Kronberg (kb/pu) – Eines Sonntags registrierte Messdiener Gerhard Müller einen hübschen, etwa zehnjährigen, Neuzugang in den Mädchenbänken. In den Folgejahren fiel dem Jugendlichen auf, dass dieses Mädel auffällig häufig in Sonntags-Gottesdiensten auftauchte, in denen der Ministrant und Vorbeter seinen Dienst verrichtete. Auf diese Weise nahm eine Liebesgeschichte ihren Anfang, die letztendlich in die Eheschließung von Gabriele und Gerhard Müller, den viele alteingesessene Kronberger auch als „Doppes-Müller“ kennen, mündete. Am kommenden Samstag, 5. August, feiert das Jubel-Paar das Fest der Goldenen Hochzeit.
Kurz vor dem Abitur schien es dem künftigen Auswärts-Studierenden an der Zeit, das exakte Alter der mittlerweile jungen Dame zu recherchieren. Die diskret über eine Freundin eingeholte enttäuschende Auskunft eines Schulkameraden: 15 – zu jung!
Das Studium ging zu Ende und der Junglehrer trat eine Stelle im Obertaunuskreis an, die es ihm ermöglichte wieder im Kronberger Elternhaus zu wohnen. Als bei den damals so beliebten Hauspartys der Referendare im Müller‘schen Hause ständig eine ganz bestimmte Dame fehlte, legte sich der heiß Entflammte so lange auf die Lauer, bis er sie Eindruck schindend endlich in Vaters Auto abpassen konnte. Die junge Frau schlug die Einladung zur nächsten Hausparty auch nicht aus, im Gegenteil, sie stellte ihr Kommen in Aussicht, die Erlaubnis ihres gestrengen Vaters, des Leiters der Kronberger Polizei-Dienststelle vorausgesetzt. Einem ersten Tanz folgte dennoch noch nicht automatisch die erste Verabredung.
Doch der Zufall spielte in beider Karten: Zwei Tage später erstand Gerhard bei Gärtner Rapp ein Körbchen Erdbeeren, begegnete Gabi. Just zu diesem Zeitpunkt entlud sich ein Gewitter, das die beiden unter dem schützenden Eingang von Limbergers Schreibwarenladen überstanden. Danach war das Körbchen leer gefuttert, der weitere Lebensweg vorgezeichnet. Am 5. August 1967 fand die Hochzeit statt.
Innerhalb von acht Jahren kam der Familienzuwachs Ulrike, Matthias und Bernhard. Gerhard engagierte sich vielfältig in politischen und gesellschaftlichen Belangen und arbeitete am beruflichen Erfolg.
Die junge Mutter nahm sich eine berufliche Auszeit, engagierte sich allerdings ehrenamtlich in der Kirchengemeinde, studierte Theologie im Fernkurs, erteilte Religion- und Firmunterricht und wurde als eine der ersten Frauen in den Diözesan-Synodalrat des Bistums Limburg (Beratungsgremium des Bischofs) berufen. Darüber hinaus war sie im Verwaltungsrat für die Finanzen der Kirchengemeinde St. Peter und Paul zuständig, leitete viele Jahre die katholische Frauengemeinschaft in Kronberg und Schönberg und repräsentierte sie im Bezirk Hochtaunus und im Diözesanverband.
„Ich kann, weil ich will, was ich muss“ – diesen Satz von Immanuel Kant hat Gerhard Müller als Lebensphilosophie verinnerlicht und geprägt. Sein langjähriges, umfangreiches und herausragendes ehrenamtliches Engagement würdigend, veranlassten Magistrat und Ältestenrat der Stadt Kronberg ihm vor drei Jahren die städtische Ehrenplakette zu verleihen.
Vor der Gemeindefusion bekleidete er vier Jahre das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes, danach war er neun Jahre Stadtverordneter und 17 Jahre Ortsbeirat. Ferner arbeitete er eine Wahlperiode im Pfarrgemeinderat von St. Peter und Paul als Vorsitzender des Ausschusses für Feste und Feiern und wurde für zwei Amtsperioden als Schöffe an das Landgericht Frankfurt berufen. Er ist Gründungsmitglied des Heimat- und Geschichtsvereins sowie der Ortsgruppe Kronberg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. 1996 übernahm Gerhard Müller für 15 Jahre den Vorsitz des DRK Kronberg, machte die Winterrettungsstation auf dem Fuchstanz baulich zukunftsfähig und schuf als Planer, Bauleiter und Beschaffer notwendiger Finanzmittel im alten Oberhöchstädter Feuerwehrhaus eine Dienststelle mit Lehrsaal, Lagerräumen, zeitgemäßer Großküche und Räumen für die aktive Bereitschaft und das Jugendrotkreuz. Jüngst wurde er für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Er ist Träger der Verdienstmedaille des DRK-Landesverbandes Hessen. Spaß bereitet ihm die Mitarbeit bei der Theatergruppe „die Hannemanns“.
Früh in verantwortungsvollen Positionen beendete der Haupt- und Realschullehrer nach 38 Jahren Tätigkeit seine Laufbahn als Leiter der Erich-Kästner-Schule in Oberursel.
Im Rückblick auf fünf Jahrzehnte gemeinsamen Lebens betrachten die Beiden ihre Ehejahre als Erfolgs- und Glücksgeschichte. Die gedeihliche Entwicklung ihrer Kinder und deren Familien, sie schenkten ihnen zusammen sieben Enkelkinder, den Zusammenhalt untereinander und das Einstehen füreinander macht sie sehr dankbar. „Auf den Urkunden steht mein Name. Doch das Verdienst kommt gleichermaßen meiner Frau Gabi zu!“, stellt Gerhard Müller klar. Aber in den Ruhestand haben sich beide noch nicht verabschiedet. Die Tagespresse hatte immer wieder Anlass zur Berichterstattung über besondere Aktivitäten wie die Übereignung kostbarer Pfarrer Christ Bücher oder den hölzernen Ritter am Weg.
Entgegen der sonstigen Gepflogenheiten, besondere Feste im größeren Rahmen mit der großen Familie und Freunden zu feiern, werden die Müllers ein paar Tage in trauter Zweisamkeit verbringen.