Hotel am Bahnhof wird kleiner, Flächen zur Gestaltung größer

Kronberg (mw) – Die Stadtverordneten haben bei ihrer jüngsten Sitzung zwei weitere wichtige Entscheidungen bezüglich der Weiterentwicklung des Bahnhofsareals getroffen. So stimmten alle Parteien außer der KfB für das Beauftragen der Deutschen Bahn mit einer Entwurfsplanung zur Flächenfreisetzung am Bahnhof. Wie die SPD-Stadtverordnete Andrea Poerschke in ihrem Redebeitrag betonte, beinhaltet diese sogenannte „Variante 1“ die komplette Auflösung der alten Bahnsteiganlagen des Gleises 2, den Austausch der alten Strommasten gegen moderen Mittelstrommasten, die Rücksetzung des Prellbocks. Mit den 1,6 Millionen Euro im Haushalt vorgesehenen Investitionsmitteln soll das Gleis 3 der DB abgekauft werden sowie die genannten Um- und Rückbauten sowie die Planungskosten enthalten. „Es ist eine einmalige, nicht wiederkehrende Chance, diese Fläche intelligent und flächenschonend zu nutzen“, bemerkte Poerschke, „wie es mit der Variante 1 mit rund 900 Quadratmetern Flächengewinn passiert“: Der Prellbockrückbau bedeute einen Flächengewinn von etwa 275 Quadratmetern, die dem Bahnhofsvorplatz mit Verbindungsweg sowie Fuß- und Radweg zugute komme. Poerschke weiter: „Wir können uns den Luxus gar nicht leisten, die bisherigen Brachflächen und nicht mehr zeitgemäßen Bahnanlagen für die nächsten Jahrzehnte zu konservieren.“

Die FDP fand die Planung zwar „top“, wie der FDP-Fraktionsvorsitzende erklärte, doch sie rechnete hart, da die Stadt Kronberg nun einmal die Finanzen betreffend nicht auf Rosen gebettet sei. „Am Ende bleibt aber ein positives Saldo für die Stadt, deshalb denken wir nach der finanziellen Abwägung, wir können es uns leisten!“, argumentierte Kiep für die Liberalen. Auch die CDU diskutierte sich „eckig“, wie der CDU-Stadtverordnete Prof. Helfried Moosbrugger sich ausdrückte. Ihnen drückt der Schuh, dass es durch die Beauftragung der Bahn erneut zu Verzögerungen auf der Zeitschiene kommen könne, obwohl es so wichtig sei, in absehbarer Zeit zu bezahlbarem Wohnraum zu kommen. Es führe jedoch kein Weg daran vorbei, diese Verbesserung und Verschönerung für das Areal im Sinne einer positiven Gesamtplanung auch noch in Angriff zu nehmen. Die CDU hatte dem Antrag über ihren ASU-Vorsitzenden Max-Werner Kahl noch drei Punkte hinzugesetzt: Statt Kostenschätzung soll es eine Kostenberechnung geben, ein Terminablaufplan soll vereinbart werden sowie einen Nachweis über einen Flächengewinn, den die Stadt auch dauerhaft tragen könne.

Die UBG und mit ihr der Fraktionsvorsitzende Erich Geisel waren sich einig: die Flächen können nicht als „Denkmal“ stehen bleiben, sie müssen für die Gestaltung miteingezogen werden. Und Udo Keil, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtparlament machte klar: „Wir wollen Platz für den ,Odszuck-Platz‘“. Es sei von Anfang auch Wille der Grünen gewesen, das „Tor zu Kronberg, das Entrée der Stadt aufzuwerten.“ Allerdings wünschten sich die Grünen den Bau eines Busbahnhofs mit in den Planungen. Doch damit stießen sie bei bei den übrigen Parteien auf kein Gehör, votierten aber dennoch für die Flächenfreisetzung.

