BDS analysiert schwierige Situation und wählt neues Führungsteam

Michael Nauheim (links), Hans-Jörg Hofmann (rechts) und Peer Hildmann (am Versammlungsabend verhindert) waren lange Jahre tragende Säulen im BDS-Vorstand.

Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Der Bund der Selbstständigen (BDS) hat im Verlauf der jüngsten Jahreshauptversammlung im Kronberger Hof durch die Neuwahl der Fachgruppensprecher und deren Stellvertreter die Weichen für die nächsten drei Jahre gestellt.

Neue Sprecherriege

Unverändert blieben die Arbeitskreise Handwerk mit Sprecher Moritz Feger und Stellvertreter Jochen Wehrheim, Handel mit Joachim Klinger und Gabriele Grau sowie „Freie Berufe“ mit Anke Wenderoth und Susanne von Engelhardt. Dagegen stand nach 19 Jahren Vorstandsarbeit der bisherige Sprecher des Arbeitskreises Dienstleistung, Michael Nauheim, nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. Seinen Part übernimmt künftig Dr. Dirk-Oliver Kaul, flankiert vom verbliebenen Stellvertreter und BDS-Vorstandssprecher Christian Hellriegel. Der dankte Nauheim für dessen „herausragende Rolle in unterschiedlichen Funktionen im Bund der Selbstständigen, die extreme Bereitschaft Aufträge zu übernehmen und diese durch beharrliches Stehvermögen zielorientiert zum Ende zu bringen“. Nicht minder sparte er mit Bedauern und Anerkennung für die bisherigen Verantwortlichen der vor drei Jahren neu gegründeten Arbeitsgruppe „Sonderprojekte“. Sprecher Hans-Jörg Hofmann und sein Vertreter Peer Hildmann, ebenfalls langjährige tragende Säulen im BDS-Führungsteam, die zuletzt den Sorgen und Nöten der Gewerbetreibenden unter anderem sowohl bei der Quartiersentwicklung am Bahnhof und der geplanten sechsmonatigen Testphase der veränderten Verkehrsführung in der Altstadt als auch der Verschönerung und Stärkung des Gewerbegebietes Oberhöchstadt Süd mehr Gewicht verliehen, gaben den Staffelstab an Nachfolger Joachim Schulte weiter. Hofmann bekleidete darüber hinaus seit 2008 das Amt des stellvertretenden BDS-Vorstandssprechers. Hellriegel lobte die „Geradlinigkeit des ehrbaren Kaufmanns“, seinem Weggefährten Peer Hildmann gebühre allein schon wegen seines zehnjährigen zeit- und arbeitsintensiven Einsatzes in der langjährigen Herbstmarktarbeitsgruppe der „große Ritterschlag“.

Schwierige Situation

An Arbeit mangelt es dem aktuell 170 Mitglieder zählenden Kronberger Wirtschaftsverband keineswegs. In seinem Jahresbericht lenkte der Vorstandssprecher zum wiederholten Mal den Blick auf die seit Jahren extrem schwierige Situation des Kronberger Einzelhandels. Während laut jüngstem Mittelstandsbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt 42 Prozent der hessischen Unternehmen ihre derzeitige Lage als gut, 50 Prozent als zufriedenstellend bezeichnen und 22 Prozent sogar ein noch besseres Ergebnis im laufenden Jahr erwarten, der Geschäftsklimaindex des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung bei 121 Punkten liegt, sind die Probleme des stationären Handels trotz Gegensteuerungsbemühungen unübersehbar. Neben einigen kleineren Ladenlokalen steht auch das „große Filetstück“, der ehemalige Biomarkt in der Hainstraße, weiterhin leer, von Fortschritten in Bezug auf Eröffnung des Gasthauses „Zum Adler“ oder des in Aussicht gestellten Cafés in der Altstadt bisher keine Spur. Als jüngste Hiobsbotschaften nannte Hellriegel neben der bereits erfolgten Geschäftsverlagerung der Firma Iris Leibkutsch Interiors nach Frankfurt sowie dem baldigen Verlust des Digitallabors Foto Tippmann, die ihm einen Tag zuvor zu Ohren gekommene angekündigte Schließung der Uhren-Werkstatt „Meister&Fischer“ in der Adlerstraße wegen Verlagerung des Lebensschwerpunktes nach Bayern. Dass in umliegenden Kommunen ein ähnliches Bild herrsche, sei nur ein schwacher Trost.

