Nach einem Jahr „der Erstmaligkeiten“ blickt der Opel-Zoo auf 20 Jahre Zoopädagogik

Unter dem Motto „Don‘t worry, be happy“ blicken der Vorstand der „von Opel Hessische Zoostiftung“ Gerold Dieke, Gregor von Opel, Brigitte Kölsch und Zoodirektor Dr. Kauffels (rechts) zuversichtlich ins Jahr. Foto: S. Puck

Kronberg (pu/kb) – Nach den Worten von Zoodirektor Dr. Kauffels hat das Georg von Opel – Freigehege für Tierforschung in seiner mittlerweile über sechs Jahrzehnte währenden Historie noch nie ein Jahr erlebt, das von so extremen Ausschlägen hinsichtlich Höhen und Tiefen geprägt war wie 2016. Auf der einen Seite gab es im „Jahr der Pinguine“ unter der Überschrift „60 Jahre Opel-Zoo“ mit einer ganzen Fülle von Aktionen und Attraktionen wie der neuen Brillenpinguin-Anlage, Schaufütterungen und Trainingseinheiten mit den Tieren Anlass den runden Geburtstag zu feiern, auf der anderen Seite der große Schock Ende November/Anfang Dezember mit dreitägiger Zwangsschließung, leeren Parkplätzen, abgedeckten Volieren und Pflegern in Schutzanzügen, nachdem bei einem gestorbenen Rosa Pelikan der hochansteckende H5N8 Vogelgrippenvirus nachgewiesen worden war. „Der Pelikan ist, das will ich noch einmal ausdrücklich betonen, nicht durch den Virus selbst gestorben, sondern an den Folgen der zuvor schon tagelangen Aufstallung“, unterstrich Kauffels im Rahmen der am Mittwoch stattgefundenen Jahrespressekonferenz. Problematisch für die Tiere sei dabei unter anderem das ungewohnte Leben auf engstem Raum.

Alles in allem liege „ein ‚Jahr mit Erstmaligkeiten‘ hinter uns“, konstatierte er in seinem Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr und war sich darin mit dem Vorstandsvorsitzenden Gregor von Opel einig, der mit seinen Vorstandskollegen Regierungspräsident a.D. Gerold Dieke und Brigitte Kölsch die „von Opel Hessische Zoostiftung“ repräsentiert. Der Vorstandsvorsitzende sprach insgesamt von einem erfolgreichen Jahr, einem hervorragenden unter dem Aspekt Tierhaltung und dem viertbesten überhaupt in Bezug auf die Einzelbesucher. Ausgesprochen positiv und mit nachhaltigem Effekt seien die Schaufütterungen und Trainingseinheiten mit den Tieren bei den Besuchern angekommen, sodass ab Frühjahr zu festen, noch bekannt zu gebenden Zeiten bei Gepard, Brillenpinguin, Elefant, Rosa Pelikan und Europäischem Nerz Fortsetzungen geplant sind.

Zuzug nach Kronberg dient Erhalt

Ihre Premiere im Opel-Zoo feierten neben den vom Aussterben bedrohten Brillen-Pinguinen die Bucharahirsche, eine Unterart des Rothirschs, die üblicherweise im westlichen Zentralasien verbreitet sind. Auch in deren Fall verfolgt der Opel-Zoo seine langjährige Strategie, bei Änderungen im Tierbestand möglichst in ihrem Bestand bedrohte Tierarten, die für die Zuchtprogramme existieren, bevorzugt in die Tiersammlung des Freigeheges zu integrieren. Für den Bucharahirsch existiert ein so genanntes ESB (European Studbook) und auch die Kronberger Nachzuchten werden zum Erhalt dieser Tierart beitragen. Zu den Hauptaufgaben des Opel-Zoos gehört der Artenschutz, nicht nur exotischer, sondern auch heimischer Tierarten. Nicht erstmalig, aber positiv zu bewerten im Sinne der Erhaltung der Biodiversität war dabei im letzten Jahr, dass Nachzuchten gemäß des Gedankens „Born to be wild“ in Wiederansiedlungsprojekte gegeben werden konnten.

Bei den Veränderungen im Tierbestand erinnert Dr. Kauffels darüber hinaus an die im September im hohen Alter von 29 Jahren verstorbene Giraffenkuh „Jacqueline“, die mit ihren 12 Kälbern, darunter dem aktuellen Zuchtbullen „Gregor“, zur Erhaltung der stark bedrohten Rothschild-Giraffen im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes einen erheblichen Beitrag leistete. In diesem Zusammenhang erinnerte er an Jacqueline‘s zu Silvester geborene Enkelin „Kimara“, die aktuell zu den Hauptattraktionen im Opel-Zoo zähle, da sie aus nächster Nähe im Giraffenhaus zu beobachten ist.

