Königstein (kw/mk) – In der Pressemitteilung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald LV Hessen e.V. und der BürgerInitiative „Rettet den Mammutbaum“ von Dienstag heißt es wie folgt:
Am Freitag, den 29.September fand ein Gespräch zwischen Vertretern der GSW (Gemeinnüt-ziges Siedlungswerk der Katholischen Kirche), der Stadt Königstein auf der einen Seite und der Bürgerinitiative zur Rettung des Mammutbaumes sowie der benachbarten Migräneklinik, fachlich begleitet von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald SDW und dem unabhängigen Fachgutachter Philipp Funck aus Schwalmstadt, statt. Bei dem kontroversen Gespräch legte Baumgutachter Funck detailliert dar, weshalb die Standfestigkeit und die Vitalität des verhältnismäßig jungen Mammutbaumes (in Kalifornien werden die Bäume 2.000 bis 3.000 Jahre alt) fachlich nicht in Frage zu stellen ist. Auch die von der Firma Zorn durchgeführten Wurzelgrabungen bestätigten die Auffassung Funcks.
Bereits vor dem Gesprächstermin, am Freitag (29.09.2023), entschied die GSW den Mammutbaum am Ölmühlweg 31a zu fällen.
In der Entscheidung wurde die Wohnungsbaugesellschaft der katholischen Kirche von der Gründezernentin und dem Bürgermeister der Stadt Königstein bestärkt. In dem maßgeblichen Gutachten der Firma Zorn, (von der GSW beauftragt) kann jedoch nicht eindeutig belegt werden, dass die Standfestigkeit des Baumes durch das Bauvorhaben gefährdet ist. Dennoch fällt die Kirche den 130 Jahre alten und absolut vitalen Baum nach eigenen Aussagen „vorsorglich“.
Leider verließen die Vertreter der GSW den Termin nach einer Stunde, obwohl Funck noch nicht alle Fachargumente vorgetragen hatte. “Wir sind nach dem Gespräch mit der GSW und der Stadt Königstein erschüttert, dass eine Umplanung nicht in Erwägung gezogen wurde. Unser Gutachten hat die GSW und die Stadt Königstein nicht bewogen, den Baum retten zu wollen. Wir haben den Eindruck, dass dieses Gespräch nur zum Schein geführt wurde, denn die Entscheidung nun am kommenden Mittwoch (04.10.2023) den Baum zu fällen, stand von vornherein fest und auch die Pressemitteilung der GSW war bereits kurz nach dem Gespräch fertig formuliert versendet worden,“ so der Eindruck von SDW-Landesgeschäftsführer Christoph von Eisenhart Rothe.
„Wenn es um den eigenen Geldbeutel geht, werden die eigenen christlichen Werte nicht gelebt. Das hätten wir von der katholischen Kirche in Anbetracht der eigenen prekären Situation nicht erwartet“, kommentiert der Vertreter der BI Stefan Krasz das Verhalten der GSW im von Anfang an nicht ergebnisoffenen Gespräch. „Während die katholische Kirche immer für die Bewahrung der Schöpfung und des Lebens ist, man an das Positive glauben soll und man die Hoffnung nie aufgeben darf, scheint dies - wenn es um Eigeninteressen geht - nicht der Fall zu sein. Dem Baum wird die Überlebenschance nicht zugestanden und er wird präventiv gefällt“.
Leider hatte sich die Stadt Königstein auf einen Ablasshandel eingelassen und nicht die Interessen der Bürger vertreten. So gab es die Vereinbarung, dass die GSW von der Stadt Königstein die Fällgenehmigung erhält und dafür 2 neue große Bäume, davon einer an einem Wahlstandort in der Stadt, gepflanzt bekommt. Diese Information ließen Bürgermeister Helm und Gründezernentin Terhost nach dem Gespräch durchblicken. Sie kritisierten die Standhaftigkeit der BI und der SDW mit den Worten „Jetzt bekommen wir nicht diesen schönen Baum den wir uns nie hätten leisten können“, so die Aussagen der städtischen Vertreter. „Entsprechend der Kurzen Einblicke in den aktuellen Bauplan, der in der Sitzung vorgelegt wurde, kann der Baum ohne Veränderungen erhalten werden. Der Mammutbaum verliert durch die Baumaßnahmen ca. 20 % seiner Wurzeln. Mammutbäume reagieren sehr sensibel auf jegliche Beschädigung des feinen Wurzelsystems. Daher ist es unbestritten, dass die Baumaßnahme eine erhebliche Belastung für den Baum ist. Der Baum wird auch viele Zweige und Äste auf Grund des Wurzelverlustes verlieren. Es stellt sich nur die Frage: Könnte der Baum den Wurzelverlust auch überstehen und könnte sich der Baum von den verursachten Schäden auch wieder erholen?“ gibt Baumgutachter Philipp Funck seine Einschätzung wieder. In der Beantwortung dieser Frage kommen die Gutachter auf Grund ihrer Erfahrungen zu unterschiedlichen Ergebnissen. „Da auch große Bäume, auch Mammutbäume in der Baumschule zu kaufen sind und eine Pflanzung überleben, können auch größere Bäume einen Wurzelverlust von oft 60 bis 70 Prozent ausgleichen. Je älter sie sind, um so schwieriger ist die Pflanzung. Hier kommt es auf die Qualität der Pflanzarbeit an. Das heißt, dass für den Mammutbaum der Verlust von 20 Prozent Wurzeln durch entsprechende pflegerische Maßnahmen ausgeglichen werden muss. Durch den 2.400 Jahre alten „Chandeliertree“ in Kalifornien wurde eine Straße gebaut und er hat es überlebt.“
„Warum also soll ein 130 Jahre junger Mammutbaum nicht einen Wurzelverlust von 20 Prozent überleben? Die ältesten Mammutbäume in Deutschland sind vermutlich 160 Jahre alt. Aber sie wurden auch erst vor 160 Jahren in Deutschland eingeführt. In Kalifornien werden sie über 3.000 Jahre alt. Somit ist es schwierig abzuschätzen ob dieser Baum noch 30, 130 oder 1.000 Jahre dort überleben kann. Wenn er der Motorsäge zum Opfer fällt werden wir es nie wissen.“
„Aber im Interesse des Baumes, der Menschen die im Bereich des Baumes leben und der Stadt Königstein ist es ein relativ geringes Risiko den Baum auch bei der derzeit geplanten Umsetzung des Bauplanes zu pflegen und zu erhalten“, so Funck. „Hier sollten sich sowohl die Baubehörde, die Stadt und auch der Bauherr nicht allein auf die Einschätzung eines einzigen Gutachtens verlassen. Wenn sie wirklich am Erhalt der Natur und einem lebenswerten Königstein interessiert sind sollten sie sich andere Einschätzungen auch anhören und ehrlich in Betracht ziehen“.
Die GSW wirbt mit dem “Wohnen im Grünen “, das Grün steht aber immer auf den Nachbargrundstücken. Auf den Baugrundstücken bleibt kein Baum und kein Strauch erhalten, es wird keine Rücksicht auf das Leben genommen. Der Baum soll am Mittwoch, den 4. Oktober 2023 gefällt werden (bei Veröffentlichung: gestern).