50 Jahre Kronberger Kulturkreis – Ein Wiedersehen mit alten Bekannten

Eine der riesigen neugierigen alten Damen vom Bouldegom’-Theater aus Frankreich interessierte sich bei ihrem Besuch vor vielen Jahren in Kronberg für den Busverkehr.

Foto: Archiv /privat

Kronberg. – Jubiläen werden gemeinhin im gebührenden, also opulenten Rahmen begangen. Das gilt für Institutionen ebenso wie für Privatpersonen – zu einem runden Geburtstag lädt man die ganze Familie ein, und dem Firmenjubiläum widmet die Geschäftsleitung ein Event für Lieferanten und Kunden.

So schön es auch ist, mit vielen Freunden zu feiern: Eigentlich hat man kaum Gelegenheit, sich wirklich mit allen zu unterhalten, die gekommen sind. Wirklich gemeinsam lässt sich nur im kleinen Rahmen genießen, was immer das Jubiläum an Erinnerungen an die Oberfläche bringen mag. Zumal Feste dieser Art ja immer auch ein Wiedersehen bedeuten.

„Aus diesem Grund umfasst das Programm zum 50-jährigen Jubiläum des Kronberger Kulturkreises viele kleinere Veranstaltungen statt eines einzelnen, übergroßen Events“, berichtet die Kulturkreis-Geschäftsführerin Dorothée Arden. Es wird zahlreiche Gelegenheiten geben, die vergangenen 50 Jahre Revue passieren zu lassen, das Wiedersehen mit lieb gewonnenen alten Bekannten zu genießen, sich aber auch mit Neuem zu beschäftigen, den Blick sowohl zurück als auch nach vorn zu richten.

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres 2018 blickt der Kabarettist Mathias Tretter in seinem politischen Jahresrückblick „NachgeTrettert!“ auf ein Jahr zurück, das nicht nur politisch hochbrisant, sondern darüber hinaus das erste Jahr der neuen Veranstaltungsreihe „Kabarett im Kino“ war – zu erleben kommenden Mittwoch, 24. Januar in den Kronberger Lichtspielen.

Der Saxophonist Mulo Francel, vielen bekannt durch Quadro Nuevo, gratuliert dem Kulturkreis Montag, 29. Januar in der Johanniskirche mit seinem Programm „Mocca Swing“ zum Geburtstag. Mit dem Ensemble „Mulo & Friends“ stillt er seine Lust aufs Reisen, auf die Begegnung mit Menschen, Musikern, Mythen und Melodien aus aller Welt und seine Neugier auf fremde Klänge und Kulturen.

Kabarettistisch geht es am Mittwoch, 14. Februar weiter. Nach dem unglaublichen Erfolg des „Nord-Süd-Gefälles“ mit Mike & Aydın im vergangenen Jahr kommt Aydın Isik solo mit „Bevor der Messias kommt“ in die Kronberger Lichtspiele. Was hat Politik bitte heute noch mit Religion zu tun? Jede Menge, wie der türkischstämmige Schauspieler, Regisseur und Kabarettist beweist.

Philipp Weber hat sich die Welt des Marketing zur Brust genommen. Das Ergebnis: sein neues Programm „Weber No5 – Ich liebe ihn!“ Er selbst sieht es als feurigen Schutzwall gegen jegliche Versuche der Manipulation, als heitere Gebrauchsanweisung für den freien Willen – selbstverständlich wie immer webermäßig lustig. Versprüht wird Weber No5 Mittwoch, 7. März in den Kronberger Lichtspielen.

Noch einmal wird es kabarettistisch am Mittwoch, 18. April. Das Frühjahr beim Kabarett im Kino beendet Christoph Sieber „Hoffnungslos optimistisch“. Mit großer Leidenschaft und einer gehörigen Portion Empörung spielt er gegen die bestehenden Zustände an. Sieber singt, tanzt, flüstert und brüllt an gegen Verschwendung, Trägheit und schreckt auch nicht davor zurück, den Zuschauer in die Verantwortung zu nehmen.

Nach diesen Abenden mit alten Bekannten wird es Zeit für etwas Neues.

Hessischer Kabarettpreis wird verliehen

Das Etikett „neu“ trifft dabei gleich zweifach zu: Der Hessische Kabarettpreis wird erst zum zweiten Mal verliehen – und zum ersten Mal im Rhein-Main-Gebiet. Drei etablierte Bühnen organisieren, gefördert von der Sparda-Bank Hessen, gemeinsam diesen Wettbewerb: die Kulturscheune aus Herborn, das Piazza in Vellmar und der Fresche Keller aus Nidda. Letztere Bühne, ein Hobby der Kulturkreis-Geschäftsführerin, Dorothée Arden, ist in diesem Jahr Ausrichter des Hessischen Kabarettpreises – und so kam dieser neue Preis in die Kronberger Lichtspiele. „Näher können Kabarettfreunde den Teilnehmern wohl kaum kommen als im kuscheligen Kinosaal“, freut sie sich auf dieses Highlight im Jubiläumsjahr.

