Königstein (as) – Drei Wochen Frankenstein-Halloween auf Burg Königstein sind vorbei und entgegen der von den Kritikern der Mega-Veranstaltung beschworenen Geister stehen die Festungsruine und die Kurstadt zu ihren Füßen noch immer. Erleichterung, Bestätigung und Zufriedenheit stellen sich ein.
Auf einen Großteil der 20.441 Besucher an den zehn Veranstaltungstagen dürfte Letzteres zutreffen, das zeigten die Kommentare auf der Burg und in den diversen Kanälen eindeutig. Halloween in Königstein hat die Community begeistert.
Positiv überrascht wurden Feuerwehr, Polizei, Rotes Kreuz oder auch der städtische Betriebshof ob des geordneten Ablaufs praktisch ohne Beschwerde geschweige denn größeres Vorkommnis. Anders als auf Burg Frankenstein wurde in Königstein erstmals mit Glasflaschen und Gläsern auf der Festwiese und im VIP-Zelt gearbeitet. „Wir mussten nicht eine einzige Scherbe einsammeln“, sagte Ralph Eberhardt, Geschäftsführer der Halloween Veranstaltung GmbH. Nein, die Halloween-Macher haben wirklich kein Glas zerschlagen in Königstein und mit ihrer Zusage, eine saubere und sichere Veranstaltung zu machen, voll Wort gehalten
So konnte natürlich auch Eberhardt ein „sehr positives“ Fazit ziehen. Nach ruhigem Start am einzigen leicht verregneten Eventtag am 18. Oktober waren sechs der zehn Veranstaltungen am Ende doch noch ausverkauft, dabei sei aber nie die Höchstzahl von 2.200 Besuchern gleichzeitig auf der Burg überschritten worden. Trotz spät begonnenen Vorverkaufs waren das am Ende nur rund 1.500 Gäste weniger als zuletzt im Odenwald. Neben den Fans aus den typischen Ländern wie Kerneuropa, Großbritannien und den USA waren auch Gäste aus Israel, Australien und Indien nach Königstein gekommen. Und auch die einheimische Bevölkerung machte ordentlich mit beim Grusel-Spektakel: Aus dem Postleitzahlengebiet 614 kamen 1.536 Gäste, aus Königstein (61462) 505 Gäste. Ablehnung sieht anderes aus.
„Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagte Eberhardt. Er ging sogar so weit zu sagen, gar nicht mehr auf die Burg Frankenstein zurückzuwollen. Ganz besonders gerührt habe ihn der Abschluss am vergangenen Samstagabend, als seine Monster-Darsteller nach der Demaskierung von der Bühne gegangen sind, um mit den Gästen zu tanzen, was er noch nie erlebt habe. „Da habe ich wirklich eine Gänsehaut bekommen. Ein Riesenkompliment ans Publikum, auch an allen anderen Tagen“, ließ Eberhardt einen kleinen Blick in sein Herz zu.
Er möchte auch noch enger mit den anderen Veranstaltern auf der Burg zusammenarbeiten und Synergien schaffen. „Warum muss jeder immer wieder Absperrgitter anmieten, die kann man doch auch gemeinsam anschaffen?“, fragt er. Gleiches gelte für die rundum gelobte Treppe, die den Abstieg vom oberen Burghof erleichtert und in der (potenziell) nassen Jahreszeit deutlich sicherer macht. Betriebshof-Chef Thorsten Vlegels hat bereits signalisiert, für solche Anschaffungen durchaus den notwendigen Platz schaffen zu können.
Eberhardt b aber auch offen zu, dass die Premiere in Königstein für ihn nach 18 Jahren als Cheforganisator auf Burg Frankenstein im Mühltal eine sehr anstrengende gewesen ist. „Normal fällt die Anspannung mit dem Opening ab, hier war ich bis zum Ende unter Volllast wegen der Kleinigkeiten, denen ich täglich nachgehen musste.“ Er nannte ein paar Beispiele. So gab es den Vorwurf, dass der Lichtstrahl „Love sucks“ (die gleichnamige Vampirreihe von ZDF neo war Partner der Veranstaltung) auf dem Luxemburger Schloss den Putz schädige. Oder es wurde von einem Verkehrschaos auf den (im Übrigen von mehr als 15.000 bzw. 82 Prozent der Gäste genutzten) Park-and-Ride-Plätzen am Opel-Zoo gesprochen, was dessen Chef Dr. Thomas Kauffels völlig anders beobachtet hatte. Vieles sei unbegründet gewesen, möglicherweise sogar gezielte Störaktion, so Eberhardt. „Das muss nächstes Jahr aufhören“, so sein deutlich formulierter Wunsch.
