Cosmic Cello-Blues: Frank Wolff live und im Film

Frank Wolff war anlässlich des 20. Jubiläums der Kronberg Academy im Kronberger Kino mit seinem Bühnenprogramm „PENG! Vom Urknall bis Bach und weiter“ zu Gast.

Foto: Dan Hannen

Kronberg (ks) – Zum 20. Jubiläum der Kronberg Academy reihte sich acht Tage lang ein Highlight an das andere; beim Blick auf das Programm kam stets der Gedanke auf, man hätte besser Urlaub einreichen sollen, um ja keinen Hochgenuss in den zahlreichen Spielstätten im Rhein-Main-Gebiet zu verpassen. Großer Aufmerksamkeit am Rande der großen Konzerte erfreuten sich beim Cello Festival auch die kleineren Veranstaltungen, die eingefleischte Cello-Fans zu später Stunde in die Konzertsäle oder sogar tagsüber ins Kronberger Kino entführten. Eines dieser Highlights war das Solo-Konzert mit anschließender Filmvorführung des Frankfurter Cellisten Frank Wolff – oder besser – Grenzgängers, wie ihn der Künstlerische Leiter der Kronberg Academy, Raimund Trenkler, in seiner Begrüßung ankündigte. Während das Publikum auf den Beginn des Konzertes wartete, ertönten aus den hinteren Reihen der Kronberger Lichtspiele Cello-Töne wie aus dem Nichts; während Frank Wolff nach vorne schreitet, spielt er bereits Teile seines Bühnenprogramms „PENG! Vom Urknall bis Bach und Weiter“. Schnell wird klar, dass man es hier nicht mit einem klassischen Cello-Künstler zu tun hat, sondern mit jemandem, der Gedanken von Jean-Paul Sartre bis Wladimir Kaminer mit Melodien von Bach bis Jimi Hendrix miteinander verknüpft. „Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich das Weltall seit dem Urknall immer weiter ausdehnt.“ Und daher, fährt er weiter fort, wollte er ein Programm machen, bei dem es richtig knallt. Daraufhin habe er sich mit der Computeranimation des Urknalls befasst und diese fürs Cello vertont. Später im Film „Mein blaues Cello“ wird er sagen, dass ihn besonders das reizt, was zwischen Geräusch und Ton liegt. Wolff: „Dies ist eine Region, die sehr lohnend ist.“ Bestens gelaunt begleitet Wolff das Publikum bis zum Beginn des Films also mit Cosmic Blues vom „Venus-Stern“ bis zur „John Cage-Galaxie“. In der anschließenden Dokumentation von Regisseur Wolfgang Würker kommen Wegbegleiter zu Wort, Journalisten, Musiker, unter anderem aber auch der Politiker Daniel Cohn-Bendit, der Wolff aus der Zeit der Frankfurter Studentenproteste kennt. Nach der Schulzeit im Nordhessischen und dem Konservatoriums-Besuch in Freiburg hatte es Wolff zum Studium wieder nach Hessen zurückgezogen, wo ihn Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas politisch maßgeblich beeinflussten. In den 70er-Jahren rückte Wolff das Cello wieder stärker in seinen Lebensmittelpunkt und ist seither mit „Musik-Collagen und Theater-Konzerten“ im Rhein-Main-Gebiet, ganz Deutschland und schließlich der „halben Welt“ unterwegs. Der Film zeigt einen Ausschnitt aus der Preisverleihung von 2007, als er die GoethePlakette der Stadt Frankfurt erhielt. Damals sagte Petra Roth über ihn: „Einen besseren Botschafter für Frankfurt kann man sich kaum vorstellen.“ Der Tod seiner Lebens- und Bühnenpartnerin Anne Bärenz (1950 – 2005) führt zu einer Zäsur in Wolffs Leben und Schaffen, doch dank Jimi Hendrix` Zitat „Just walk on, brother“ schaffte er es, sich neue Kreativ-Teams zusammenzustellen und neue Herausforderungen anzunehmen. Derzeit ist Frank Wolff mit seinem Bühnenprogramm „PENG! Vom Urknall bis Bach und weiter“ unterwegs. Am Ende der Veranstaltung standen Frank Wolff und Wolfgang Würker den Fragen des Publikums Rede und Antwort – bis eine Zuhörerin schließlich aufstand und Wolff aufforderte: „Sie sind Kind geblieben; machen Sie weiter so!“ Dieses zufällige Schlusswort sagte viel über Wolff und die Titel-Wahl des Dokumentationsfilms aus. „Mein blaues Klavier“ ist ein Gedicht von Else Lasker-Schüler, 1937 in Zürich veröffentlicht. Damit war aber ein Puppenklavier gemeint, das nicht zum Musizieren gedacht war. Es sollte ein Symbol darstellen – für die Kindheit der Künstlerin.



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