Aus dem Stadtarchiv: Literaturempfehlung –Jüdische Schicksale aus Königstein

Auf eine besondere Neuerscheinung weist Stadtarchivarin Dr. Alexandra König hin, in der unter vielen anderen auch das Schicksal einer Königsteiner Familie behandelt wird. Die Publikation „Die Deportation der Juden aus Hessen 1940 bis 1945. Selbstzeugnisse – Fotos – Dokumente“ wurde im Auftrag der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen von Volker Eichler aus dem Nachlass von Monica Kingreen herausgegeben und bearbeitet.

Obwohl gerade in Hessen besonders viele Juden lebten – was sich auch im Wohn- und Kurort Königstein widerspiegelte –, fehlte es bislang an einer Gesamtdarstellung dieser Vorgänge, deren systematische Erforschung erst in den 1980er-Jahren begann. Die Pädagogin und Publizistin Monica Kingreen hatte sich dieser enormen Aufgabe gestellt, starb aber im Jahr 2017 kurz vor Vollendung der Dokumentation. Daher konnte erst jetzt aus ihrem Manuskript das ersehnte Buch entstehen, das sich bewusst an einen weiten Leserkreis wendet. Das Besondere an dem Werk ist, dass neben allen verfügbaren Bildern der Deportationsvorgänge selbst auch Selbstzeugnisse der Betroffenen zusammengestellt worden sind und gerade auch über die persönlichen Fotografien vom Leben vor den furchtbaren Ereignissen berichten. Dabei wurde Wert darauf gelegt, Familien aus möglichst vielen verschiedenen Ortschaften zu porträtieren, um das „Geschehen vor Ort“ zu erfassen.

So wird auch das Schicksal des lange Jahre in Königstein beheimateten Justiziars Dr. Albert Katzenellenbogen berücksichtigt. Hochbetagt wurde er am 18. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und noch im selben Monat weiter in die Vernichtungsstätte Maly Trostinez verschleppt und dort ermordet.

An seinem Schicksal wird deutlich, dass systematisch von den Nationalsozialisten auch alte und gebrechliche Menschen, unter anderem aus den jüdischen Altersheimen, in Sammellager zusammengeführt und deportiert wurden. Die eindrucksvolle Dokumentation ist im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-921434-37-6, 28 Euro). Auch in der Stadtbibliothek ist ein Band einzusehen.

An dieser Stelle sei auch noch einmal auf das Buch „Juden in Königstein“ hingewiesen, in dem der ehemalige Stadtarchivar Heinz Sturm-Godramstein das Schicksal der Königsteiner Juden mit reichem Quellenmaterial anschaulich vergegenwärtigt. Mittlerweile in der 3. Neuauflage ist der Band selbstverständlich auch in der Stadtbibliothek auszuleihen oder in der Kur- und Stadtinfo zu haben, 280 Seiten gegen das Vergessen für 12 Euro.



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