Verwaltungsschelte und mündige Bürger

Dr. Klaus Schmiedel aus Schneidhain, Am Eichkopf, hat seine Gedanken zum Thema „Sorgenkind Schneidhainer Linde“ verfasst: Nein, die Linde ist kein Kind, sondern steinalt, noch sind Sorgen wegen Pilzbefall nötig. Sie hat Hitze und Kälte, Stürme und Hagel, zu feuchtes und zu trockenes Wetter ausgehalten. Auch den Bau der Ringmauer und die Veränderung der Erdoberflächenhöhe um den Stamm, forstwirtschaftlich begleitet von Matthias Bauer, Eppstein, hat sie vor etlichen Jahren gut überstanden. Dass von so einem alten Baum mal ein Ast herunterfällt, ist normal. Aber nach dem Lesen des KöWo-Artikels, ohne Verfasserkürzel, also wohl von der Stadt geliefert, kommen schon Sorgen auf, wenn auch Sorgen anderer Art.

Wie die Untere Naturschutzbehörde die Balance hält zwischen Erhaltung alter Bäume und Minimierung von Schäden durch diese, weiß ich nicht. Aber in der Stadt Königstein läuft es nach meinen langjährigen, schlechten Erfahrungen ungefähr so: Erst erlässt man eine Baumsatzung, die Eigentümern älterer Bäume verbot, diese zu fällen. Dann merkte man, dass man sich selber damit sehr gebunden hat und schaffte diese Satzung wieder ab.

Natürlich trägt die Verwaltung die Verantwortung für die Sicherheit der Bürger vor Schäden durch stadteigene Bäume, aber ebenso natürlich kann man diese Verantwortung nicht tragen. Also hat man eine Firma engagiert, die diese Verantwortung abnimmt. Sie nummeriert und schaut und prüft sehr kritisch. Aber natürlich kann sie trotzdem diese Verantwortung nicht selber tragen, sondern ist versichert. Damit es keinen Ärger gibt und die Versicherung nicht zu teuer wird, neigt man dazu, im Zweifelsfall das Fällen anzuraten. Natürlich kann sich die Verwaltung diesem Votum nicht entziehen, leider leider, mit einer Nacht- und Nebelaktion und einigen Krokodilstränen wird die Sache durchgezogen. Manchmal kann man dann am Baumstumpf sehen, wie kerngesund der Baum war. Dass diese Verantwortungsverschiebung von den lieben Bürgerinnen und Bürgern bezahlt werden muss, versteht sich von selbst.

Mein Vorschlag: Man sollte den Wahlkampfslogan „mündiger Bürger“ mal ernst nehmen und alle Bewohner der Stadt bitten, auf diesbezügliche Gefahren zu achten und bei Bedenken umgehend die Stadtverwaltung zu informieren.



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