Bürgermeisterin auch zufrieden
Auch die Bürgermeisterin, die den von Vorgänger Leonhard Helm geerbten Vorvertrag mit der Halloween Veranstaltung GmbH erfüllen durfte bzw. musste, schlug sehr versöhnliche Töne an: „Ich war zweimal oben, es war eine rundum gelungene und sehr gut organisierte Veranstaltung“, sagte Beatrice Schenk-Motzko. Alles sei reibungslos abgelaufen, die Gäste leise und fast unsichtbar in der Stadt unterwegs, der Draht zum Veranstalter kurz gewesen. Und auch beim vorab viel diskutierten Naturschutz habe es keine Schwierigkeiten gegeben, auch die Lasershow an „All Hallows’ Eve“ war bekannt und wurde von Diplom-Biologe Volker Erdelen, der bereits das Fledermausgutachten für die Stadt erstellt hatte, in die Bewertung mit einbezogen. „Mir ist keine Veranstaltung bekannt, die so einen großen Aufwand macht, die Fledermäuse zu schützen“, so Schenk-Motzko. Den Gag, den sich Eberhardt leistete, dem Magistrat Fledermaus-Patenschaften beim BUND zu schenken, machte sie gerne mit, ohne sich „gefoppt“ zu fühlen. „Mit dem Konzept ist es konsequent zu sagen, dass wir Fledermauspaten sind.“ Und letztlich habe sie sich bei der Halloween-Beleuchtung im mystischen Nebel „noch mal neu in die Burg verliebt“.
Nachdem Eberhardts Abschlussbericht dem Magistrat bereits vorliegt, sei die Verwaltung dran, alles abzuarbeiten, was die Stadtverordnetenversammlung der Stadt und dem Veranstalter bei der Zustimmung zum Event im Mai ins Pflichtenheft geschrieben hatte. Die Bürgermeisterin plant, bereits bei der nächsten Parlamentssitzung Bilanz zu ziehen und die Fortführung der Veranstaltung in Königstein in trockene Tücher bringen zu wollen. „Ich bin sicher, dass wir einen Schulterschluss hinkriegen mit der Identität Königsteins, die nicht auf Grusel ausgerichtet ist. Es gibt einfach Menschen mit verschiedenen Interessen in der Stadt“, so die Rathauschefin.
Knapp 50.000 Euro für die Stadt
Was einigen Gästen und Beobachtern der Veranstaltung auffiel, war die fehlende Dekoration in der Stadt, die eher nüchtern zur Burg hinführte. Schließlich hatte Königstein bei den öffentlichen Diskussionen rund um den Vertrag mit der Halloween GmbH davon gesprochen, selbst einen kleinen fünfstelligen Betrag für flankierende Maßnahmen entlang der Wegstrecke zur Burg einzubringen. „Das ist nicht geschehen“, gab Schenk-Motzko zu. Für die Zukunft kündigte sie an, dass man sich – auch vom Rathaus her – ein bisschen mehr einbringen könnte. Sie hofft, dass dies mit der ausgeschriebenen Stelle für das Stadtmarketing Hand in Hand gehen wird. Auch eine Wegführung durch die Hauptstraße zur Burg, die am Anfang aus Vorsichtsgründen vermieden wurde, sei ein Thema. Denn eine bessere Werbung für die Stadt sei bei dem nationalen und internationalen Publikum nicht zu bekommen.
Es ist keine Retourkutsche, aber statt der in Aussicht gestellten 50.000 Euro bei ausverkauftem Haus werde die Halloween GmbH der Stadt Königstein 49.138 Euro brutto überweisen, so Eberhardt. „Mist, da haben wir unser Ziel knapp verpasst“, fügte er fast schon mit einem Augenzwinkern hinzu.