ANZEIGE
Bad Soden/Königstein (as) – Es wird viel über die Pflegesituation in Deutschland gesprochen: von der immer älter werdenden Gesellschaft und einem System, das sowohl finanziell als auch in Bezug auf die Verfügbarkeit des Pflegepersonals bereits heute am Limit angekommen scheint. Häufig ist dann vom Pflegenotstand die Rede – ein plakativer Begriff, der die Wirklichkeit der Pflegenden wie auch der Gepflegten nur zu einem Teil abbildet. Barbara Hüttel, Gründerin und seit 32 Jahren Chefin der Pflegestation Schwester Barbara in Bad Soden, sieht die Situation mit ihrer Erfahrung und Expertise wesentlich differenzierter.
Sie sagt: „Pflege ist ein schöner Beruf und es ist ein Zukunftsberuf. Mit einer qualitativ guten Ausbildung hat man viele Möglichkeiten.“ Durch die generalisierte, dreijährige Ausbildung und die Zusammenfassung der einst getrennten Ausbildungen zum Krankenpfleger, Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger wurde die Konkurrenzsituation zwischen den Berufen abgeschafft, gleichzeitig erhalten die Auszubildenden eine höhere Kompetenz. Sie könnten nachher etwa als spezialisierte Fachkräfte im Wundmanagement arbeiten, ins Pflegemanagement aufsteigen oder zum Beispiel Ernährungswissenschaften oder Medizin studieren, zählt die gelernte Krankenschwester und anerkannte Pflegeexpertin auf. Das 1. Curriculum für die Reform der Altenpflegeausbildung hatte sie mit erarbeitet.
Die Pflegestation Schwester Barbara sorgt für den dringend benötigten Nachwuchs, indem sie selbst ausbildet. Dazu kooperiert sie derzeit mit drei Pflegeschulen. Es gibt aktuell zwei Azubis, eine für die 3-jährige Ausbildung zur Pflegefachkraft, eine für die 1-jährige Ausbildung zur Pflegehelferin. Im April fangen zwei weitere Auszubildende an, und zwei Auszubildende aus stationären Einrichtungen absolvieren derzeit ihr ambulantes Praktikum bei der Pflegestation Schwester Barbara. Sehr gerne würde man hier auch ein paar Aushilfen und Mini-Jobber mit Pflegeaffinität aufnehmen.
Durch die Tariferhöhung 2022 erhalten Beschäftigte in der Pflege rund 20 Prozent mehr Geld als früher, was den Beruf von der Wertschätzung her aufgewertet hat, aber gleich zum nächsten Punkt führt.
Denn Barbara Hüttel sagt auch: „Die Erwartungshaltung der Menschen an die Pflege ist sehr hoch, aber es darf nichts kosten.“ Viele seien überrascht, wenn der Kostenvoranschlag komme, dass Pflegegrad 3 in der ambulanten Pflege eben nicht für drei Hausbesuche am Tag ausreicht. Sie fordert daher auch ein gesellschaftliches Umdenken: „Die Generation, die wir heute pflegen, ist die, der wir unseren Wohlstand verdanken.“ Soll heißen: Es reicht nicht, dass in Sonntagsreden allen die Pflege mehr wert ist, nur dann nicht mehr, wenn es ans eigene Portemonnaie geht.
Die drei Bereiche der Pflegestation
Die Pflegestation Schwester Barbara kann die ganze Bandbreite an ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten abdecken.
• 1. Ambulante Pflege
Derzeit sind es rund 100 Menschen, die zu Hause betreut werden im Einzugsbereich Königstein, Kronberg, Bad Soden, Sulzbach, Schwalbach und zum Teil Schloßborn. Das Alter der Kunden liegt derzeit zwischen 4 und 99 Jahren, denn die ambulante Pflege ist nicht beschränkt auf hochaltrige Kunden, sondern deckt das volle Spektrum der Gesellschaft ab.
