Kronberg / Darmstadt (kb) – „Auch Merck ist ein Erfinderlabor“, betonte Frank Gotthardt. Ob Global Player oder Schülerteam: „Man darf seinen Entdeckergeist niemals verlieren“, sagte der Leiter der Abteilung Public Affairs beim internationalen Pharma- und Chemiekonzern. Am Stammsitz Darmstadt begrüßte Gotthardt kürzlich 16 leistungsstarke Oberstufenschüler zur Abschlussveranstaltung des 18. Erfinderlabors. Rund 200 Zuhörer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik erlebten die Jungforscher, denen es an Motivation und Wissensdurst wahrlich nicht mangelt.
Seit zehn Jahren bietet das Zentrum für Chemie (ZFC) hessischen Top-Schülern regelmäßig die Chance, sich außerhalb des Unterrichts mit spannenden Zukunftstechnologien zu beschäftigen. Thema des einwöchigen Workshops war diesmal der Komplex organische Elektronik. Jeweils acht Schülerinnen und Schüler nahmen die Herausforderung an. In vier Teams entwickelten sie kreative Forschungsideen und innovative Lösungswege. Unter anderem ging es um neuartige OLED-Materialien (Organische Leuchtdioden) für die Anwendung in revolutionären Hochleistungsdisplays. „Theoretisch wie praktisch kann man im Erfinderlabor sein Wissen fundamental erweitern. Alles in allem darf man sich glücklich schätzen, wenn man einen solchen extraordinären Workshop genießen kann“, berichtet Mark Rothermel.
Bei aller Zukunftsmusik: Das Jubiläum war auch ein Blick in die Vergangenheit. Vor zehn Jahren fand bei Merck die Premiere statt. Das Unternehmen ist ein Kooperationspartner der ersten Stunde. Dr. Christa Jansen, Leiterin des Referats Schulförderung, betonte die gute Zusammenarbeit mit dem ZFC: „Es ist hoch erfreulich, dass es engagierte Lehrer gibt, die sich mit ganzem Herzen um unsere jungen Hochleister bemühen und ihnen diesen Workshop bieten.“
Seit 2005 hat das Zentrum für Chemie 288 Oberstufenschülerinnen und -Schülern aus über 100 hessischen Schulen einen intensiven Dialog mit Wissenschaft, Hochschule und Industrie ermöglicht. „Das Format wird angenommen, und auch unsere Kooperati-onspartner sind über Jahre verlässlich dabei“, so ZFC-Vorstand Dr. Thomas Schneidermeier, der das Format „Erfinderlabor“ entwickelt hatte und die Veranstaltung seit zehn Jahren maßgeblich gestaltet. Allein im laufenden Schuljahr hatten sich mehr als 250 exzellente Schüler aus 80 Schulen für drei Workshops beworben, wie Projektleiter Patrick Röder mitteilt.
„Das Erfinderlabor ist jede Unterstützung wert“, kommentierte Evelin Spyra aus dem Hessischen Kultusministerium. Die Referatsleiterin für Gymnasien und ehemalige Schulleiterin zeigte sich erfreut von der Arbeit des ZFC. „Wir brauchen qualifizierten Nachwuchs, der teamorientiert, kreativ und zielorientiert zur Sache geht.“ Im Erfinderlabor würden Ausnahmeschüler optimal gefördert. „Wenn ich diese jungen Leute sehe, bin ich optimistisch. Wir sind auf einem guten Weg.“
„Wir warten auf Sie“, unterstrich auch Jens Krüger vom hessischen Wirtschaftsministerium den dringenden Bedarf an hellen Köpfen im naturwissenschaftlichen Bereich. Der Fachkräftemangel sei bedauerlich, aber gleichzeitig eine große Chance für Berufsstarter, denen sich exzellente Perspektiven bieten. „Wir brauchen technologische Innovationen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern“, so der Referatsleiter für Schlüsseltechnologien und Ressourceneffizienz. Krügers expliziter Dank galt dem ZFC für die kontinuierliche Ausrichtung des Erfinderlabors.
Mit Spannung erwarteten die Gäste dann den Auftritt der Schülerteams, die sich in Darmstadt binnen kürzester Zeit in ein hoch komplexes Thema eingearbeitet hatten.
Sie verglichen unter anderem die Funktionsweise unterschiedlicher Flüssigkristalle und beschäftigten sich mit organischen Halbleitern für Feldeffekttransistoren.
Besonders spannend war die Frage nach der weiteren Optimierung flexibler Displays für Mobiltelefone und Fernsehgeräte.
Nach einer Einführung in die „organische Elektronik“ durch Prof. Dr. Matthias Rehahn und einer Werksführung bei Merck experimentierten die Schülerinnen und Schüler drei Tage lang in den Laboren des Fachbereichs Chemie der Technischen Universität Darmstadt, wo sie von vier Mitarbeitern des Arbeitskreises intensiv betreut wurden. Prof. Rehahn, Fachgebietsleiter Makromolekulare Chemie der Polymere, lobte den Wissensdurst und die Begeisterung, die die Teilnehmer des Erfinderlabors mit an die Uni gebracht haben. „Innovation braucht interdisziplinäre Vernetzung“ mit diesen Worten unterstrich er den allgemeinen Wunsch und die Notwendigkeit weiterer Kooperationsmodelle zwischen Hochschulen und Unternehmen unterschiedlicher Fachbereiche zur Entstehung innovativer Ideen.