Begeistert klatschen alle in die Hände und singen: „Wenn Du fröhlich bist, dann klatsche in die Hand.“ Fünf kleine Krippenkinder drehen sich vergnügt im Kreis, klatschen und singen zusammen mit Doris Euler im kindergerecht umgebauten Wohnzimmer ihres Hauses. „Drachenburg“ nennt sich dieser Ort und dahinter verbirgt sich eine Tagespflegestelle im Hardtbergweg. Doris Euler betreut fünf Kinder in ihrem Privathaus, während die Eltern der Kleinen zur Arbeit gehen. „Es ist der schönste Beruf der Welt“, schwärmt sie.
Euler ist eine Tagespflegeperson, wie heute die früheren Tagesmütter und manche Tagesväter genannt werden. Die gelernte Goldschmiedin sagt: „Vor ein paar Jahren war klar, die Arbeit mit den ganz kleinen Kindern ist meine Berufung. Es ist sehr erfüllend und man kann sehr viel weitergeben.“ Einen großen Vorteil in der Tagespflege sieht sie in der kleinen Gruppe von Kindern. „Ich habe Zeit, auf jedes Kind einzugehen und kann es ganz individuell fördern.“
Der Tagesablauf unterscheidet sich nicht sehr vom normalen Familienleben mit Kleinkindern. Spielen, Frühstücken, zusammen Singen oder Basteln. Es gibt ein gemeinsames Mittagessen und dann Mittagsschlaf. Auch ein Spaziergang oder freies Spiel im Garten steht auf dem Programm. Eulers Ansatz: „Ich möchte, dass die Kinder selbstständig werden. Hier wird kein großes Erziehungsprogramm durchgezogen, denn es sind die kleinen Dinge, wie selbstständiges Anziehen oder Mithilfe beim Tischdecken, die als große Erfolge bei unter Dreijährigen gesehen werden müssen. Kleine Kinder können sehr viele Dinge, man muss es ihnen zutrauen und Zeit widmen.“
Euler musste sich für die Tagespflege qualifizieren, vom Jugendamt prüfen lassen und ihre Räumlichkeiten kleinkindergerecht einrichten. „Es gibt bestimmte Kriterien und auch Prüfungen, allerdings dauert die Ausbildung bei weitem nicht so lange wie bei Erzieherinnen und Erziehern. Ich konnte meinen Berufswunsch auch noch in einen Alter verwirklichen, in dem man keine neue Berufsausbildung mehr beginnt“, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder.
Sina Spilling bringt schon das zweite Kind in die Tagespflege Drachenburg: „Henri ist ein Jahr alt und für mich kam gar keine andere Betreuungsform in Frage. Hier in der Drachenburg ist es sehr familiär. Zu Doris und auch den anderen Eltern haben wir sehr guten Kontakt und es bleibt immer Zeit für ein Gespräch. So ist Doris informiert, wenn das Kind schlecht geschlafen hat oder es zum Beispiel Streit mit Geschwistern gab und das Kind deshalb nicht so fröhlich reagiert wie sonst“, so Spilling.
Die Nachfrage an Plätzen ist groß. Euler: „Viele Eltern mit Kindern vor dem Kindergartenalter suchen eine Betreuungsmöglichkeit. Doch es gibt in Königstein nur wenige Plätze. Bei mir gibt es ein erstes Kennenlernen, denn die Beziehung zwischen dem Kind, den Eltern und mir muss passen. Alle müssen sich dabei gut fühlen.“
Dass sich in der Drachenburg alle Kinder wohlfühlen merkt man gleich – die Kinder sind fröhlich, agieren ein wenig wie Geschwister und Doris, wie sie von den Kindern genannt wird, genießt Zuneigung und volles Vertrauen von Kindern und Eltern.