Kinder erteilen Eltern ein Zeugnis beim Elternparcours

Der „Elternparcours“ in der AKS hat als wichtige Veranstaltung etabliert. Er hilft Eltern, sich bewusst mit der Erziehung ihrer Kinder auseinanderzusetzen. Foto: privat

Kronberg (kb) – „So viele Teilnehmer wie heute Abend hatten wir nicht erwartet – auch besonders viele Väter und Eltern von Kindern der Förderstufe sind heute gekommen – obwohl schon an zwei Vortagen wichtige Schulveranstaltungen für die Fünfer-Eltern stattfanden“. Derart erfreut zeigte sich der Ausschuss „Soziales Lernen und Prävention“ der Altkönigschule, der auch in diesem Jahr wieder den traditionellen „Elternparcours“ für die Eltern der Fünftklässler ausrichtete.

„Wenn Kinder zu Hause Probleme haben, haben sie auch oft Probleme in der Schule und explodieren schneller“, so erlebt es Ralph Ott als Lehrer und Mitglied im Ausschuss immer wieder.

So war es auch gut, dass Jakob Friedrichs als Mitarbeiter des sogenannten Trainingsraums eine Station leitete und sich persönlich vorstellen konnte. Denn der Trainingsraum ist ein Ort, wo mancher Schüler auch sein Herz ausschüttet und Probleme besprochen werden können, aber auch Eltern sich manchen Rat holen können.

Schwere Entscheidungen

„Wichtig ist, dass sich Eltern immer wieder hinterfragen und mit ihren Kindern im Gespräch bleiben, auch wenn es manchmal schwierig wird“, weiß Ausschussmitglied Sabine Peuser aus eigener Erfahrung. Ins Gespräch kamen auch die über 100 Eltern an den sechs Stationen. Die „Selbstbewusstseinspyramide“ erwies sich als Station mit dem größten Diskussionspotenzial: Auf Pappkartons standen Erziehungsgrundsätze und sollten nach ihrer Wichtigkeit für das Selbstbewußtsein eines Kindes sortiert werden. Heiß her ging es zum Beispiel beim Punkt „Alle Entscheidungen diskutieren“, wobei der eine Teil der Eltern meinte, dass nur so Entscheidungen akzeptiert werden und der andere Teil der Elternschaft meinte, dass auf keinen Fall alle Entscheidungen zu diskutieren seien. Da aber nur zehn Bausteine ausgewählt werden durften, wurde die Pyramide immer wieder verändert und neu diskutiert.

„Für die Präventionsarbeit ist es wichtig, dass sich Eltern mit Erziehung auseinandersetzen“, erzählt Nicole Flegel von der mobilen Beratung in Kronberg, die diese Station leitete und die mobile Beratung vorstellte.

Selbstverletzung, ein wichtiges Thema

An der Station „Schritt für Schritt ins Ungewisse“ ging es für die Eltern darum, auf einem Holzbalken zu balancieren und sich mit Themen zu beschäftigen, wie z.B.: das Kind klaut Geld, spielt Horrorspiele oder verletzt sich selbst. Die Eltern sollen sich bei dieser Station in eine unangenehme Situation hineinversetzen, ihre Gedanken und Gefühle aufschreiben und mit anderen Eltern darüber sprechen, wie sie gelöst werden könnten. „Selbstverletzung war in diesem Jahr ein wichtiges Thema“, erklärte Stationsleiter Fritz Kopp.

Da ist einer für den anderen da und da kommt man an seine Grenzen

Nur drei Kugeln von zehn, die für Thesen zur Familie standen, wie z.B. „da weiß man, wo man hingehört“ oder „da lebt man harmonisch zusammen“ sollten ausgewählt werden und kamen in den „Familieneintopf“. Hauptzutaten mit den meisten Nennungen an diesem Abend waren „da ist einer für den anderen da“ und „da kommt man an seine Grenzen“.

Alles unter einen Hut, das klappt nur selten

Die Station „Alles unter einen Hut!“ gab den Eltern die Möglichkeit, ihre eigenen Vorstellungen im Familienleben zu priorisieren. Aussagen wie „Ich möchte, dass sich alle in unserer Familie wohlfühlen“ oder „Ich möchte auch mal meine Ruhe haben“ wurden je nach Bedeutung angekreuzt. Kreuze wurden zu Bällen, die in einen Hut passen sollten. „Ein Hut, der dann mit zu vielen Bällen gefüllt war und nicht mehr auf den Kopf passte, löste beim Aufsetzen zunächst ein Lachen aus. Daraus entstanden aber im Anschluss oftmals sehr gute Gespräche“, sagte die Stationsleiterin Anja Mangold.

Der Höhepunkt: das Elternzeugnis

Die Neugier auf das Zeugnis, das die Kinder ihren Eltern zuvor im Unterricht ausgestellt hatten, war groß. Aussagen wie „Meine Eltern haben immer Zeit für mich“ oder „Meine Eltern interessieren sich für mich“ wurden getroffen. Das Spannende dabei: Vor dem Lesen des Zeugnisses, durften die Eltern mit dem gleichen Fragebogen erraten und einschätzen, wie sie ihre Kinder wohl bewertet haben und hatten so eine gute Gesprächsgrundlage mit ihren Kindern, die sie mit nach Hause nahmen. „Das Zeugnis fiel besser aus, als erwartet, berichtete eine Mutter am Ende der Veranstaltung und sie war nicht die Einzige.



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