St. Michael und St. Johannes – Kirchen, die unter B laufen

Ein prachtvoller Sakralbau und Mammolshains ganzer Stolz: Kaum vorstellbar, dass St. Michael nicht mehr pastoral genutzt werden könnte, aber die Immobilienstrategie des Bistums Limburg gibt der Kirche keine Bestandsgarantie. Die Pfarrei und der Ort wollen aber für den Erhalt ihrer Kirche kämpfen.Foto: Schramm

Mammolshain/Schneidhain (as) – Dass die katholische Kirche Christkönig in Falkenstein von der Pfarrei Maria Himmelfahrt mittelfristig nicht zu halten sein wird, ist seit dem vergangenen Herbst bekannt. Im Zuge der Kirchlichen Immobilienstrategie des Bistums Limburg (KIS) ist sie in der Kategorie D eingestuft worden. Erhalten werden muss aus Denkmalschutzgründen nur der Kirchturm, ein Andachtsraum wird als ausreichend für die Katholiken im Ort eingeschätzt. Für das Gotteshaus selbst spricht der Falkensteiner Walter Schäfer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats von Maria Himmelfahrt, inzwischen von einer „würdigen Nutzung, die vertäglich ist“, etwa durch Konzerte. Ein Abriss, über den bereits spekuliert wurde, ist trotz undichten Dachs nur die ultmia ratio. Vielmehr gelte es im nächsten Schritt, einen neuen öffentlichen oder privaten Eigentümer für das Gebäude zu finden – auch wenn eine Bewertung noch ausstehe, so Schäfer.

Wesentlich offener ist jedoch die Zukunft jener beiden katholischen Kirchen im Stadtgebiet, die – anders als die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt – nicht zur Kategorie A gehören, sondern zu Kategorie B: St. Michael in Mammolshain und St. Johannes der Täufer in Schneidhain. Damit gelten sie für die pastorale Entwicklung des Kirchorts als „nicht unbedingt benötigt“, mit allen Konsequenzen: Das Bistum Limburg zieht sich aus der finanziellen Verantwortung für die Kirchen zurück, damit könnten sie mittelfristig zur Disposition stehen. Die Gotteshäuser, so Schäfer, können von den Kirchgemeinden gehalten werden, solange es Rücklagen und Drittmittel etwa durch einen Förderverein gebe.

Einen solchen gibt es in Mammolshain bereits seit dem Jahr 2007 und er hat einige Renovierungen und Instandsetzungen ermöglicht, etwa an Geläut, Orgel und Beheizung. Dennoch sind die Heizkosten zuletzt so hoch geworden, dass die Gottesdienste im Winter zuweilen in die Kapelle der Heilig-Geist-Schwestern umziehen. Trotz allem gibt sich Schäfer optimistisch hinsichtlich der charakteristischen Kirche St. Michael, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit Steinen aus dem örtlichen Steinbruch errichtet wurde und das Wahrzeichen Mammolshains ist. Der Bau sei „sehr solide“, in den kommenden Jahren sieht er hier keinen großen Investitionsbedarf. Gleiches gelte für die Schneidhainer Kirche St. Johannes, wo es – wie in Mammolshain – ein sehr aktives Kirchleben gibt. „Die Betrachtung wird einige Jahre dauern, vorerst ist da nichts geplant.“ Das habe der Pfarrgmeinderat kürzlich sowohl in Mammolshain als auch in Schneidhain im Rahmen einer Besuchstour in allen Kirchorten der Pfarrei deutlich gemacht.

Auch Pfarrer Stefan Peter betonte unlängst, dass bei Gebäuden der Kategorie B keine sofortigen Schritte geplant seien. Er sprach sogar von Zeiträumen von 15 Jahren und mehr, weiß aber auch, dass der schleichende Bedeutungsverlust und der weitere Mitgliederverlust der Kirchen nur schwer zu stoppen sein wird. Aktuell liegt die Besuchsquote der Gottedienste bei nur noch drei Prozent der auf die Zahl von rund 9.000 geschrumpften Kirchenmitglieder.

Die Gefahr, dass aus B irgendwann D werden könnte, ist allen Vertretern der Pfarrei bewusst. Insofern gilt es, gemäß der begonnenen Phase 3 der KIS aus den Verkäufen Geld zu erwirtschaften, das in der Pfarrei verbleibt, damit es dort für Sanierungen unbedingt erhaltenswerten Bestandes einsetzt. Für St. Marien rechnet Walter Schäfer bereits mit Kosten in siebenstelliger Höhe für bald notwendige Renovierungen an Dach, Fassade und im Kirchenraum.

Mammolshain hat neben der Kirche noch ein weiteres pastorales Standbein. Das Gemeindehaus der Heilig-Geist-Gemeinschaft samt Kita (alle sieben Kitas gehören im Übrigen nicht zur KIS) des im Jahr 1950 in St. Michael gegründeten Ordens „Opus Spiritus Sancti“ ist laut KIS „pastoral notwendig“, gehört also zur Kategorie A und könnte den Gläubigen auch eine Heimat bieten. Schwer vorstellbar, dass das Herzstück des Ortes, die Kirche selbst, irgendwann durch das Raster fallen könnte oder, wie für Schloßborn und in Oberhöchstadt bereits beschlossen, baulich verkleinert werden müsste. Denn Mammolshain ist vermutlich der Königsteiner Stadtteil, der am stärksten von seiner Kirche geprägt ist. „Wir wissen, dass es schwierig wird“, bringt Johannes Schießer, Vorsitzender des Fördervereins St. Michael, die Sorge der Gemeinde auf den Punkt. „Aber wir werden kämpfen.“

Die Pfarrei plant derweil, gemäß der Strategie andere Liegenschaften zu veräußern – Grundstücke, die „streifen- oder fleckenartig“ über Mammolshain verteilt sind. Auch das soll zum Erhalt von St. Michael beitragen.



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