Junge Solisten: Eindrucksvolle Werke und unvergessliche Erlebnisse

Pianistin Anna Naretto applaudiert der erst 18 Jahre alten Cellistin Hayoung Choi, die bei ihrem Examenskonzert in der Stadthalle so beeindruckend spielte, dass auch Friedemann Eichhorn begeistert klatschte.

Foto: Andreas Malkmus

Kronberg (pf) – Wenn die Jungen Solisten der Kronberg Academy sich zum Ende eines intensiven und ereignisreichen Studienjahres in Konzerten präsentieren, dürfen sich Musikfreunde auf etwas ganz Besonderes freuen. Denn sie erwartet nicht nur Musik auf allerhöchstem Niveau – schließlich studieren in Kronberg nur die Besten ihrer Generation und ihres Instruments –, sondern auch Programme, die sehr viel über die jungen Musikerpersönlichkeiten aussagen.

Denn die einstündigen Jahresabschluss- und Examenskonzerte haben sie selbst zusammengestellt. Das gehört zu ihrer Aufgabe am Ende eines Studienjahres. Sie haben die Werke nicht nur bis zur Konzertreife einstudiert und ausgefeilt. Sie haben auch das jeweilige Werk beschrieben und seine Besonderheiten in Worte gefasst. Diese Informationen, die Konzertbesucher mit ihrer Eintrittskarte bekommen, sind daher nicht nur ausführlicher und informativer als in einem üblichen Programmheft. Sie verraten gleichzeitig viel über die Jungen Solisten, die in Kronberg studieren. „Masters in Performance“, wie die Kronberg Academy die Abschlusskonzerte nennt, ist inzwischen zu einem kleinen Festival geworden. Fünf Tage lang konnten Konzertbesucher erleben, was ein Studienjahr bewirkt hat. Immerhin gaben in den vergangenen beiden Semestern in den Studioräumen über dem Malermuseum in der Streitkirche nicht nur die regelmäßigen Professoren Ana Chumachenco, Violine, Frans Helmerson, Violoncello, Nobuko Imai, Viola, Mihaela Martin und Christin Tetzlaff, beide Violine, Unterricht. Für die Studierenden gab es zudem inspirierende Begegnungen mit dem Weltklassegeiger Gidon Kremer und Sir András Schiff, dem nicht weniger berühmten Pianisten, beide Mitglieder des Künstlerischen Beirats der Kronberg Academy.

Dazu kamen zu Meisterkursen Emanuel Ax, der aus der Ukraine stammende US-amerikanische Pianist, Daniel Barenboim und Christoph Eschenbach, beide berühmte Pianisten und Dirigenten, die renommierten Geiger Mauricio Fuks und Ivry Gitlis, der Pianist Martin Helmchen, die Cellisten Gary Hoffman und Steven Isserlis, der ukrainisch-österreichische Violinist Boris Kuschnir, der aus Litauen stammende, in Österreich lebende Geiger Julian Rachlin, der aus Russland stammende, in Wien lebende Geiger Vadim Repin, über den Yehudi Menuhin einmal sagte, er sei der beste und perfekteste Violinist, den er jemals hören durfte, der Geiger und Dirigent Gábor Takács-Nagy, der Bratschist Antoine Tamestit und die Geigerin Antje Weithaas nach Kronberg.

„Konzertauftritte sind das Lebenselixier der Jungen Solisten“, betonen Professor Dr. Friedemann Eichhorn, Direktor des Kronberg Academy Masters und Raimund Trenkler, Vorstandsvorsitzender und Künstlerischer Leiter der Kronberg Academy. „Masters in Performance ist eine wunderbare Möglichkeit, sich dem Kronberger Publikum vorzustellen, dessen Unterstützung so wertvoll ist.“

Während die ersten drei Examenskonzerte am Mittwochabend in der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt stattfanden, waren die übrigen dreizehn in Kronberg zu hören, Donnerstag in der Stadthalle, Freitag, Samstag und Sonntag im Rathaussaal, wo normalerweise die Stadtverordnetenversammlung tagt. Donnerstagabend waren zu den drei Examenskonzerten von Ella van Poucke, Violoncello, Anna Lee, Violine, und Hayoung Choi, Violoncello, alle Gasteltern eingeladen – ein musikalisches Dankeschön der Kronberg Academy für ihre Bereitschaft, immer wieder junge Musikerinnen und Musiker aus aller Welt bei sich aufzunehmen.

Für die Niederländerin Ella van Poucke war das Konzert, mit dem sie den akademischen Abschluss Master of Music erwarb, gleichzeitig ihr vorerst letzter Auftritt in Kronberg. Friedemann Eichhorn verabschiedete sie herzlich mit einem Kronberg-Academy-Becher und einer Foto-CD, auf der viele denkwürdige Unterrichtssituationen im Bild festgehalten sind. „Aber sie wird als Alumna wiederkommen“, versprach er und fragte sie, welches Erlebnis während ihrer Studienzeit in Kronberg ihr am stärksten Eindruck gemacht habe: Als nach einer Unterrichtsstunde mit Sir András Schiff dieser für sie die gesamten Goldberg Variationen von Johann Sebastian Bach spielte, antwortete sie.

Für Anna Lee und Hayoung Choi ging es Donnerstagabend um die Examenskonzerte zum Bachelor of Music, eine Hürde, die beide vor der kritischen Examensjury, die neben Friedemann Eichhorn und Raimund Trenkler aus den beiden Frankfurter Violin-Professoren Susanne Stoodt und Erik Schumann bestand, mit Bravour nahmen. Für die Konzertbesucher wurde dieser Abend – ebenso wie die folgenden – mit eindrucksvollen Werken und bewegenden Momenten zu unvergesslichen Erlebnissen.



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