Allein die KfB war für ein „Ja“ zur Flächenfreisetzung nicht zu gewinnen. KfB-Stadtverordnete, Dr. Andrea Malière erläuterte die Befürchtungen der KfB: „Wirklich attraktiv sind Gleise, Masten und Prellböcke nie, auch, wenn sie neu sind!“ Die Kosten, allein schon für die Entwurfsplanung, hält die KfB für „viel zu hoch“. Nach ihren Schätzungn soll die Stadt 1,6 Millionen Euro ausgeben, um 600 Quadratmeter nicht zu verlieren und 273 Quadratmeter für den Vorplatz zu erhalten. „Das sind 1.828 Euro je Quadratmeter“, nach ihren Prognosen und fragt: „Wie soll angesichts dieser Kosten jemals bezahlbarer Wohnraum auf Baufeld V realisiert werden?“

Ebenfalls gegen die große Mehrheit der Stadtverordneten stimmten sie in Anschluss gegen die Hotelverkleinerung am Bahnhof und der damit einhergehenden Änderung des Kaufvertrages zwischen der Stadt Kronberg und der Contraco GmbH. Contraco hatte der Stadt angeboten, das Hotel um 108 auf 96 Zimmer zu verkleinern, und damit ein Geschoss einsparen zu können. Damit soll den Teilen der Bürgerschaft, der der Höhe des Hotels immer wieder kritisch gegenüberstanden, bestmöglich entgegen gekommen werden. Allerdings soll sich damit (wir berichteten) der Kaufpreis um 120.000 Euro herabsenken (pro Zimmer 10.000 Euro). Die KfB-Co-Fraktionsvorsitzende Dr. Heide-Margaret Esen-Baur sah dazu keine Veranlassung: „Die Aussage, dass sich der Markt verändert habe und dies dazu führe, dass er das Hotel lieber niedriger bauen wolle, kann aus unserer Sicht nicht dazu führen, den Kaufvertrag zu ändern und eine Reduzierung des Kaufpreises hinzunehmen.“ Die Reduzierung ändere nichts an der Tatsache, „dass hier zu mächtig gebaut werden soll“, fügte sie hinzu. Und sie stellte einmal mehr infrage, ob es überhaupt einen Interessenten als Hotelbetreiber gebe. Udo Keil von den Grünen (die anderen Mitglieder der Grünen-Fraktion enthielten sich) war ebenfalls nicht für die neue Hotelvariante zu gewinnen, da er nach wie vor ein Desaster für die Stadt Kronberg befürchtet, der Hotel-Boom nach aktuellem Stand längst zu Ende sei. Außerdem sieht er die Ausgleichsmaßnahmen und damit Fauna und Flora stiefmütterlich behandelt.

CDU-Stadtverbandsvorsitzender und Stadtverordneter Reinhard Bardtke kritisierte den Redebeitrag Esen-Baurs, der das Thema verfehle, da es nicht um eine grundsätzliche Frage gehe, ein Hotel zu bauen oder nicht. Esen-Baur hatte auch empfohlen, die Planungen am Bahnhof „nochmals zu überdenken“. „Was sie betreiben, ist einzig und allein eine Strategie der weiteren Verunsicherung“, betonte er. Es gehe hier um eine Geschossreduktion, der man nachkommen sollte, wenn man dadurch dem Wunsch vieler Bürger entspreche. „Es ist ja wohl klar, dass sich der Kaufpreis nach der wirtschaftlichen Ausnutzung richtet“, fügte der SPD-Fraktionsvorsitzende Christoph König in seinem Redebeitrag unmissverständlich hinzu. Mit der Minimierung von 108 auf 96 Zimmer nehme die Politik die Chance wahr, den Diskussionspunkt um die Höhe des Hotels zu entschärfen.“ Das Projekt werde rund und zu einem guten Abschluss gebracht. Diese Überzeugung teilte die große Mehrheit im Stadtparlament und stimmte für die Kaufpreissenkung und damit einhergehende Hotelverkleinerung.



X