21 Nachwuchstalente bei „Chamber Music Connects the World“

Die spanische Geigerin Carla Marrero Martínez (22) freut sich auf die kommunikative Atmosphäre des Festivals. Foto: Stefan Renno

Kronberg (kb) – Vom 1. bis 10. Mai wird Kronberg zum Schauplatz eines einzigartigen musikalischen „Blind Dates“: 21 ausgesuchte junge Spitzenmusiker treffen auf vier weltbekannte Solisten, die Geiger Gidon Kremer und Christian Tetzlaff, den Cellisten Steven Isserlis und den Pianisten Sir András Schiff. Zehn intensive Tage lang erarbeiten sie unterschiedlichste Kammermusikwerke von Joseph Haydn, Luigi Boccherini, Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Antonín Dvorák, Gabriel Fauré, Ernest Bloch, George Enescu, Alban Berg, Dmitri Shostakovich und Giya Kancheli.

Die „Juniors“ haben vor ihrer Anreise nach Kronberg bereits die Bewährungsprobe eines mehrstufigen Auswahlprozesses gemeistert, einschließlich einer Live-Audition vor einer Jury, zu der auch Gidon Kremer zählte. Aus 16 Ländern stammen die zehn Geiger, vier Bratscher, vier Cellisten, ein Kontrabassist und zwei Pianisten: aus allen Teilen Europas (12), aus Asien (5) und Amerika (4).

„Kammermusik bringt einen dazu, die eigenen musikalischen Glaubenssätze und Horizonte zu erweitern, und deshalb ist sie ein wichtiger – wenn nicht der wichtigste – Teil der eigenen musikalischen Bildung“, findet zum Beispiel Anna Egholm (21) aus Dänemark. Die preisgekrönte Geigerin spielte schon als Kind Solokonzerte mit dem Dänischen Radio- Sinfonieorchester.

Wenhong Luo, 26-jährige Bratschistin aus China, schätzt das Kammermusik-Festival als Podium: „Seitdem meine Freunde mir von ‚Chamber Music Connects the World‘ erzählt haben, bin ich erpicht darauf teilzunehmen. Nicht nur, weil das Programm uns die großartige Möglichkeit bietet, mit den Meistern zu arbeiten und von ihrem Spiel inspiriert zu werden. Sondern auch, weil es eine Plattform ist, auf der wir als ‚Juniors‘ uns durch Musik ausdrücken und zeigen können, was wir in die Musikwelt einbringen können.“ Ganz ähnlich denkt ihre Landsfrau Luosha Fang (29), die ebenfalls Bratsche spielt und in den USA, Russland und Spanien studierte. „Als junge, ausländische Musikerin ist es mein ultimativer Traum, Kammermusik zurück nach Asien zu bringen. Dabei helfen mir Verbindungen zu Musikern aus den Vereinigten Staaten und aus Europa.“ Neue Freundschaften wird die junge Musikerin bei „Chamber Music Connects the World“ auf jeden Fall knüpfen können.

Die französische Bratschistin ägyptischer Abstammung Sindy Mohamed (27) ist sehr zielstrebig. „Ich will von den Größten lernen und eng mit ihnen zusammenarbeiten, um herauszufinden, wie sie die Musik sehen, und um ihre Herangehensweise an Kammermusik kennenzulernen“, sagt sie. Seit letztem Jahr studiert Sindy Mohamed an der Kronberg Academy bei Tabea Zimmermann. Zuvor hatte sie neben einem Bratschenstudium in Paris auch ein Kammermusikstudium mit ihrem eigenen Quartett abgeschlossen. Auch andere „Juniors“ empfinden Kammermusik als unverzichtbar für ihre künstlerische Identität. „Kammermusik war schon immer ein sehr wichtiger Teil meines Selbstverständnisses als Musiker. Da meine Schwester ebenfalls ein Instrument spielt, haben wir häufig zusammen musiziert“, erzählt der 19-jährige Bratschist Sào Soulez Larivière. Genau wie seine ältere Schwester Cosima, die bei „Chamber Music Connects the World“ Geige spielt, hat er sowohl die französische als auch die niederländische Staatsbürgerschaft. Die spanische Geigerin Carla Marrero Martínez (22) freut sich auf die kommunikative Atmosphäre des Festivals. „All diese Emotionen in der Kammermusik nicht nur mit den Musikerkollegen zu teilen, sondern auch mit den Zuhörern, ist für mich immer eine magische Erfahrung. Denn ich glaube, durch das Erlebnis von Kammermusik wächst man nicht nur als Musiker, sondern auch als Mensch.“