Die Pflege gliedert sich in die Bereiche körperliche Pflege, medizinische Pflege und den hauswirtschaftlichen Part, der auch die Betreuung beinhaltet. Grundsätzlich gibt es Kapazitäten für neue Kunden, was aber nur anhand der individuellen Situation und des Pflegebedarfs konkret zu beantworten ist. Barbara Hüttel erklärt das System ihrer Station: Am Vormittag kommen weitestgehend die gleichen Pflegerinnen oder Pfleger zu den Betreuten. „Es geht uns darum, Beziehungen aufzubauen.“ In der Nachmittagstour ist die Pflegelastigkeit nicht mehr so hoch, dann werden durch wechselndes Pflegepersonal zum Beispiel Kompressionsstrümpfe ausgezogen oder der Kunde wird bei der Medikamenteneinnahme unterstützt.
• 2. Tagespflege
Die Tagespflegestation in der Waldstraße in Bad Soden existiert seit 2019 und bietet 13 behinderten- und rollstuhlgerechte Plätze. Sie hat wochentags von 8 bis 16 Uhr durchgehend geöffnet und dient der Entlastung pflegender Angehöriger. Eine Köchin kocht hier frisch nach Art der Hausmannskost, es gibt auch Frühstück und Nachmittagskaffee. Die Pflegebedürftigen sollen hier „einen normalen Alltag erleben“, wie Barbara Hüttel sagt. Besonders in der Vorweihnachtszeit wird gebastelt und gebacken, vorgelesen wird immer, dazu kommen Sitzgymnastik und Gedächtnistraining.
Hier gibt es durch die Hinzunahme des Montags als fünftem Tag noch gewisse Kapazitäten für neue Gäste, die am besten bei einem Schnuppertag die Tagespflege kennenlernen. Da diese eine Sachleistung in der Pflegeversicherung ist, werden ab Pflegegrad 2 des Pflegbedürftigen die Angehörigen zusätzlich finanziell unterstützt.
• 3. Wohngemeinschaft
Das Haus in der Königsteiner Straße in Bad Soden mit zehn individuellen Zimmern und einem Gemeinschaftsbereich mit Küche ist der einzige Teilbereich, der derzeit keine Kapazitäten hat. Hier gibt es eine 24-Stunden-Versorgung mit einem sehr guten Bewohner-Mitarbeiter-Schlüssel. Untergebracht sind hier vor allem Menschen mit Altersdemenz. Und auch hier spielt das Backen eine große Rolle. „Es ist mir so wichtig, weil dadurch Gerüche entstehen, die positive Erinnerungen auslösen“, erklärt Barbara Hüttel.
Auffallend ist die Pflegestation auch durch ihre neuen weißen Autos, die die früheren roten nach und nach ersetzen, weil fast alle Pflegedienste heute rote Autos hätten, so die Chefin. Gut zu erkennen am Logo, einem lachenden Gesicht in einem roten Herz für „Pflege mit Herz und Verstand“.
Barbara Hüttel kommt von der Basis, hat ihre Pflegestation einst in Falkenstein vom heimischen Wohnzimmer aus ausgebaut, hatte dann ein Büro in der Feldbergstraße in Falkenstein, ehe sie vor rund 20 Jahren nach Bad Soden umgezogen ist. Sie wird seit nunmehr 25 Jahren kompetent und unermüdlich von ihrer Stellvertretung Roswitha Apitz unterstützt. Auch zwei ihrer drei Töchter sind in der Pflege tätig. Ihre mittlere Tochter, Anna Burg, lebt in Berlin in einer Wohngemeinschaft und brachte die Mutter auf die Idee, dieses Modell in Bad Soden zu verwirklichen. Die älteste Tochter Sandra Franciska Burg belegte 2016 im Wettbewerb der besten Pflegeazubis Platz drei in Deutschland. Heute leitet sie die Filiale an der spanischen Costa Blanca. Dort leben 20.000 Deutsche, viele sind Rentner, sprechen kaum Spanisch und freuen sich, ihre Ferienhäuser auch im höheren Alter durch diese Betreuung noch nutzen zu können.
Die jüngste Tochter, Carmen Reinelt, ist Ausbilderin im Haus und wird mit ihrem Ehemann Tobias, der Bürokaufmann im Gesundheitswesen ist, innerhalb der nächsten Jahre die Pflegestation übernehmen. „Ich werde immer mehr Aufgaben übergeben“, sagt die Mutter, „aber genau so, dass wir weiter Pflege mit Herz und Verstand machen“.
Pflegestation Schwester Barbara GmbH
Zum Quellenpark 10
65812 Bad Soden
Telefon: 06196 / 56 18 666