„Es geht auch anders“

Allen, die vor diesem Hintergrund Endzeitstimmung verbreitend das Pauschal-Urteil fällen, das Vertrauen zur Einkaufsstadt Kronberg sinke, statt besser zu werden, hielt Hellriegel im Kontrast dazu die erfreuliche Entwicklung in Kronberg Süd mit dem kürzlichen Ausbau des Rewe-Marktes im Westerbach-Center entgegen. „Ein Handels- und Touristikkonzern wie die Rewe Group beleuchtet im Vorfeld ins Auge gefasster Baumaßnahmen die Bevölkerungsstruktur sehr sorgfältig und stützt sich marktwirtschaftlich ausschließlich auf nackte Zahlen. Man hätte ohne Überzeugung, dass auch hier Potenzial und das Interesse an neuen Produkten vorhanden ist, niemals investiert!“

Mit diesem Rückenwind – zu den jüngsten Erfolgen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Kronberg haben außerdem unter anderem die Ansiedlung weiterer Ärzte im Ärztehaus sowie die realisierte Vollvermietung bisher freier Büroflächen im „Palais Kronberg“ und im Campus Kronberg beigetragen – gelte es Optimierungsbestrebungen mit unverminderter Kraft voranzutreiben. Als positives Beispiel in der Altstadt nannte Hellriegel das belebende Element Kronberger Bücherstube. Wie der Vorstandssprecher weiter ausführte, steht der BDS nach wie vor in engem Kontakt mit der Stadt Kronberg, allen voran Wirtschaftsförderer Andreas Bloching, der erneut bekräftigte, es gäbe bedauerlicherweise kein Patentrezept zur Behebung von Leerständen. Die Vermittlung interessierter Mieter an Eigentümer freier Gewerbeflächen sei das eine, am Ende des Tages müssten sich allerdings die jeweiligen Gesprächspartner über Mietpreis, etwaige Modernisierungsmaßnahmen und Ähnliches einigen. Zur aktuellen Situation in der Hainstraße berichtete der Wirtschaftsförderer, ein Angebot über die geplante Neugestaltung der Fassade liege dem Eigentümer inzwischen vor. Des Weiteren stünden unter anderem noch Gespräche mit Hessen Mobil zur Abstimmung der künftigen Anordnung von Stellplätzen auf der Agenda. Die zwischenzeitlich im Raum stehende Vermietung eines Teilbereichs der Fläche des früheren Biomarkts an ein Büro sei schon wieder vom Tisch. Man bleibe dort ebenso am Ball wie beim Gewerbegebiet Oberhöchstadt Süd. Auf den für Außenstehende entstehenden Eindruck marginaler Fortschritte bei der Tennishalle, im Gegensatz zur unveränderten Situation in der Dieselstraße oder beim im Ortskern liegenden Nassauer Hof, hatte Hellriegel zuvor mit Nachdruck aufmerksam gemacht.

Im Verlauf des Versammlungsabends, der lediglich von einer eher überschaubaren Teilnehmerzahl zum Informationsaustausch genutzt wurde, richtete der Vorstandssprecher einen erneuten flammenden Appell an die Kronberger Einzelhändler: „Intensives Engagement einiger weniger reicht bei Weitem nicht aus!“ Die verheerende Außenwirkung dieses unsolidarischen Verhaltens eines größer werdenden Teils der Einzelhändler und der daraus resultierende Besucherrückgang bei den jüngsten Verkaufsoffenen Sonntagen seien noch in frischer Erinnerung. Daraus gelte es Lehren zu ziehen für die noch folgenden Veranstaltungen im laufenden Jahr wie etwa das große Herbstevent „kronberg|er|leben – Herbstmarkt 2.0“ (siehe weiteren Bericht in dieser Ausgabe).



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