Nominiert für den Wettbewerbsabend am Mittwoch, 25. April sind: der Kabarettist und Schauspieler Aydın Isik, Autor und Poetry-Slammer Julian Heun, das Musikkabarett-Duo Lieblingsfarbe Schokolade und Klavierkabarettist Matthias Reuter. Sie präsentieren der Fachjury als auch dem Publikum halbstündige Ausschnitte aus ihren aktuellen Programmen, denn auch die Zuschauer vergeben einen eigenen Preis, genannt „Handkäs’ mit oder ohne Musik“, während die Jury über die „Bethmännchen“ entscheidet.

Vergeben werden diese beiden Preise einen Tag später, Donnerstag, 26. April. An diesem Abend treten auch der Gewinner des Ehrenpreises „Ahle Worscht“, Max Uthoff, sowie die Trägerin des Förderpreises „Grie Soß’“, Lisa Eckhart auf. Die Gewinner vom Vorabend sind natürlich ebenfalls wieder auf der Bühne zu erleben, bevor sie das Preisgeld von 3.000 Euro und die Skulptur des Hessischen Kabarettpreises entgegennehmen.

Wiedersehen zum „Da Capo“

Viele Gäste haben sich ein Wiedersehen mit dem einen oder anderen Künstler beim Internationalen Straßentheater-Festival „Da Capo“ gewünscht, weiß Dorothée Arden. Zum Jubiläum nun ist es so weit, verrät sie: Es kommen die riesigen alten Damen vom Bouldegom’-Theater aus Frankreich und der scheinbar unscheinbare Clown Jordi aus Italien. Die Breakdancer aus Kronbergs Partnerstadt Ballenstedt gratulieren, außerdem natürlich weitere Überraschungsgäste, die zum ersten Mal in die Altstadt kommen. Kurz gesagt: Am 26. und 27. Mai ist es wieder Zeit für ein „Buntes Treiben in kleinen Ecken und auf idyllischen Plätzen“ in der Kronberger Altstadt. (Das ausführliche Programm wird rechtzeitig veröffentlicht.)

Auch die Burg ist im Jubiläumsprogramm des Kronberger Kulturkreises vertreten. Sie wird Kulisse und Rahmen für das Fest der Alten Musik, das in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst aus Frankfurt am Main einst als „Barocknacht“ etabliert wurde. Der geänderten Anfangszeit geschuldet, heißt es zwar ab diesem Jahr „Barockfest“. Gleich geblieben ist jedoch die altbewährte Qualität: In rund 20 Konzertbeiträgen wird historische Vokal- und virtuose Kammermusik auf historischen Instrumenten aus der Zeit der Renaissance bis zur Klassik dargeboten – am Sonntag, 8. Juli. Das Abschlusskonzert findet abends mit Szenen aus Monteverdis „Poppea“ in der Johanniskirche statt.

Jubiläums-Familienfest im Victoriapark

Zu einem runden Geburtstag lädt man die ganze Familie ein. Dieser schönen Tradition möchte der Kronberger Kulturkreis mit einem Ausflug in den Victoriapark nachkommen. Samstag, 11. und Sonntag, 12. August gibt es ein Fest für die ganze Familie. Aus Spanien kommt „The Strange Travel of Señor Tonet“, eine Installation aus hölzernen Spielautomaten. Außerdem spielen „The Beez“. Die vier Musiker stammen aus Sydney, Kreuzberg, Hamburg und San Francisco, teilen aber die Liebe zum Pop. „Es darf gespielt und getanzt werden, gelacht und gestaunt. Ob jung oder alt, alle sind herzlich im grünen Herzen der Stadt willkommen“, lädt die Kulturkreis-Chefin schon heute zu diesem Jubiläums-Bonbon ein.

Für den Herbst des Jubiläumsjahres sind noch weitere Überraschungen und Gelegenheiten für ein Wiedersehen geplant. Schon jetzt laufen beispielsweise erste Vorbereitungen für eine Salonkultur-Reihe in den neuen Räumen des Museums Kronberger Malerkolonie in der Villa Winter. Noch wartet jedoch auch die Kulturkreis-Geschäftsführerin darauf, die vielen bereits gepackten Kisten für den Umzug von der Stadtbücherei in die Villa Winter, das als neues Kronberger Kulturhaus mit dem Museum Kronberger Malerkolonie, der Kronberger Kunstschule und dem Kulturkreis-Büro aufwarten wird, hoffentlich bald hinübertragen zu können, um sich vor Ort für neue Ideen inspirieren zu lassen.

Für Interessierte hält der Kulturkreis übrigens auf seiner Internetseite einen Newsletter bereit – eine angenehme Möglichkeit, immer auf dem Laufenden zu bleiben. Hier finden sich auch ausführliche Informationen zu den Jubiläumsveranstaltungen und der Kartenvorverkauf: www.kronberger-kulturkreis.de. (mw)

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