Verein für Heimatkunde: Neuer Vorstand räumt Museum und hat Stoltze im Blick

Stoltzes berühmte „Kammertür mit dem Riss“ aus seiner „Flucht von Königstein“ war nicht nur Diskussionsthema zwischen Rezitator Marc Mann (rechts) und Rudolf Krönke (Mitte), sondern warf auch die Frage nach ihrer Präsentation im neuen „Digitalen Statt-Museum Königstein“ auf. Krönke hatte sie 1985 für Königstein gerettet und die damals noch existente originale Kammer Stoltzes dokumentiert.Foto: Voigt

Königstein (kw) – Für den 2. Mai hatte der Verein für Heimatkunde seine Mitglieder zur Jahreshauptversammlung gebeten, in der nicht nur die Ereignisse des Jahres 2024 vorgestellt, sondern auch die nächsten Schritte hinsichtlich des Burg- und Stadtmuseums Königstein besprochen wurden. Der alte Vorstand stellte die mehr als zehn neuen Publikationen der letzten 18 Monate vor, die allesamt innerhalb der Reihe „Kulturelles Erbe Königstein“ erschienen sind. Darunter finden sich mehrere Quellenbände zu Friedrich Stoltze, der Festungsruine Königstein und Königstein um 1900. „Wir leiten eine neue Generation historischer Publikationen in Königstein ein, mit YouTube-Videos in unserem digitalen ,Statt-Museum‘“, erklärte der ehemalige Vorsitzende Rudolf Krönke: „Ich freue mich, dass ich dabei als Autor mitwirken kann.“

Die Neuwahl des Vorstandes brachte eine Bestätigung des alten Vorstandes, wenn auch mit leicht versetzten Ämtern: Frauke Heckmann ist nun 1. Vorsitzende und Andrea Schmidt 2. Vorsitzende. Die Anzahl der Beisitzer erhöhte sich, Christoph Schlott und Rudolf Krönke wurden im Amt bestätigt. „Wir sind in der Zwischenzeit ein gut eingespieltes Team, sonst würden unsere umfangreichen Projekte auch nicht funktionieren“, erklärte dazu Frauke Heckmann: „Die Förderung durch das Land Hessen im vergangenen Jahr bestätigt die Qualität unserer Arbeit.“

Einen großen Teil des Abends widmete man dem Thema „Burg- und Stadtmuseum“. Als die Mitgliederversammlung im Oktober 2024 dem Vorstand den Auftrag erteilte, einen geeigneten Dauerleihvertrag auszuhandeln, klang das noch nach Aufbruch und Erneuerung. Doch der letztlich von der Stadt diktierte Vertrag hätte bedeutet, dass die historischen Objekte über Jahre der Öffentlichkeit entzogen werden. Auf alternative Lösungsvorschläge einzugehen weigerte sich die Stadt und erklärte die Gespräche für beendet.

Nun begann ein Zickzackkurs, dessen Beschreibung auch die Mitglieder erstaunte. Vor einigen Tagen verlangte man dem Verein noch ab, aufgrund einer Liste aus dem Jahr 1931 zwischen angeblich städtischem und Vereinseigentum zu trennen. Davon rücke die Stadt nun ab und fordere den Verein auf, bis Ende Mai sämtliche Gegenstände aus dem Historischen Rathaus auszuräumen. Andernfalls drohe ein rückwirkendes Nutzungsentgelt in Höhe von über 13.000 Euro. Dem wird sich der Verein zur Vermeidung eines unsinnigen Rechtsstreits beugen.

Gleichzeitig wurde der Verein aufgefordert, bis zur seitens der Stadt angekündigten „Klärung der Eigentumsverhältnisse“ bis Jahresende auf Pressemitteilungen zu verzichten und dessen eigene Sammlung nicht auszustellen.

Insofern ähneln sich nach Eindruck des Vereins die Ereignisse von 1968 und 2025, nur unter umgekehrten Vorzeichen: Damals schob die Stadt dem Verein ein vergammeltes Sammelsurium aus einer Scheune zu, um sich dann 57 Jahre lang nicht mehr darum zu kümmern. Heute will man die vom Verein restaurierten Objekte dem Verein wieder entreißen, kann sie aber nicht benennen. Es gebe jedoch kein einziges Indiz dafür, dass sich die Stadt fachgerecht darum kümmern könne oder dass sie selbst über Lagerfläche verfüge.

Der Verein reagiert daher entschlossen, um die Geschichte Königsteins und auch seine historischen Exponate zu schützen und zu bewahren.

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