Die Werkstatt der Familie Haub wurde wieder zur Spielstätte

Königstein
(mk/ab) –
Auf Einladung der Kulturgesellschaft Königstein e. V. hieß es jüngst endlich wieder „Herzlich willkommen zur Kleinkunst“ in der Werkstatt der Dachdeckerei Haub in der Wiesbadener Straße, die mittels aus dem Haus der Begegnung geliehener Sitzmöglichkeiten in eine kleine, feine und bunte Tribüne verwandelt worden war.

Voll war es zum Auftakt mit Sabine Fischmann, Markus Neumeyer und Anselm Wild, die sich das „Neue Frankfurter Schulorchester“ getauft haben. Sabine Fischmann ist eine deutsche Chansonsängerin, Musikerin und auch Schauspielerin. Markus Neumeyer ist Dirigent, Pianist und Komponist und Anselm Wild ist studierter Schlagzeuger (New York), Musiklehrer und fantastischer Udo-Lindenberg-Imitator (oder imitiert Udo Lindenberg ihn?). Zusammen bildeten sie eine „Achterbahnfahrt für die Sinne“.

„Hallo“

Zunächst begrüßte Vereinsvorsitzende Almut Boller jedoch stellvertretend für die Kulturgesellschaft und für dieses Veranstaltungsformat alle Gäste und Künstler herzlich und überreichte den Werkstattinhabern Ingrid und Ferdi Haub zum Dank für die zur Verfügung gestellte Spielstätte einen bunten Blumenstrauß. Daran anknüpfend erklärte und interpretierte Sabine Fischmann mit ihren verschiedenen „Hallos“ am E-Piano, was ein sogenannter „Subtext“ bedeutet (das dürfte spätestens jetzt jedem Teilgenommenen klar sein). Zum Lachen und zum Mitmachen ging es im bunten Programm weiter mit „Tamtam“, dem „Mörder-Marder“, bevor Rainer Kowald eigens ein doch sehr persönliches Ständchen von Sabine Fischmann à la „Rainer, so cool is’ keiner“ erhielt.

Im Anschluss tauschten die Chansonsängerin und der Profi-Drummer Anselm Wild für Udo Lindenbergs „Cello“ die Rollen. Sabine Fischmann übernahm also (mal mehr, mal weniger „gekonnt“) die „Drums“ – während das „Udo-Double“ Gesang, Mimik und sogar die typischen Körperbewegungen meisterlich darstellte.

Markus Neumeyer und Sabine Fischmann trugen musikalisch und sehr humorvoll das Gedicht „Zum Muttertag“ von Robert Gernhardt vor, um dann mit einer erfrischenden „Cross-Over-Traumreise-Version“ von Chopin und „Conga“ von Gloria Estefan zum Träumen (für Mann und Frau) zu verleiten.

Mit Vorfreude und Applaus wurde zu „Über sieben Brücken musst du gehn“ mitgesungen. Einen schönen Abschluss vor der Pause bildete das ABBA-Medley von Sabine Fischmann, unter anderem mit ihrem Kracher „Grüne-Soßen-Queen“.

Projekt „Sing your life“

Nach einer kurzen Pause stellte Sabine Fischmann stellvertretend das Herzensprojekt „Sing your life“ vor, das während der Pandemie 2020 Premiere feiern konnte.

Es ist ein Projekt aus mittlerweile 40 Schulen, Schauspielern, Musikern, Studierenden, Pädagogen und auch Eltern, die eine „Rock-Pop-Rap-Soul-Oper“ unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Peter Feldmann über das Leben Frankfurter Jugendlicher schreiben – über Probleme, was ihnen am Herzen liegt, was glücklich macht oder Sorgen bereitet.

So gibt es beispielsweise auch einen „Suizid-Präventionskurs“, denn die Jugendlichen sagen: „Musik ist einfach da und hilft uns, wenn es uns schlecht geht“. Der von Sabine Fischmann vorgetragene Song dazu „Dann gibt’s noch die Musik“ spiegelte also die Eindrücke der Jugendlichen wider – sehr herzerwärmend und mit „Bildungsauftrag“. Wer sich über das Projekt tiefgründiger informieren möchte, kann dies unter www.singyourlife-Frankfurt.com.

Mit Liedern und Texten ging es weiter, zum Beispiel mit diversen Dialekten in „Die Bauern“, „Katastrophenschutz“ oder einem Rap über Schneewittchen, bevor „das letzte Lied“ gespielt wurde, was noch einmal zu Tränen rührte – das „Friedenslied“ von Udo Lindenberg.

Samstag mit Rainer Weisbecker

Am Samstagabend folgte dann das Programm „Lifehaftisch“ von Rainer Weisbecker, sozusagen das „Best-of“ des Künstlers. Es ist kein feststehendes Programm in dem Sinne, sondern es wird ganz individuell auf das Publikum „zugeschnitten“. Dabei werden ab und zu auch dessen Wünsche erfüllt. Zunächst entführte Weisbecker auf seine Reise in das Frankfurt, in dem er aufgewachsen ist. Dabei definierte er auch „sprachliche Unterschiede“ oder auch die Herkunft einiger Worte. Natürlich wurden auch Geschichten erzählt und gesungen, zum Beispiel: „De Blues im Herz“ oder „Ich zieh in de Baumarkt“. Dazu gab es die „Die Moritat vom heilische Schwarzbrenner“, der selbst im Himmel weiter Schnaps brennen muss. Oder auch „Hätt der Adam aus dem Apfel Appelwoi gemacht,“ wären wir bestimmt alle noch im Paradies. Etwas nachdenklicher der „Jösthäusje Blues“, der von den Menschen erzählt, die sich an den Wasserhäuschen trafen und dort über das Leben philosophierten. Apropos „Wünsche erfüllen“ – extra für Ingrid Haub hatte Rainer Weisbecker das „Tranfunzelsche“ vorgetragen. Eine zauberhafte Geschichte von einem kleinen Kind, das von seiner Kindergärtnerin die Schuhe angezogen bekommt. Einfach herrlich! Erneut ein wunderbarer Abend „unter’m Dach“ bei Familie Haub: Es wurde viel gelacht, unterhalten und auch Tiefsinniges „bequatscht und besungen“ – die Werkstatt hat einfach etwas Magisches, was auch durchaus noch auf dem Heimweg und darüber hinaus zum Nachdenken anregend wirkt.

Das Trio Markus Neumeyer, Anselm Wild und Sabine Fischmann – oder besser: Das „Neue Frankfurter Schulorchester“ auf der Bühne in der kleinen, feinen Werkstatt der Dachdeckerei Haub in Königstein.
Fotos: Kuschel

Rainer Weisbecker, der einen Tag später (Samstag) in der Werkstatt auftrat.

Foto: A. Boller

Anselm Grün gab unter anderem den „Herrn aus Hamburg“ zum besten.

Sabine Fischmann alias „die Grüne-Soßen-Queen“ beim ABBA-Crossover

Markus Neumeyer und Sabine Fischmann am E-Piano beziehungsweise an der „Melodica“

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