Bergen/Königstein (kw) – Der Königsteiner Leichtathletik-Verein hat bei der Europameisterschaft der Klasse U23 in Bergen/Norwegen eine reiche Ernte eingefahren. Owe Fischer-Breiholz holte mit einer Sensationszeit Gold über 400 Meter Hürden. Sein Vereinskollege auf dieser Strecke, Lasse Schmitt, hielt sich nach seinem Aus im Vorlauf mit der Bronzemedaille mit der 4x400-Meter-Staffel schadlos. Der Europameistertitel ist für den Verein, er bereits Olympia- und Weltmeisterschaftsteilnehmer stellte, der bislang größte sportliche Erfolg.
„Was für ein Lauf – was für eine Zeit – was für ein toller Athlet“, bejubelte die KLV-Vereinsvorsitzende Judith Wagemans die Leistung von Owe Fischer-Breiholz. Nachdem er schon im Vor- und Zwischenlauf seine Favoritenrolle eindrucksvoll bestätigt hatte, legte der 21-Jährige im Finale eine fantastische Zeit von 48,01 sec über die Stadionrunde hin. Damit unterbot er nicht nur den U23-Meisterschaftsrekord (48,37) des aktuellen Weltrekordhalters Karsten Warholm, er ist mit seiner Verbesserung um 75 Hundertstel Sekunden mit einem Schlag der zweitschnellste Deutsche aller Zeiten hinter 400-m-Hürden-Legende Harald Schmid aus Gelnhausen (47,48).
Kurz vor der Abreise nach Norwegen hatte Owe bereits angekündigt, dass seine bisherige Bestzeit nicht für Gold reichen würde und er selbst noch um einiges schneller laufen könne. Er sollte doppelt recht behalten, denn der Silbermedaillengewinner Ismail Nezir und der Slowene auf dem Bronzeplatz Gucek Matic legten mit 48,33 bzw 48,34 sec ebenfalls starke Zeiten hin. „Das war auf jeden Fall der bisher schönste Tag meiner sportlichen Karriere. Ich kann es gar nicht fassen“, jubelte der neue Europameister Und analysierte schnell mit seinem Coach Christian Kupper, dass es auch bei dieser Zeit noch den einen oder anderen kleinen Fehler gab. Und hätte er nicht bereits zehn Meter vor der Ziellinie seinem Jubel freien Lauf gelassen, hätte wahrscheinlich sogar in Bergen bereits eine 47er-Zeit auf der Anzeigetafel gestanden.
Die kann er eventuell jetzt bei den Deutschen Meisterschaften der Männer oder vielleicht sogar bei den Weltmeisterschaften im September in Japan nachlegen – die WM-Norm von 48,50 sec hat Owe Fischer-Breiholz jedenfalls jetzt locker in der Tasche.
Zehnkämpfer Schulze auf Platz zehn
Der Zehnkampf von Friedrich Schulze begann direkt am vergangenen Donnerstag, dem ersten Tag der EM. Es war unglaublich heiß und leider gab es kaum schattenspendende Unterstellmöglichkeiten für die Athleten, berichtete Judith Wagemans, die alle Auftritte ihrer Königsteiner Athleten live im Stadion verfolgte. Friedrichs Ziel war es, sich in seinem ersten Jahr in der U23 möglichst weit vorn zu platzieren. Am Ende belegte er in der Hitzeschlacht von Bergen Platz zehn. Den ersten Tag schloss er mit einer neuen persönlichen Bestleistung über 400 in 49,62 sec ab, um dann am zweiten Tag das Feld von hinten aufzurollen. Insbesondere der Diskus und Stabhochsprung sind hervorzuheben. Beide Disziplinen gewann er: Diskus mit 46,52 m und mit dem Stab übersprang er 5,20 m, ebenfalls eine neue persönliche Bestleistung und eine für einen Zehnkämpfer herausragende Höhe. Im Speerwurf ließ sein Ellenbogen keine größere Weite zu, und im abschließenden 1.500-m-Lauf gab er noch einmal alles. Am Ende verbuchte Friedrich Schulze 7.677 Punkte.
Jan Dillemuth und Christoph Schrick starteten ebenfalls am ersten Wettkampf im Vorlauf über 1.500m. Obwohl der Lauf sehr langsam begann und beide sich gut positioniert hatten, konnten sie in dem engen Feld nicht einen der ersten vier Plätze belegen oder sich über die Zeit qualifizieren. Wertvolle Erfahrungen konnten aber auch sie in Norwegen sammeln.