Brillenpinguine – die neuen Lieblinge im Opel-Zoo

Vom ersten Augenblick an ziehen sie die Zoobesucher an wie ein Magnet: Die Brillenpinguine im großen Wasserbassin, in dem sich die Vögel aus nächster Nähe auch unter Wasser beobachten lassen. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Von der ersten Minute in der sie in ihrem 130 Quadratmeter großen Becken abtauchen, sind sie die Stars im Opel-Zoo, die Brillenpinguine, die normalerweise an den Küsten und auf den Inseln des südlichen Afrika leben. So macht es zumindest den Anschein bei den zahlreichen Schulklassen, die am Dienstagmorgen im Opel-Zoo zu Besuch sind. Und das verwundert nicht. „Sie gehören zwar zu den Vögeln, die nicht fliegen können, aber im Wasser können sie es eben doch “, beschreibt Zoodirektor Thomas Kauffels sie sehr treffend. Sie sind noch nicht einmal einen Tag in ihrem insgesamt 500 Quradratmeter großen Areal mit viel Wiese, Steinhöhlen zum Brüten und einem Stall, um sich bei Kälte aufzuwärmen. Dass sie diesen brauchen, verunsichert die wissbegierigen Besucher zunächst. „Viele Besucher verbinden mit Pinguinen nun einmal Eis und Schnee“, weiß Kauffels, der zur feierlichen Einweihung der 1,2 Millionen Euro teuren Pinguin-Anlage gemeinsam mit dem Stiftungsratsvorsitzenden, Gregor von Opel, die Gäste, darunter gleich mehrere Fernsehsender, begrüßt. In der Antarktis seien in Wirklichkeit jedoch nur zwei Arten zuhause, alle anderen 14 Arten kämen am Äquator vor. Die Brillenpinguine sind die einzigen Pinguine, die tatsächlich in Afrika leben, und zwar in Kolonien an Küsten und auf Inseln rund um Kapstadt in Südafrika. „Deshalb haben wir sie hier auch im Afrika-Gehege angesiedelt.“ Die Vögel, die sich von Fisch und Krustentieren ernähren, leben und brüten in Kolonien. Die Paare bleiben über viele Jahre zusammen. Die Jungvögel werden von beiden Elternpaaren versorgt und etwa 75 Tage lang gefüttert. Bis auf zwei Tiere aus Münster stammen die insgesamt 15 Brillenpinguine aus einem Zoo in Basel. Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP), kamen die sieben weiblichen und acht männlichen Tiere als Gruppe in den Opel-Zoo, in der Jungtiere, genauso wie ältere, erfahrene Tiere, ihren Platz haben. Kauffels erklärte den interessierten Gästen, dass der Bestand der Brillenpinguine leider immer weiter zurückgeht, weltweit derzeit jährlich um etwa 2 Prozent und die Art deshalb als stark gefährdet gilt. Bedrohungen der possierlichen Vögel sind Lebensraumvernichtung, Eiersammler, Guano-Abbau, Überfischung und Wasserverschmutzung durch Pestizide und Tankerunglücke. Normalerweise im Salzwasser zuhause, erhalten sie deshalb nur Meeresfische und zusätzlich Salztabletten bei Bedarf.

Die Brillenpinguine, die ihren Namen wohl der rosa federlosen Stelle über den Augen und dem großen weißen Rand darum verdanken, sind üblicherweise, wie ihre nahen Verwandten, auf der Oberseite schwarz und auf der Unterseite weiß. Dadurch sind sie vor Raubfeinden wie Robben und Haien im Wasser geschützt. Sie sehen die Pinguine gegen den hellen Himmel schlecht, ebenso die Raubvögel aus der Luft gegen den dunklen Meeresuntergrund.

Noch können die Tierpfleger nicht alle 15 Tiere sofort auseinanderhalten, neben einem Chip helfen ein kleiner farbiger Kabelbinder am Flügel dabei, doch die schwarzen Flecken auf der hellen Brust sind bei jedem Pinguin individuell gestaltet, sodass man daran auch jeden Vogel erkennen kann.

Bereits im November hatte der Opel-Zoo mit dem Bauvorhaben begonnen und die Baufirma konnte zügig durch den Winter arbeiten, berichtete Kauffels. So stand eigentlich einer Einweihung der Anlage bereits in den Osterferien und damit rechtzeitig zum 60. Jubiläumsjahr des Opel-Zoos nichts mehr im Wege. Doch es kommt eben oftmals anders, als man denkt: „Wir haben seit April quasi alles fertig“, erzählt er. Die aufwändige Filtertechnik für klares Wasser sowie der wärmende Stall für die Afrikabewohner, alles unter einem Kunstgestein versteckt angelegt, seien fix und fertig gewesen. Was fehlte, war das Sichtglas, um die 112 Kubikmeter Wasser einlassen zu können. Die Anlieferung der Scheiben dauerte. „Und als sie dann angeliefert wurden, waren sie zu dünn“, erzählt er. Mit der richtigen Dicke der Scheiben sollte es noch „dicker“ kommen: Diesmal funktionierte die Dichtung nicht.

Doch die Bauabwicklung interessierte die Kinder, die sich die Nasen an den Scheiben platt drückten und gar nicht auf die Idee kamen, zum nächsten Gehege weiterzulaufen, wenig. Sie staunten über die eleganten wie schnellen Schwimmer. Schon die Kleinsten zückten ihre Handys, um sie über, unter oder einfach im Wasser irgendwie aufs Bild zu bannen. Die Brillenpinguine, die übrigens 20 bis 30 Jahre alt werden können, bestaunten den Besuchertrubel von der anderen Seite ähnlich neugierig, sammelten sich vor einem Felsen am Becken, um sich einen Moment später wieder ins Wasser zu stürzen und zur Freude der Zoobesucher ihren neuen Pool zu erkunden. Neben hoffentlich gutem Appetit auf Heringe und Stinte – noch waren sie auch zum Essen vor Publikum zu aufgeregt, sollen sie, so hofft Kauffels, sobald sie sich eingewöhnt haben, die Bruthöhlen im Landteil der Anlage besiedeln und für Nachwuchs sorgen. Dieser Nachwuchs wird dann im EEP vom Zoo Amsterdam aus koordiniert. Die Haltung der Tiere ist laut Kauffels „kein Hexenwerk“, und so freut er sich über das sicherlich „attraktive Geschenk“, das sich dank der Unterstützung durch die Rheinberger-Stiftung, die Nestle AG und die Taunus Sparkasse verwirklichen ließ. Aufregung um die 15 Pinguine gab es dann am Morgen vor der Eröffnung der neuen Anlage doch noch: Drei der Vögel wurden vermisst.

Wer konnte damit rechnen, dass sie es sich einfach schon im Stall gemütlich gemacht hatten.

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