Wieder eröffnete Braun-Sammlung punktete mit begehbarem Archiv

Spannender Moment bei der Wiedereröffnung der BraunSammlung im WesterbachCenter: Björn Kling und seine Kollegin durchschneiden das rote Band und geben den Zugang zum begehbaren Archiv frei. Hinter ihnen Professor Oliver Grabes, Bürgermeister Klaus Temmen und Förderkreisvorsitzender Bernhard Wild. Fotos: Wittkopf

Kronberg (pf) – Größer, schöner, wertvoller – die BraunSammlung im WesterbachCenter ist zwar nur eine Etage höher gezogen, doch in den Räumlichkeiten im ersten Stock gibt es nicht nur eine Ausstellung mit fast tausend Exponaten, die einen Überblick über 90 Jahre innovativer Braun Produkte von den ersten Anfängen bis heute und die Entwicklung des Braun Designs illustrieren. Hinzu gekommen ist als neues Highlight der Sammlung ein begehbares Archiv.

Bei der Wiedereröffnung der BraunSammlung am Mittwoch vergangener Woche betonten Professor Oliver Grabes, Leiter Braun Design, und Direktor Stefan Schamberg, Geschäftsführer und Entwicklungsleiter, dass es in Zeiten, in denen aller Orten gespart wird, durchaus nicht selbstverständlich sei, in Ausstellungsräume und eine Sammlung zu investieren. Die BraunSammlung allerdings sei ein Kulturgut und ein Stück Zeitgeschichte. Sie mache deutlich, dass Zukunft auf Herkunft aufbaut. „Werte werden weitergegeben“, so drückte es Bernhard Wild aus, Vorstandsvorsitzender des Förderkreises Braunsammlung e.V.

Nebenan in der Braun-Zentrale seien mehr als 600 Ingenieure und Entwickler damit beschäftigt, Braun-Produkte zu entwickeln, zu gestalten und zu verbessern, die nicht nur vom Design her unverwechselbar seien, sondern auch qualitativ hochwertig nach der Maxime des Unternehmens, das Leben täglich ein bisschen besser zu machen. Dass dies seit über neun Jahrzehnten immer wieder gelinge, beweise allein die Tatsache, dass es heute in 70 Prozent aller Haushalte Braun-Produkte gibt.

Der Umzug war notwendig geworden, weil der Besitzer des WesterbachCenters, die Werner Wicker KG, die bisher von der BraunSammlung genutzten Räume im Erdgeschoss anderweitig verwenden wollte. Beim Umzug vom Erdgeschoss in den ersten Stock ging es aber um sehr viel mehr als nur darum, Möbel und Ausstellungsgegenstände von einem Stockwerk ins nächste zu transportieren. Der Grundriss in beiden Etagen ist zwar identisch, ansonsten aber stimmte nichts überein. Die neuen Räumlichkeiten mussten daher nicht nur über eine neue Treppenkonstruktion zugänglich gemacht, sondern zudem völlig entkernt und neu gestaltet werden. Eine Arbeit, die deutlich länger dauerte als ursprünglich erwartet.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auf den ersten Blick erscheinen dem Besucher die Ausstellungsräume identisch mit den früheren zu ebener Erde. Fast tausend Exponate lassen die Braun Geschichte lebendig werden. Dabei werden alle Produktkategorien berücksichtigt: Vom ersten Braun Radio über den weltberühmten Plattenspieler mit dem Spitznamen „Schneewittchensarg“ bis hin zu den neuesten Produkten wie dem Testsieger unter den Trockenrasierern bei Stiftung Warentest, der Braun Serie 7.

Nach abgeschlossenem Umbau forderte der Umzug Höchstleistungen von allen Beteiligten. „Es war eine Mammutarbeit, das alles in drei Tagen zu bewerkstelligen“, berichtete Björn Kling, Design Manager Braun, der für Umbau und Umzug verantwortlich zeichnete. Es galt Exponate, aufbewahrt auf 350 Metern Regalböden und in 146 Kartons von jeweils einem Kubikmeter Fassungsvermögen, in die neuen Räumlichkeiten zu transportieren. Die Kartons übereinander gestapelt wären höher gewesen als jedes Hochhaus in Frankfurt.

Besonders stolz sind Förderverein und Braun-Management über das neue Highlight der Ausstellung, das begehbare Archiv. Dieser Teil der Ausstellung wurde daher auch mit einer besonderen Aktion eröffnet: Björn Kling zerschnitt gemeinsam mit seiner Kollegin feierlich das rote Band, das bis dahin den Zugang versperrte. Eine Sammlung der Superlative, betonte Kling und fügte hinzu: „Und weltweit die größte Sammlung von Trockenhauben.“ Außerdem gibt es mit dem HF1 Fernseher ein Exponat, dem sogar eine Briefmarke gewidmet wurde. Im Archiv sind erstmalig genau 666 der über 9000 bislang unter Verschluss gehaltenen Archivschätze erkundbar und erlebbar geworden. Darunter sind auch weniger bekannte Produkte wie der Elektronikbaukasten Lectron.

In seinen Schwerpunktthemen widmet sich die Ausstellung unter anderem den Anfängen des Unternehmens 1921, den Meilensteinen des Braun Designs und weist mit Blick auf das Braun Design von heute mit der neu entwickelten Designsprache „The Strength of Pure“ in die Zukunft. Mehr als 30 neue Produkte sind Beispiele dafür. „Das Braun Design war vor 60 Jahren ein Experiment“, meinte Kling. „Und die Entwicklung ist noch nicht zuende.“

Die Dauerausstellung der Braun Sammlung ist interaktiv gestaltet. Filmmaterial und iPads stellen zu allen Themen vertiefende Informationen für die Besucher zur Verfügung – ideal nicht nur für die Allgemeinheit, sondern auch für Fachbesucher aus den Bereichen Design und Technik.

Bürgermeister Klaus Temmen gratulierte zur Wiedereröffnung der BraunSammlung. „Sie ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Wertes Kronbergs“, hob er hervor. Zusammen mit dem Braun-Design-Preis besitze sie eine Strahlkraft, die weit in die Welt hinaus wirke und auf die auch die Stadt stolz sei.

Die BraunSammlung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzliche Termine können unter der Telefonnummer 06173-302188 vereinbart werden. Der Eintritt kostet für Erwachsene drei Euro. Kinder und Jugendliche zwischen sieben und siebzehn Jahren zahlen 1,50 Euro. Für Schulklassen und Kinder unter sechs Jahren ist der Besuch kostenfrei.

Er durfte bei der Wiedereröffnung der BraunSammlung nicht fehlen: Professor Dieter Rams, der das Braun-Design viele Jahrzehnte maßgeblich prägte.

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