Zu den weiteren zu beklagenden Sterbefällen im Zoo gehörte auch „unser letzter Euro“, so Kauffels, der unverzüglich die Erklärung nachlieferte, darunter sei mitnichten zu verstehen, im Opel-Zoo würde womöglich eine neue Währung eingeführt. „Es handelte sich dabei um unser letztes Bergkänguru, das ist die häufigste in Australien lebende Art, die 2001 anlässlich der Einführung des Euro mit damals sechs Tieren im Neubau der Känguru- (Euro-) Anlage Einzug hielten.“ Nach einem zwischenzeitlichen Anwachsen der Herde auf acht, seien die Tiere nach und nach verstorben. Da die Beuteltierart aus der Familie der Kängurus aus unerklärlichen Gründen auch nicht mehr von Australien exportiert werden dürfe, bestünde zurzeit keine Möglichkeit, neue Tiere zu erhalten.

Insgesamt lebten zum Jahresende 1.567 Tiere in 228 Formen im Freigehege.

Besucherzahlen

Auf den ersten Blick womöglich etwas irritierend ist eine Neuerung in Sachen Berechnung der Besucherzahlen, bei der sich der Opel-Zoo an die Vorgaben des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ) hält. Bisher wurden demnach die Jahreskartenbesucher nach einem statistischen Schlüssel ermittelt, den alle Zoologischen Gärten des Verbands anwandten. Inzwischen können aber über Scannerkassen die tatsächlichen Besuche von Jahreskarteninhabern ermittelt werden. Und so hat der VdZ auf seiner letzten Jahrestagung das Ende der Anwendung des statistischen Schlüssels beschlossen. Zu den Auswirkungen dieser Neuerung gab Dr. Thomas Kauffels ein anschauliches Beispiel: „Früher galt für Jahreskarten der Rechenfaktor 20, nun liegt der Faktor bei sechs bis sieben.“

Auf Grundlage der tatsächlich ermittelten Besuche von Jahreskarteninhaber ergibt sich für den Opel-Zoo für 2016 demnach eine Gesamtbesucherzahl von 563.562 als Summe der Tagesbesucher und der Jahreskartenbesuche, dazu 10 Prozent Kinder unter 3 Jahren, die noch nicht zahlen müssen. Zum besseren Vergleich zu den Besucherzahlen-Ergebnissen der Vorjahre nochmals die bisher übliche Rechenmethode, wonach das Kronberger Freigehege aufgrund des schlechten Wetters im ersten Halbjahr ein Besucherminus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen musste, mit 669.000 Besuchern (2015: 719.319) jedoch noch deutlich über dem Schnitt der letzten 10 Jahre mit durchschnittlich 645.000 Besuchern lag. Die Differenz von 2016 zu 2015 resultierte, so Kauffels und von Opel, fast vollständig aus dem Rückgang der verkauften Jahreskarten.

Ausblick

Auch im gerade begonnenen Jahr ist wieder einiges im Georg von Opel – Freigehege für Tierforschung geplant. Das Hauptaugenmerk liegt dabei zum einen auf dem 20-jährigen Bestehen der Zoopädagogik, die seinerzeit von dem sich stets bescheiden im Hintergrund haltenden Dr. Martin Becker ins Leben gerufen wurde und längst, wie Kauffels unterstrich, „zu den bestgenutzten außerschulischen Lernorten in Hessen zählt“. Gefeiert werden soll der runde Geburtstag mit zahlreichen Führungen und einem umfangreichen Jubiläumsprogramm in der ersten Herbstferienwoche.

Nicht minder wichtig der nunmehr zehn Jahre existierende Förderverein unter seiner Vorsitzenden Brigitte Kölsch, von dem das Freigehege enorm profitiert. Nach den Freilandterrarien für einheimische Amphibien und Reptilien, nach Apfel- und Geolehrpfad, Bienenstand, den Volieren für Buschschliefer sowie Grau- und Mohrenkopfpapageien und der Unterstützung des Jugendclubs wird der Förderverein für eine Auffang- und Zuchtstation für Feldhamster mindestens 25.000 Euro zur Verfügung stellen. Das Projekt wird gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde des Hochtaunuskreises bis zum Spätherbst dieses Jahres umgesetzt und während des Festwochenendes Ende Oktober seiner Bestimmung übergeben.

Schon im Frühjahr entsteht darüber hinaus noch in Eigenleistung eine neue Freianlage für die Nasenbären und zwar zwischen der Freiflugvoliere und den Kängurus.

Damit wäre der Bogen geschlagen zur Rolle des Opel-Zoos als Arbeitgeber. Laut Dr. Thomas Kauffels kümmern sich zurzeit 140 bis 150 Menschen um den Betrieb des Freigeheges. Aktuell seien vereinzelte Stellen als Tierpfleger nicht besetzt.

Unter dem Motto „Don‘t worry, be happy“ blicken der Vorstand der „von Opel Hessische Zoostiftung“ und Zoodirektor Dr. Kauffels zuversichtlich ins Jahr: „Die Besucher werden – unbehelligt von größeren Bauprojekten – das attraktive Freigehege mit den großzügigen Anlagen, mit Elefanten und Giraffen, mit Pinguinen und Geparde, mit Erdmännchen und Zwergmangusten ebenso genießen können wie das vielfältige Angebot an Führungen, Aktionstagen und Schaufütterungen.“



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