Heinz Erhardt-Komik mit Walter Renneisen

Der Schauspieler Walter Renneisen und die Pianistin Ekaterina Kitáeva bescherten mit ihrem Heinz Erhardt-Abend Bewohnern und zahlreichen Gästen des Altkönig-Stifts einen unterhaltsamen und höchst amüsanten Abend.

Foto: Jan Boss Henrichsen

Kronberg (pf) – Er ist unvergessen: Heinz Erhardt – Komiker, Schauspieler, Entertainer, Kabarettist, Wortakrobat und Dichter. Mit seinen humorvollen Wortspielen und verdrehten Redewendungen entzückt er die Menschen bis heute, vor allem, wenn ein Vollblutschauspieler wie Walter Renneisen sie zitiert. Am Dienstag vergangener Woche holte der erst im vergangenen Jahr mit dem Rheingau-Musik-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnete Grimme-Preis-Träger im voll besetzten Festsaal des Altkönig-Stifts sein Heinz Erhardt-Programm „Von der Pampelmuse geküsst“ nach, das im Februar krankheitshalber kurzfristig abgesagt werden musste. „Heinz Erhardt war ein Clown, wie es sie heute nicht mehr gibt“, sagte Walter Renneisen, der sich für den Abend mit einem schwarz-weiß gewürfelten Anzug, leuchtend rotem Hemd, passendem Einstecktuch, roten Socken und roten Turnschuhen ebenfalls in einen Clown verwandelt hatte. Die Comedians heute sind anders, meinte er und führte als Beispiel den Franzosen Alfons an. Der geht mit seinem Puschelmikrofon auf die Straße und interviewt Menschen. Aber das Publikum lacht über sie und ihre Antworten, nicht über Alfons. „Heinz Erhardt aber wollte immer, dass die Menschen über ihn lachen.“

Das taten auch die zahlreich erschienenen Besucher im Altkönig-Stift, als Walter Renneisen mit den immer wieder verblüffend schrägen Gedichten, Szenen und Geschichten von Heinz Erhardt loslegte. „Noch‘n Gedicht“, hatte dieser früher immer selbst gesagt und oft hinzugefügt: „Was bin ich doch heute wieder für ein Schelm.“ Und im Publikum flossen bei den überraschenden Wortspielereien und Blödeleien die Lachtränen.

Dass der Wortkünstler aber auch ein begabter Musiker und Komponist war, bewies die in Moskau geborene Pianistin Ekaterina Kitáeva. Sie spielte sechs Miniaturen, die der junge Heinz Erhardt während seines zweijährigen Klavierstudiums am Konservatorium in Leipzig komponierte. Lange lagen die Noten auf dem Dachboden des Erhardtschen Hauses und wurden erst viele Jahre nach dem Tod des Verfassers von seinem Sohn entdeckt: Klavierstücke in klassischer Form, sehr schwierig zu spielen, aber voller Witz und parodistischer Elemente wie schon die Titel „Walzer eines Wahnsinnigen“, „Spuk im Schloss“ oder „Flohmarsch“ verraten – im Gegensatz zum wohlbekannten „Flohwalzer“, den schon Kinder gerne auf dem Klavier spielen und den die Pianistin einmal kurz anklingen ließ.

Beide Künstler gemeinsam ließen dann auch noch drei Schlager von Heinz Erhardt wieder lebendig werden: „Fährt der alte Lord fort...“, „Immer wenn ich traurig bin...“ und „Kennen Sie denn schon das Fräulein Mabel...“.

Walter Renneisen hatte nicht nur ein Clowns-Kostüm für den Abend angezogen, sondern auch noch einige kunterbunte Requisiten mitgebracht, die im Hintergrund der Bühne aufgebaut waren. Die brauchte er allerdings erst in seinem letzten Sketch, in dem er uns mit Heinz Erhardt in die Wüste entführte. Mit den erstaunlichen Gerätschaften konnte er wunderbar Wüstengeräusche imitieren, die vor dem inneren Auge die Welt der Kamele lebendig werden ließ. Seine Geschichte über die zwei Kamele endete mit einer für Heinz Erhardt typischen humorvollen Pointe. „Denn erst ging das kleine Kamel davon“ – Ekateria Kitáeva erhob sich eilends von der Klavierbank und verschwand hinter dem linken Bühnenvorhang. „Und dann das große.“ Und mit diesen Worten verschwand Walter Renneisen hinter dem Vorhang auf der anderen Seite.

Zum begeisterten Schlussapplaus, der gar kein Ende nehmen wollte, kamen beide wieder auf die Bühne, verneigten und bedankten sich, freuten sich über Blumen und Geschenke, die ihnen Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner mit herzlichen Dankesworten überreichte. Aber auch Walter Renneisen bedankte sich, für die angenehme Zusammenarbeit im Vorfeld des Heinz Erhardt-Abends. Ein schönes und verdientes Kompliment für die Verantwortlichen des Altkönig-Stifts und ihre Arbeit, die oft, vom Publikum unbemerkt, im Hintergrund erledigt wird.



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