Königstein (ms) – Über drei Jahrzehnte war sie für viele Kinder das Erkennungsmerkmal des Freibads im Woogtal: die quitschgelbe Wasserrutschbahn des Kinderbeckens. Im Herbst letzten Jahres hatte sie dann ausgedient. Porös war der Innenaufbau geworden und so planten Schwimm-Meister Hans-Joachim Tretschok und die Stadt Königstein ein neues Rutschvergnügen.
Schick ist die Neue. Einen glänzenden Edelstahlkörper hat sie und lädt mit ihrer Breite von 1,5 Metern zum Nebeneinanderrutschen ein. Am vergangenen Freitag wurde sie zur Mittagszeit ihrer neuen Bestimmung übergeben: grenzenloses Rutschvergnügen zu bereiten. So konnten die Beteiligten aus dem Schwimmbad, der Landschaftsgärtnerei und dem Bauamt auch nicht umhin, zumindest einmal Probe zu rutschen. Gedacht ist die neue zwei Meter hohe Wasserrutschbahn eigentlich für fünf- bis 14-jährige Badegäste.
Insgesamt beobachten die Schwimmmeister, dass sich alle Schwimmer sehr diszipliniert sowohl auf der Treppe als auch auf der Rutsche und im Wasser verhalten, auch wenn das notwendige Hinweisschild über die richtige Nutzung gerade noch angebracht wird. „Die neue Treppe ist weniger steil als die alte und auch die Stufen sind breiter. Das gibt Sicherheit“, weiß Schwimmmeister Tretschok, als er die technischen Details erklärt. Sein Kollege Stephan Thorwarth vom Bauamt ergänzt: „Wir mussten die Wasserrutsche sowohl in Bezug auf die Wassertiefe als auch auf das Alter der Nutzer auswählen. Die Seitenwände sind ebenso wichtig wie die Wassereinfuhr.“ Wassereinfuhr bezeichnet den Punkt, an dem die Rutsche aufhört und das Kind im Becken ankommt. Viele erinnern sich sicher lebhaft, dass bei der alten Rutsche die Kante etwa 40 Zentimeter oberhalb der Wasseroberfläche aufhörte und man schon mal mit ordentlich Schwung über die Oberfläche schlitterte. Die neue fünf Meter lange Rutschbahn hingegen ist sanfter. Nahezu auf Höhe der Wasseroberfläche entlässt sie kleine Rutscher in den 22 mal 15 Meter großen Pool.
„Die neue Wasserrutschbahn ist korrosions- und verschleißfrei. Sie hält laut Hersteller nahezu unbegrenzt und ist unempfindlich gegen extreme Temperaturen“, weiß der erfahrene Schwimmmeister, der den Schwimmbetrieb im Woogtal in seiner 37sten Saison betreut. „Für mich gibt es kein schöneres Schwimmbad“, stellt er mit Blick auf die blauen Becken und bunten Blumenbeete fest. Er habe das Freibad über die Jahre immer ein bisschen weiterentwickeln dürfen, Entscheidungen getroffen und umgesetzt. Sein Arbeitgeber, die Stadt Königstein, habe ihn stets im Rahmen des Königsteiner Etats unterstützt. So konnten sukzessive alle Becken saniert und nun auch die neue Wasserrutschbahn für rund 20.000 Euro installiert werden.
Freibad in Corona-Zeiten
Das Freibad im Woogtal bietet in der Spitze Platz für rund 1.800 Besucher. Durchschnittlich betreuen Tretschok und seine Kollegen rund 1.200 Badegäste. Aufgrund der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie liegen die Besucherzahlen in diesem Jahr natürlich weit darunter. Maximal 250 Personen in jeweils drei Zeiträumen, also 750 Badegäste pro Tag, sind erlaubt. „Für mich fühlt sich das Schwimmbad derzeit leer an“, kommentiert der seit 1984 dort tätige Schwimmmeister die aktuelle Auslastung der Einrichtung. Die Gäste verhielten sich jedoch durch die Bank disziplinierter und ruhiger als in anderen Sommern. Nur was den Einlass beträfe, käme es hin und wieder zu Rückfragen. „Aber im Prinzip kann jeder mit dem Smartphone vor dem Kassenhäuschen noch ein Ticket online kaufen, wenn es noch Plätze gibt“, stellt Tretschok klar. Auch bei vergessenen Tickets hilft das Team im Woogtal. Schnell wird die Excel-Liste geprüft und einer Frau mit kleinem Kind Eintritt gewährt.
Badegäste zufrieden
Die Einschränkungen sind verkraftbar: keine Warmduschen, nur jede zweite Toilette und jede zweite Umkleide ist nutzbar, die Schließfächer bleiben geschlossen. Zu hoch wäre der Desinfektionsaufwand für jeden einzelnen Schlüssel, jedes Band und jedes Fach – dreimal am Tag. Fragt man die Gäste nach ihrem Eindruck, zeigen sich die meisten damit zufrieden, dass das Freibad im Woogtal – wie auch die meisten Schwimmbäder in der Region – endlich wieder geöffnet hat.