hellen und sehr viel größeren Räumlichkeiten am neuen Standort beziehen zu können.

Staffelübergabe

Mit Beginn des Jahres 2022 hat Stefanie Reul die Leitung der Nähstube übernommen. Sie wird dabei von Gudrun Fabis und Ela van der Heijden unterstützt. Bisher stand Inga Ernst an der Spitze des Nähstubenteams und prägte mit ihrer großen Liebe zu historischen Kleidern und Gewändern das Erscheinungsbild vieler Burgfräulein und ihres Gefolges. Jedes Burgfräulein hatte „ihr“ eigenes Kleid, dazu kamen die maßgerechten Änderungen für die Hofdamen und die vielen, vielen Erhaltungsarbeiten für den Kleiderbestand. Nach stolzen 42 Jahren hat sich Inga Ernst nun aus dem aktiven Geschehen rund um die Nähstube zurückgezogen und die Leitung an ihre Nachfolgerin übergeben.

Unglaublicher Fundus

Nun hat Stefanie Reul die „Herrschaft“ über die prallvollen Kleiderständer und gut bestückten Regale mit Hüten, Stoffen und allerlei Zubehör übernommen. Es ist sagenhaft, was sich an den vielen Kleiderstangen alles findet. Neben zahlreichen farbenfrohen Gewändern in jedweder Couleur und Größe gibt es eine große Auswahl an Röcken und Blusen, Ausstattungen für Gruppen verschiedener Altersklassen und Größen. Unzählige Accessoirs wie Haarbänder, Taschen, Tücher und Hüte füllen die raumhohen Regale und diverse Kisten und Körbe beherbergen noch Kopfbedeckungen, Unterröcke und viele andere Dinge, die z.T. einzelne Gewänder erst vervollständigen. Aber nicht nur die Damen können sich in der Nähstube traumhafte Gewänder aus edlen Stoffen, Samt oder auch Brokatstoffen aussuchen, sondern auch für die Herren stehen Ausstattungen zur Ausleihe bereit. Vom Junker über den Handwerker bis hin zum „einfachen“ Bürger ist auch hier eine große Vielfalt geboten. Besucher erleben die unglaubliche Vielfalt und Farbenpracht der nahezu 800 Kostüme und Gewänder oft als fast „übermächtig“, weshalb eine fundierte Beratung in diesem Falle Gold wert ist.

Fachgerechte Beratung

An dieser Stelle ist Stefanie Reul in ihrem Element – bei der Kundenberatung zu Stil, Farbe und Passform ist sie seit vielen Jahren eine begehrte Ansprechpartnerin, die ein sehr gutes Auge für ihre Kundinnen und Kunden hat. Für jede und jeden findet sie das passende Gewand, auch wenn manchmal etwas Überzeugungskraft notwendig ist. „Am Ende haben wir immer etwas Passendes gefunden, mit dem die Kundin oder der Kunde glücklich war“, beschreibt die neue Leiterin ihre Passion.

Erfolgreiches Nähatelier

Dass die schönen und zahlreichen Gewänder auch gepflegt, ergänzt und repariert werden, dafür ist das Nähatelier zuständig. „Auch wenn die Damen und Herren meistens sehr pfleglich mit den Sachen umgehen, müssen doch immer wieder einzelne Kleider aufgearbeitet oder repariert werden“, beschreibt Stefanie Reul die Arbeit die Kolleginnen aus dem Nähatelier. Zwar wurden und werden hier auch neue Gewänder erdacht, kreiert und genäht, jedoch steht die Aufarbeitung und Reparatur im Vordergrund. Rund um den großen Nähtisch herum sitzen die Damen und Herren gemeinsam bei der „Arbeit“ und entwerfen, flicken und nähen die Gewänder, die später auf dem Burgfest zu bewundern sind. „Hier ein paar Perlen aufnähen, dort einen Reißverschluss reparieren oder eine Naht schließen – im Nähatelier gibt es immer etwas zu tun“, fasst Reul die wichtige Arbeit des Teams zusammen. Dazu steht den Beteiligten ein voll ausgestattetes Atelier zur Verfügung. Unzählige Kisten mit Garnen, Dosen mit Perlen und Knöpfen oder Schachteln mit Strasssteinchen finden sich neben den Nähmaschinen und Nadelkissen und bergen all die kleinen Kostbarkeiten, die die Kleider so liebenswert und einzigartig machen.

Teamverstärkung gesucht

Dass es in der Nähstube immer etwas zu tun gibt, ist sicher kein Geheimnis. Das Team trifft sich immer dienstags in lockerer Runde, um gemeinsam notwendige Näharbeiten in Angriff zu nehmen oder auch, um neuen Ideen Raum zur Entfaltung zu geben. „Wer Lust am Nähen hat und uns unterstützen möchte, kann gerne vorbeikommen und schauen, ob er bei uns mitmachen möchte“, wirbt Stefanie Reul um Unterstützung für das Team. Besonders freuen würden sich die Verantwortlichen über die eine oder andere „nähkundige“ Mitstreiterin oder einen „nähkundigen“ Mitstreiter, die Kleider entwerfen und auch nähen können, denn auf diesem Feld ist mit dem Ende von Inga Ernsts Engagement ein wichtiger Platz mit viel kreativer Freiheit neu zu besetzen.

Tradition und frische Ideen

Das Hauptaugenmerk der Nähstube wird auch unter der Leitung von Stefanie Reul weiterhin auf der Ausstattung des Burgfestes mit entsprechenden festlichen Roben für Damen, Herren und Kindern liegen. Allerdings möchte sie die Arbeit der Nähstube etwas „offener“ gestalten. Dies betrifft nicht nur die Suche nach neuen nähkundigen Unterstützerinnen und Unterstützern, sondern auch neue Ideen für den „Einsatz“ der Gewänder. Vieles steht und fällt natürlich mit dem jährlichen Burgfest, aber Stefanie Reul könnte sich auch die Ausstattung anderer Veranstaltungen auf der Königsteiner Burg vorstellen. Angedacht sind zum Beispiel wechselnde Modenschauen zu unterschiedlichen Epochen oder auch Veranstaltungen, die das „Leben auf der Burg“ zum Thema haben. Hier ständen nicht nur die Burgfräuleins, sondern auch die Mägde, Köchinnen und Handwerker einmal im Mittelpunkt, deren historische Gewänder ebenfalls in der Nähstube vorhanden sind. „Ich möchte Burgleben ´erlebbar´ machen“, fasst Stefanie Reul ihre Ideen kurz und bündig zusammen.

Wer einmal in die Welt der Nähstube blicken möchte, ist immer dienstags zwischen 13 und 16 in der Klosterstraße 6 herzlich willkommen.

Nähutensilien für jede Gelegenheit bietet das Nähatelier.
Foto: Scholl

Schicke Hüte für das Burgfest!
Foto: Scholl

Schöne Kleider und Gewänder - soweit das Auge reicht.Foto: Scholl

Weitere Artikelbilder



X