KfB will Beschränkung auf wenige neue Stadtentwicklungsgebiete

Kronberg. – „Zählt man die aktuellen und mögliche weitere Bauvorhaben, die bereits in den politischen Gremien diskutiert werden zusammen, könnten im Stadtgebiet in den nächsten Jahren insgesamt rund 800 neue Wohneinheiten entstehen“, rechnet die Wählergemeinschaft KfB. „Sowohl die Vorhaben auf Privatgrundstücken als auch die auf städtischen Grundstücken müssen wir im Kontext der Entwicklungen im gesamten Stadtgebiet sehen und beurteilen“, fordert Alexa Börner, Co-Fraktionsvorsitzende der KfB und Mitglied des ASU. Denn es gehe nicht nur um eine fortschreitende Versiegelung von wertvollen Grünflächen, sondern auch um die Mehrbelastung der vorhandenen Infrastruktur, insbesondere die vermehrte Verkehrsbelastung auf den Straßen. „Gleichzeitig müssen auch die Kosten für dann notwendige Infrastrukturmaßnahmen, die von der Allgemeinheit zu tragen wären, bedacht werden, wie zum Beispiel der Ausbau der Kanalisation, Straußenausbau- und -umbaumaßnahmen sowie ein größeres Angebot im Bereich der Kitas und Schulen.“

Allein im Stadtgebiet Kronberg sind bereits mehrere Projekte in der Umsetzung oder engeren Planung. So haben am Bahnhof die Bauarbeiten bereits begonnen. Hier entstehen auf zirka 6.000 Quadratmetern ein Kammermusiksaal, Hotel und das Studien- und Verwaltungszentrum. „Bald sollen auch die zirka 7.000 Quadratmeter großen angrenzenden Schillergärten gerodet werden“, so Börner. Dort sind sechs mehrgeschossige Häuser mit 39 Wohneinheiten geplant. „Der entsprechende endgültige Stadtverordnetenbeschluss für diese Baumaßnahme steht noch aus, allerdings stehen sowohl die CDU/SPD/UBG-Koalition als auch die FDP dem Vorhaben bisher positiv gegenüber“, informiert sie weiter. „Die KfB befürwortet dagegen eine moderatere Bebauung, die dem von kleinen Einfamilienhäusern geprägten Siedlungscharakter der Umgebung Rechnung trägt. Zudem sind wir gegen die vollständige Rodung des erhaltenswerten Grünbestands in diesem städtebaulich besonders exponierten Areal an einem der wesentlichen Zugangsknotenpunkte der Stadt“, erläutert Dr. Heide-Margaret Esen-Baur, Co Fraktionsvorsitzende der KfB.

Auch auf dem Baufeld V entlang der Gleise sollen neben einem Blockkraftheizwerk weitere Geschosswohnungsbauten mit ca. 60 Wohneinheiten entstehen. Dadurch würden allein in der Ludwig-Sauer-Straße knapp 100 neue Wohnungen entstehen – das wären rund viermal so viele Wohneinheiten wie heute.

In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof sollen auf dem bereits verkauften Gelände des Kronberger Hofes in der Bleichstraße zusätzlich auf 2.200 Quadratmetern neue Eigentumswohnungen entstehen. Darüber hinaus hat ein weiterer Projektentwickler angekündigt, 41 neue Wohneinheiten entlang der Verlängerung der Freiherr-vom-Stein Straße (neben dem „Campus Kronberg“) zu errichten.

„Die genannten Bauvorhaben und vor allem ihre Auswirkung auf den Verkehr im Bahnhofsgebiet und Kronberg Süd, müssen in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Nicht nur das Erscheinungsbild wird sich nachteilig für Kronberg ändern, auch der Verkehrsfluss wird negativ beeinträchtigt und die Umweltbelastung durch Geräusche und Abgasemissionen wird zunehmen“, hält Dr. Jochen Eichhorn, Mitglied des ASU, fest.

Ein weiteres „umstrittenes Großbauprojekt“ könnte an Fahrt aufnehmen: Die Wohnbebauung am Grünen Weg. „Nach den bisher vorgestellten Entwürfen könnten hier bis zu 55 Wohneinheiten pro Hektar entstehen, also bis zu 660 weitere“, zählt die KfB. „Wir sind weiterhin gegen diese Bebauung, denn wertvolle Grünflächen und Streuobstwiesen, die für Kronberg gerade so charakteristisch sind, sollen erhalten bleiben.“

Aber nicht nur im Stadtgebiet Kronbergs werde gebaut. Ein Blick nach Oberhöchstadt zeige, dass dort in den letzten Jahren bereits 73 neue Wohneinheiten geschaffen wurden, davon 60 am Henker und 13 in Haide Süd. Haide Nord soll ebenfalls noch entwickelt werden. „In Planung sind jetzt noch wesentlich mehr, nämlich bis zu 80 Wohneinheiten am Sportplatzgelände Altkönigblick, 20 im Ortskern Oberhöchstadt, neben der Metzgerei Klein zehn und am Nassauer Hof zwei.“

Börner: „Wir sehen die Gesamtzahl der geplanten Neubauten sehr kritisch. Den viel zitierten, derzeitigen Siedlungsdruck im Rhein-Main-Gebiet werden wir aber auch durch diese für Kronberg massive Bebauung nicht maßgeblich reduzieren können. Wir als KfB setzen den Schwerpunkt daher weiterhin stärker auf den Erhalt von Grünflächen und weniger auf die Versiegelung durch Wohn- und Gewerbebauten“, so Eichhorn. „Wer Urbanität sucht, der zieht nach Frankfurt. Kronberg muss weiterhin einen Kontrapunkt setzen und so die Vielfalt des gesamten Rhein-Main-Gebietes bereichern.“ Und Börner fasst zusammen: „Wir denken, dass es allen – Bürgern, Politikern und vor allem den überlasteten Mitarbeitern in der Stadtplanung – gut täte, wenn wir einen Gang zurück schalten würden und uns jetzt auf eine moderatere Bebauung des Bahnhofsareals sowie des Sportplatzes von Oberhöchstadt beschränken würden“, fasst Alexa Börner zusammen.“

Wichtig wäre es auch, dass endlich der von allen Stadtverordneten beschlossene KfB-Antrag zur Prüfung der Möglichkeit, wo durch Aufstockung bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann, bearbeitet werde. „Auch kann aus unserer Sicht eine verträgliche Nachverdichtung auf bereits weitgehend versiegelten Flächen verfolgt werden. Allerdings darf sich das Ausmaß der Bebauung wie zum Beispiel in der Merianstraße / Kreuzenäckerweg in der Zukunft auf keinen Fall wiederholen.“ (mw)



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