Reisen und Übernachten trotz Corona in der Welt – und in Königstein?

Felix Rudolph begegnet Corona mit neuen Ideen und Zertifikaten. Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Na wunderbar – kaum lässt man ausgesuchte Repräsentanten der Nation auf diplomatische Mission nach Malle, saufen sie dort bis zur Schließung des Ballermanns – wollen wir die wirklich zurückhaben oder sollen sie bleiben, wo der Pfeffer wächst? Nun, die Lufthansa würde sicherlich für den Rückflug plädieren ...

„Seit Beginn der Sommerferien landen und starten wieder mehr Passagierflugzeuge in Frankfurt. Die Reisebeschränkungen hatten den Flugverkehr nahezu zum Erliegen gebracht. Der Luftverkehr nimmt jetzt wieder zu, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Jahr 2019“, teilte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir jüngst erleichtert mit. Gleichzeitig sind die ausnahmegenehmigungspflichtigen Nachtflüge zurückgegangen, die aus guten Gründen zugenommen hatten. Der Frankfurter Flughafen ist nämlich einer von wenigen Infektionsschutzflughäfen in Deutschland, über den im Rahmen der Rückholaktionen des Auswärtigen Amtes am Anfang der Pandemie Bürger*innen aus dem Ausland eingeflogen wurden. Dazu kamen Flüge zur Aufrechterhaltung wichtiger Lieferketten. „Hier bestand ein hohes öffentliches Interesse, deswegen wurden diese Ausnahmen genehmigt, allerdings im Rahmen der sehr strengen Bedingungen, die einzuhalten waren und sind“, so der Minister.

Ob er nun auch von dort aus in den Urlaub fliegt? Der Verband DEHOGA kritisiert jedenfalls, dass die Landesregierung plane, trotz massiver Bedrängnisse des Gastgewerbes in Hessen ohne weitere Lockerungen und Anpassungen der Corona-Bekämpfungs-Verordnung trotz eines ausnehmend guten Verlaufs des Infektionsgeschehens in die Sommerpause zu gehen: „Derweil ist bei Weitem nichts ‚gut‘ in Hessens Hotellerie und Gastronomie. Wir steuern jetzt schon auf einen Pleiteherbst zu; und die Sommermonate mit den aktuellen Hemmnissen der Verordnung werden dies befördern.“

Da griffen Kriminelle offenbar in der Hoffnung auf einen florierenden Schwarzmarkt zu, als sie in der Nacht auf Freitag, 10. Juli, durch den Park an den rückwärtigen Bereich der „Villa Rothschild“ fuhren. Dort wurden sechs Rattanmöbel-Garnituren (Bänke, zwei Sessel und zwei Tische) entwendet, zählte die Polizei auf, weiterhin wurde das Schloss eines Gartenhauses aufgebrochen und aus diesem noch die passenden Sitzpolster gemopst. Damit haben die Diebe nicht nur Beute in Höhe von 8.400 Euro gemacht, sondern auch dem eng gestrickten Corona-Konzept, das auf mehreren Reservierungszonen in den verschiedenen Terrassen beruht, einen unfairen Schlag versetzt.

Als Vertreter der besonders hart getroffenen Frühstücks-Hotelbranche freut sich Felix Rudolph, dass er seinen „Königshof“ in der Wiesbadener Straße überhaupt wieder öffnen kann, von vollem Haus wird aber noch lange nicht wieder die Rede sein. Während es das Frühstücksbuffet ebenso umweltfreundlich wie coronagerecht in kleinen Weckgläschen portioniert zum Abholen gibt, bastelt der Hotelier an einem Ausbau des elektronischen Check-in, denn im Service müssen langfristig Personalkosten eingespart werden. Im Bereich Sauberkeit und Hygiene dagegen wird nicht gespart, hier liegt der „Königshof“ sogar schon auf der Zielgeraden zur Erlangung eines freiwilligen „Hygiene-Sterns“, der im Hotelgewerbe als völlig neue Ergänzung der üblichen Stern-Stufen eingeführt wird.

Königstein ist zwar immer noch vor allem ein Ziel für Tagestouristen, die örtlichen Hotels leben aber auch von Geschäftsreisenden oder Messebauern, die im Rhein-Main-Gebiet zu tun haben, also hilft hier sicher auch eine Belebung des Berufsalltags. Eine aktuelle Umfrage der Firma COYO unter deutschen Führungskräften stellt diesbezüglich fest: „Die Meinung zu Homeoffice wandelt sich während Corona-Krise zum Positiven.“ Obwohl etwa ein Viertel der Führungskräfte einen Kontrollverlust durch Homeoffice-Arbeit befürchtet, ist sich die Mehrheit einig, dass das Homeoffice eben auch eine „Herausforderung“ für die Mitarbeiterführung darstellt, die zu bewältigen sei. Immerhin wollen auch in Zukunft 61 Prozent der befragten Führungskräfte ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, mindestens einmal pro Woche von Zuhause aus zu arbeiten: „Corona geht, Homeoffice bleibt“.

Ungeachtet der Frage, wie fleißig denn der Einzelne nun am heimischen Schreibtisch war, stellt sich natürlich gerade in den Sommerferien weiterhin die Frage der Freizeitgestaltung. Natürlich sind die Möglichkeiten, sich in den eigenen vier Wänden zu beschäftigen, so weit ausgebaut worden, dass nun sogar klassische Hauskonzerte gebucht werden können – eine Idee der Bad Sodener Cellistin Annabel Hauk. Wohin aber, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt? Nun, zum Beispiel hat die Bowlingbahn in Oberstedten wieder geöffnet, daran erinnert Christoph Schwarzer. Der Sprecher der Königsteiner Freiwilligen Feuerwehr betreibt neben dem „Magic-Bowl“ auch noch eine Reihe von Spielhallen (in Königstein „Blacky‘s Playhouse“) und stellte schon früh im Jahr fest, dass die gesetzlichen Bestimmungen schon vor der Pandemie dort beinahe coronagerecht waren. Zum Beispiel müssen die Automaten mit ausreichendem Abstand voneinander aufgestellt sein. Außerdem gibt es keinen Alkohol, Zustände wie am Ballermann sind also nicht zu befürchten. Nur als Ziel für den Familienausflug taugen Spielhallen nicht, denn der Zutritt ist erst ab 18 Jahren gestattet.



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