Stoppt den Irrweg Königsteins, unsere Anlagen und Grünflächen zu bebauen

Als direkt betroffener Anwohner der Ecke Theresenstraße/Hubert-Fassbender-Anlage meldet sich Manfred Preu zu dem von der FDP in Aussicht gestellten Bauvorhaben zu Wort:

Gerade in der heutigen Zeit ist immer wieder die Rede von Werten, die es hoch zu halten gilt, um nicht restlos in die Belanglosigkeit abzurutschen. Königstein, ein Ort mit rund 16.000 Einwohnern hatte es im Laufe der Jahre geschafft, sich bundesweit einen herausragenden Namen zu erarbeiten: Die wunderschöne Lage im Taunus, seine Nähe zu Frankfurt, das innerstädtische Grün, die Präsenz mehrerer Fachkliniken und weiterführender Schulen, seine ausgezeichnete Infrastruktur und, und, und…

Die Anerkennung all dieser positiven Merkmale führte schließlich dazu, dass unsere Stadt von höherer politischer Instanz im Jahre 1935 zum „Heilklimatischen Kurort“ erklärt wurde, womit wir nach außen dokumentieren können: wir sind anders, wir heben uns von anderen Orten ab, wir haben ein Alleinstellungsmerkmal.

Ich denke, wir sollten heute bei all unseren kommunalpolitischen Entscheidungen stets darauf bedacht sein, den Zusatz Kurort nicht leichtfertig zu verspielen, indem wir dem Weckruf des Geldes folgend, die wenig verbleibenden Grünflächen bzw. Parkanlagen im innerstädtischen Bereich bebauen, auch nicht für ein soziales Bauprojekt wie z.B. das der Heuckenroth-Stiftung.

Die Idee als solches finde ich absolut gut, eine Stiftung stellt ein Projekt für einen einkommensschwächeren Personenkreis zur Verfügung, jedoch bitte nicht an diesem Standort. Der Erhalt der Hubert-Fassbender-Anlage muss ohne wenn und aber weiterhin ein absolutes Tabuthema bleiben! Was liest man beim Betreten der Anlage auf einem von der Stadt angebrachten Schild: „Gute Erholung! Freuen Sie sich mit anderen Besuchern über diesen Park.“

Auch verstehe ich wirklich nicht, warum gerade die FDP sich für dieses Projekt so stark einsetzt, da sie sich im Jahre 2001 unter Bürgermeister Fricke und dem Ersten Stadtrat Klaus Dehler vehement gegen jegliche Bebauung und Verkauf an dieser Stelle eingesetzt hat, als ein neues Domizil seinerzeit für das Haus Raphael im Gespräch war. In der Ausgabe der Königsteiner Woche vom 9. August 2001 hieß es wörtlich: „Hier handelt es sich um eine der letzten Grünanlagen im Innenstadtbereich, die das Stadtbild Königsteins als Kurstadt prägen und auch weiterhin der Erholung dienen sollen“, so die damalige Stellungnahme der Liberalen.

Auf einen zusätzlichen Aspekt möchte ich ebenfalls noch hinweisen, der meines Erachtens erkennen lässt, dass das in Aussicht genommene Bauvorhaben nicht konsequent durchdacht ist: In dem angedachten Gebäudekomplex mit insgesamt 22 Wohnungen sollen 18 Wohnungen für einkommensschwächere Personenkreise und vier hochwertige Wohnungen – in der oberen Etage – für finanziell besser gestellte Personen zur Verfügung gestellt werden. Ist den Parlamentariern eigentlich bewusst, für was für ein ungewöhnliches Großprojekt sie eines der einzigartigen Filetgrundstücke zur Verfügung stellen wollen?

Ich frage mich nämlich, wer überhaupt daran interessiert sein kann, in einem Gebäude mit 18 Wohnungen für Bezieher niedriger Einkommen eine der vier hochwertigen Wohnungen im „Obergeschoss“ zu mieten. In diesem Zusammenhang fällt mir spontan der wohlbekannte Spruch des Volksmunds ein, der hier umgesetzt werden soll: wir da oben, ihr da unten bzw. wir da unten, ihr da oben. Die Deutung des Spruchs richtet sich nach der jeweiligen Sichtweise: Häme des Bewohners in der hochwertigen Wohnung im Obergeschoss, Neid des Mieters in den unteren Etagen. Das Zusammenleben beider Schichten in solch einem Mehrfamilienhaus wird mittelfristig vor uneingeschränkter Harmonie strotzen.

Ich gehe davon aus, dass recht viele Bürger Königsteins mit mir einer Meinung sind und dieses Ansinnen der Stadt nicht mittragen und vehement dagegen votieren.



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