„Ich bin sicher, dass ich meine musikalischen Fähigkeiten enorm verbessern werde“, meint auch die italienische Cellistin Erica Piccotti (17), die seit kurzem an der Kronberg Academy studiert. „Das ist ein sehr besonderes Projekt, weil junge Musiker die Möglichkeit bekommen, sich großartigen, renommierten Künstlern gegenüberzustellen, während sie mit ihnen als Kollegen zusammenspielen.“ Alexander Edelmann aus den USA ist der einzige Kontrabassist, der an „Chamber Music Connects the World“ teilnimmt, während des Festivals feiert er seinen 28. Geburtstag. Was ihn an Kammermusik fasziniert? „Kammermusik ermöglicht mir, mit den Dualitäten zu spielen, die ich am aufregendsten an der Musik als einer lebendigen Kunstform finde: Form versus Freiheit, Komponist versus Interpret, Individuum versus Ensemble, Impulse geben und Impulse aufnehmen, und Spontanität contra Disziplin“, so Edelmann.

Einer der beiden teilnehmenden Pianisten ist der 26-jährige Jean-Sélim Abdelmoula aus der Schweiz. Er musiziert nicht nur als Solist und Kammermusiker, sondern komponiert auch sehr erfolgreich. Musiker wie Heinz Holliger, Antje Weithaas oder Patricia Kopatchinskaja führen seine Werke auf. „Kammermusik ist meine Leidenschaft, und ich bin extrem neugierig, von den besten Musikern zu lernen“, freut sich Abdelmoula auf das Kronberger Kammermusik-Festival. Die Probenarbeit der „Juniors“ und der „Seniors“ beginnt am 1. Mai; ab Donnerstag, 3. Mai sind die Proben öffentlich zugänglich. Sie finden in der Regel in mehreren Abschnitten zwischen 9.30 Uhr und 13.30 Uhr sowie zwischen 15 Uhr und 16.45 Uhr beziehungsweise 18.45 Uhr in der Stadthalle, der Streitkirche und der Zehntscheune statt. Die Reihe der sieben Konzerte in der Johanniskirche und der Stadthalle beginnt Samstag, 5. Mai um 21 Uhr; das Abschlusskonzert ist Donnerstag, 10. Mai um 19 Uhr zu erleben. Die Crespo Foundation finanziert auch diese 10. Ausgabe von „Chamber Music Connects the World“. Im Sinne ihres Leitmotivs „Menschen stark machen!“ sieht die Stiftung ihre Aufgabe darin, Menschen in den entscheidenden Phasen ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und sie zu motivieren, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. In ihrem Arbeitsschwerpunkt „Kunst“ konzentriert sich die Crespo Foundation auf die Stärkung von Strukturen und Institutionen, die künstlerische Reifeprozesse ermöglichen. Zusammen mit ihren Partnern stellt sie Kontexte her, in denen junge Künstlerinnen und Künstler sich weiterentwickeln und ihre Arbeiten präsentieren können. Das vollständige Programm findet sich auf www.kronbergacademy.de. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen, die Karten zum Preis zwischen 25 und 48 Euro (Ermäßigung für Kinder, Schüler und Studenten) sind online erhältlich sowie im Kartenbüro der Kronberg Academy, Friedrich-Ebert-Straße 6 (Receptur), 61476 Kronberg im Taunus. Besucherkarten für die öffentlichen Proben zum Preis von 6 bzw. 4 Euro (ermäßigt) sind während der Veranstaltung in der Stadthalle Kronberg und an den Probenorten erhältlich.

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