Wanderbienen zu Gast in Mammolshain

Mammolshain
(gs) – Es summt und schwirrt im Sortengarten des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) in Mammolshain. Seit nunmehr Ende Juni hat der Bienenwagen der Künstlergruppe ‚finger‘ im Zeilweg Station bezogen und die in ihm wohnenden Honigbienen sind eifrig mit der Bestäubung der umliegenden Blüten beschäftigt.

Bienenwagen

In Anlehnung an die Tradition der Wanderimkerei ist der dreirädrige Bienenwagen den gesamten Sommer am Taunushang „unterwegs“ und macht dabei an verschiedenen, für die Honigaromen besonderen Plätzen halt. In Mammolshain sind es die zahlreichen Edelkastanien, die dem Bienenhonig anschließend ein ganz besonderes Aroma verleihen.

Bei dem Bienenwagen handelt es sich um einen kleinen Anhänger, der von Hand oder mit dem Fahrrad gezogen werden kann. Auf diesem Anhänger befinden sich die Bienenkästen mit ihren eifrigen Bewohnern. Darüber hinaus trägt der Wagen eine lehrreiche Schautafel über die Edelkastanie, die in ihrer Eigenschaft als „Brot der Armen und Honig für Reiche“ dafür verantwortlich ist, dass sich Mammolshain seit 2006 als „Edelkastaniendorf“ bezeichnen darf.

Streuobstwiese

Die Streuobstwiese, auf der der Wagen aktuell steht, wird von OGV schonend bewirtschaftet. Werner Plescher, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, berichtet nicht ohne Stolz, dass bei der Pflege der Wiese keine Pflanzenschutzmittel oder Dünger eingesetzt werden. Zusätzlich wurden Blühpflanzen angesiedelt, deren zugrundeliegendes Saatgut ausschließlich aus heimischen Blühpflanzen besteht.

Künstlerprojekt ‚finger‘

Der Bienenwagen ist Teil eines Kunstprojektes, das von der Künstlergruppe ‚finger‘ initiiert und durchgeführt wird. Die Künstlergruppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Lebenswelt staatenbildender Insekten – zu denen auch die Honigbienen gehören – in Analogie zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und Entwicklungen setzt. Eine wachsende Anzahl von Bienenvölkern ist dabei das „Material“, womit sie ihre Kunstbeiträge zu u.a. Umweltprozessen realisieren. Das Projekt Wanderbienen entstand dabei in Zusammenarbeit mit der Initiative ‚Regionalpark RheinMain Taunushang‘, deren Mitgesellschafter die Stadt Königstein ist.

Wanderimkerei

„Die Wanderimkerei hat eine lange Tradition“, so Imker Egbert Schlegel, der für die Verteilung der wandernden Bienenvölker in der Gemarkung Mammolshain zuständig ist. Auf Initiative des OGV Mammolshain kümmert er sich um die Registrierung der „einwandernden“ Imker mit ihren Bienenvölkern, damit nicht zu viele Völker gleichzeitig in der Gemarkung unterwegs sind und das Futter für die Bienen damit knapp wird. Zweck der Wanderimkerei ist es, bestimmte Blütenkulturen zu besuchen, um im Anschluss möglichst sortenreinen Honig ernten zu können – die Edelkastanien in Mammolshain bieten dabei die Grundlage für einen hervorragenden Kastanienhonig. In dem Wagen der Künstlergruppe ‚finger‘ befinden sich aktuell drei Völker mit insgesamt ca. 150.000 Bienen.

Aktiver Arten- und Naturschutz

Birte Sterf, als städtische Biologin auch für die heimische Biodiversität zuständig, machte darauf aufmerksam, dass in den letzten 30 Jahren fast zwei Drittel der fliegenden Insekten verschwunden seien, was auch eine massive Auswirkung auf den Vogelbestand habe. Insekten, so führte Sterf an, haben eine elementare Bedeutung im Naturhaushalt. In Europa sind etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und rund 80 Prozent der Wildpflanzen von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Der Obst- und Gartenbauverein hat sich der Pflege der besonderen Kulturlandschaft Mammolshains angenommen und wird dabei von der Stadt Königstein unterstützt. Dies, so Birte Sterf, sei aktive Landschaftspflege und aktiver Arten- und Naturschutz.

Edelkastanien

Johannes Schießer, 2. Vorsitzender des OGV und Leiter der AG Edelkastanie, kümmert sich um den Erhalt und die Pflege der (alten) Edelkastanienbäume. Im Jahr 2006 wurde eine deutschlandweite „Interessengemeinschaft Edelkastanie“ gegründet, deren Zweck der regelmäßige Informationsaustausch und die Expertise zum Thema „Edelkastanien“ ist. Ziel ist der Erhalt und die Weiterentwicklung bestehender Edelkastanienbestände. Der Baum, so führte Schießer an, ist ein „Klimabaum“, der sich den klimatischen Veränderungen gut anpassen kann, der aber in Trockenperioden auch der Pflege und ggf. der Bewässerung bedarf.

Die am Projekt „Wanderbienen” Beteiligten freuten sich über die fleißigen Honigsammlerinnen: Johannes Schießer (2. Vorsitzender OGV ), Werner Plescher (Vorsitzender OGV), Florian Haas (Künstlergruppe ,finger’) und Birte Sterf (Biologin) (von links)
Fotos: Scholl

Drei Bienenvölker mit ca. 150.000 Bienen bewohnen den Bienenwagen.

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