Ein sommerlicher Rundgang im Kurpark offenbart Neues

Schon im Eingangsbereich von der Fußgängerzone her fallen neuartige Fremdkörper an einzelnen Bäumen ins Auge. Fotos: Friedel

Königstein (hhf) – Es ist noch kaum zwei Monate her, dass die Stadtverwaltung angekündigt hatte, rund 40 Bäume im Kurpark zu beschildern. Noch vor Beginn der Sommerferien waren die nicht ganz kleinen Informationstafeln dann auch schon montiert – und sie sind wirklich lesenswert.

Um auch im Winter eine Vorstellung zu haben, ist jeweils ein Beispielfoto der entsprechenden Art auf der Tafel, Blüten und Früchte ergänzen das Spektrum in anderen Jahreszeiten, dazu ist je ein typisches Blatt dargestellt sowie – wo nötig – weitere Besonderheiten wie zum Beispiel die blätterige Borke der Platane.

Ein kurzer Text vermittelt Hintergrundwissen, zum Beispiel, dass die Rosskastanie vom Balkan stammt, nicht mit der Esskastanie verwandt ist und schon im 16. Jahrhundert nach Europa eingeführt wurde. Man nutzt die Früchte bis heute zur Herstellung von Kosmetika, sogar medizinischen Präparaten, sie taugen auch zur Produktion von Farben oder Seifenpulver.

Schließlich werden tabellenartig noch einige Daten wie maximale Höhe, maximales Alter oder Blütezeit angezeigt und natürlich die Einordnung ins taxonomische System, also den wissenschaftlichen Stammbaum. Siehe da, die Rosskastanie gehört zur Familie der Seifenbaumgewächse – wie war das vorhin nochmal mit der Nutzung der Früchte? Taxonomie ist übrigens nicht so schwer, wie sie aussieht, wenn man sich das Quatschwort „SKOFGA“ merken kann: Stamm – Klasse – Ordnung – Familie – Gattung – Art, so verästeln sich Fauna und Flora jeweils parallel. Gärtner oder Haustierbesitzer kennen allerdings noch weitere Unterscheidungen in Unterarten oder Rassen und schließlich muss man mit Neuzüchtungen besonders aufpassen.

Der wissenschaftliche Name – selbstverständlich auch auf den neuen Tafeln zu finden – setzt sich meist aus dem voranstehenden Namen der Gattung und dem angefügten Namen der Art zusammen, also wird zum Beispiel die Stieleiche (Eichen gehören zur Familie der Buchengewächse = Fagaceae) als Quercus robur bezeichnet, sie wird auch „Deutsche Eiche“ genannt. Die Quercus rubra – Roteiche – ist schon wieder eine andere Art, ebenso die Sumpf-Eiche, Quercus palustris. Gelegentlich wird die Art noch durch eine weitere Eingrenzung ergänzt – der moderne Mensch nennt sich „Homo sapiens sapiens“, also weiser als sein archaischer Vorfahre „Homo sapiens“, mit dem er aber näher verwandt ist als mit „Homo neanderthalensis“.

Steht ein menschlicher Nachname ganz am Ende angehängt, so weist er oft den Erstbeschreiber der Art aus, Carl von Linné tat dies so oft, dass man ihn schlicht „L.“ abkürzt. Ein Entdecker oder Züchter hat aber auch das Recht zur ergänzenden Namensgebung, Bauamtsleiter Gerd Böhmig dürfte also in diesem Fall seine neuerschaffene Buche „Fagus böhmigi“ nennen, kann sie aber auch seinem Chef widmen („Fagus helmi“) oder gar dessen Berufsstand (Fagus bürgermeisteri“).

Nun, die Arbores kurparki (arbor = lat.: Baum) sind zwar durchweg altbekannt, reden aber ab sofort über sich selbst und führen ganz modern auch per QR-Code auf die Internetseite „baumkunde.de“– in späteren Jahren wird man sicher gut daran tun, ein Reinigungstuch gegen Moosspuren in dem filigranen Druck parat zu haben. Damit eignet sich ein Ferienausflug in den Kurpark durchaus als ein kurzes Ferienprogramm, es gibt Neues auf verschiedenen Wegen zu erfahren – und das sowohl technisch als auch räumlich gesehen. Angenehmerweise erstreckt sich die Baumbeschilderung nämlich nicht auf einen engen Bereich im bequemen Zentrum des Parks, sondern durch das gesamte Gelände, wo eben die unterschiedlichen Bäume so stehen.

Bieten also die Beschreibungen allerlei – mitunter sogar lustigen – Gesprächsstoff über lateinische Namen oder Nutzungen in alter Zeit, so lässt sich auch aus der Entdeckung der Bäume ein Suchspiel machen, oder eine Wette, Marke „Wer findet den höchsten?“ Versprochen ist auf jeden Fall, dass sich außer den Bäumen – die im Hochsommer angenehmen Schatten spenden – auch noch allerlei andere Naturschönheiten in den angelegten Beeten, zum Beispiel im Steingarten, finden lassen, dazu grandiose Fernblicke und einige Kunstwerke.

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