Projektarbeit in der Coronakrise für 50.000 Kinder und Jugendliche

Lernen unter Corona-Bedingungen: Diese Kinder im nordostindischen Chirang lernen jetzt in Kleingruppen mit Abstand und im Freien, damit Bildung weitergehen kann. Foto: The Ant

Königstein (pf) – Bildung und Kinderrechte – für diese Ziele engagiert sich die Stiftung Childaid Network seit ihrer Gründung 2007 mit Projekten in Nordostindien, Nepal, Bangladesch und Myanmar – mit überwältigendem Erfolg und überzeugenden Ergebnissen. Doch Corona hat alles verändert. „Normalerweise investieren wir nicht in Essen und Basisversorgung“, erläutert Dr. Martin Kasper, ehrenamtlicher Vorstand der Stiftung, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Dr. Brigitta Cladders ins Leben rief. „Doch angesichts der unmittelbaren Not und der fehlenden staatlichen Hilfe haben wir uns sehr schnell entschieden, eine Ausnahme zu machen: Über 100.000 Euro sind seit März in Lebensmittelpakete investiert worden, die vor allem den jungen Menschen in unseren Projektgebieten das Überleben für einige Wochen sicherten.“

Nothilfe im Fokus

Familien drohten zu verhungern, denn Tagelöhner hatten wegen der strikten Ausgangssperren keine Möglichkeit mehr, Geld für die nötigsten Lebensmittel zu verdienen und Slumbewohner konnten nicht zum Markt und hatten keine Lebensmittelreserven, in den Flüchtlingsdörfern fehlte es an allem. Zudem wurden Masken, Medikamente und Hygieneartikel gebraucht. Die Kinder in den Waisenhäusern sind auf ihrem Gelände gefangen. Alle Ausbildungsaktivitäten für Vorschüler, Grundschüler, Flüchtlinge, alle Brückenkurse für Slumkinder, alle Ausbildungsmaßnahmen für jugendliche Arbeitslose, alle Spezialkurse für Examenskandidaten und die Begleitmaßnahmen für staatliche Schulen waren über Nacht nicht mehr möglich.

Frühzeitige Sensibilisierung

Dabei hatte Childaid Network schon im Februar Lehrer und Sozialarbeiter geschult und motiviert, die jungen Menschen vor der heraufziehenden Gefahr zu warnen und sie aufzuklären, wie sie sich schützen können. Statt Rechnen und Lesen standen nun im Fokus Hygiene und Präventionsmaßnahmen. Obwohl auch die Regierungen alle öffentlichen Kommunikationskanäle nutzten, um die Bevölkerung zu informieren, kam der Lockdown dann doch überraschend schnell und radikal und traf viele Projektmitarbeiter in entlegenen Gegenden. Erst in diesen Tagen können einige von ihnen wieder an ihren Heimatstandort zurückkehren. „Inzwischen kommt Regierungshilfe an und wir können uns wieder den nachhaltigen und strukturellen Themen zuwenden“, zeigt sich Dr. Kasper erleichtert.

Kreative Konzepte

Schon im März hatte er alle Partner in den Projektgebieten aufgefordert, Konzepte zu entwickeln, um die Arbeit auch in der Krisensituation fortsetzen zu können. Das dauerte eine Weile. „Schließlich waren auch die Projektangestellten in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, zum Teil ohne Kommunikationsverbindung und mit privaten Herausforderungen konfrontiert“, weiß er. Doch nun, einige Wochen später, kann er Positives berichten: „Vieles funktioniert schon wieder viel besser, als wir uns dies erhofft hatten.“

Für die ganz Kleinen stellen die Montessori-Lehrerinnen wöchentlich Bastel- und Lernpakete zusammen und bringen sie zu den Familien. Viele Grundschüler werden wieder in Kleingruppen unter Beachtung von Mindestabständen und Hygieneauflagen unterrichtet. Die Kinder in den Heimen erhalten Unterstützung beim Home-Schooling und die Heimleitungen geben sich viel Mühe, für sie ein möglichst abwechslungsreiches Programm mit Sport und Spiel zu organisieren. „Selbst die Berufsschüler sind wieder zum Teil aktiv – sie nähen zu Hause oder in Kleinstgruppen Masken, die reißenden Absatz finden“, freut sich Dr. Kasper.

Push für digitale Initiativen

Und es gibt noch einen weiteren Grund für ihn und sein Team zur Freude: Seit Jahren arbeiten sie daran, ergänzend digitale Inhalte und Methoden zu nutzen, um den betreuten Randgruppen Zugang zu den besten Bildungsinhalten zu ermöglichen, bisher mit begrenztem Erfolg. Zwar hat sich in den letzten Jahren die Infrastruktur verbessert. Es gibt nun vielfach Internetzugang und auch die Stromversorgung ist selbst in vielen Dörfern verlässlicher geworden. Aber es fehlt an Endgeräten. Sprachbarrieren und die mangelnde Vorbereitung der Lehrer setzten der Wirksamkeit der Bemühungen enge Grenzen. „Doch nun in der Krise entwickelt sich ganz viel, aus der Not geboren, wie bei uns“, berichtet Dr. Kasper. Die Neuntklässler in Amguri beispielsweise werden nun mit Push-Down-Inhalten versorgt, sodass sie den Anschluss nicht verpassen. Der Hauslehrer sammelt dann ihre Übungen ein.

Mit einem von Herzen kommenden Appell wendet sich Dr. Kasper daher jetzt an alle Spender und Förderer von Childaid Network und solche, die es werden wollen: „Bitte unterstützen Sie uns weiter dabei, marginalisierten Kindern und Jugendlichen den Zugang zu guter Bildung zu ebnen – wir dürfen nicht zulassen, dass diese Krise die Erfolge der letzten Jahre gefährdet.“ Bitte spenden Sie an: DE96 5004 0000 0375 5055 00 oder online unter www.childaid.net/spenden.



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