Kötter-Gedächtnispreis geht an Fabian Steiner

V.l.n.r..: Ruth Kötter, Klaus Temmen, Fabian Steiner, Prof. Dr. Wolfgang Utschik und Hubert Kötter. Foto: W. Stietzel

Kronberg (kb) – Zum 7. Mal ist Samstag, 16. April, der Professor Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreis verliehen worden. Rund 80 geladene Gäste nahmen an der Preisverleihung, die unter der Schirmherrschaft der Stadt Kronberg steht, in der Stadthalle teil. Preisträger 2016 ist Fabian Steiner (28), wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Technischen Universität München.

Die Auszeichnung erinnert an den erfolgreichen Wissenschaftler Professor Dr. Ralf Kötter, der wegweisende Forschungen auf dem Gebiet der modernen Mobilkommunikation betrieben hat. Er verstarb im Februar 2009 im Alter von nur 45 Jahren nach schwerer Krankheit und hat seine letzte Ruhestätte auf dem Kronberger Friedhof Thalerfeld gefunden. Der Preis wurde zum Gedenken an ihren Sohn von den Kronberger Eheleuten Ruth und Hubert Kötter ausgelobt.

Der Professor Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreis ist mit 500 Euro dotiert und wird einmal jährlich im Wechsel für innovative Forschung, insbesondere auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik, oder für besondere humanitäre Hilfe vergeben und zwar bis zum Jahre 2023. Dann wäre Professor Dr. Ralf Kötter 60 Jahre alt geworden.

Ein Komitee, das aus den Professoren des Instituts für Nachrichtentechnik der TU München besteht, dessen Lehrstuhl Professor Dr. Ralf Kötter innehatte, schlägt der Familie Kötter Kandidatinnen und Kandidaten vor, die für ihre Forschungen geehrt werden sollen. Dabei sollen solche Wissenschaftler bevorzugt werden, die herausragende Arbeiten am Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der TU München verfasst haben. Erster Preisträger dieser Kategorie war im Jahr 2010 Johannes Lenz, im Jahr 2012 war Hannes Bartz der Preisträger und im Jahr 2014 ging der Preis an Herrn Diplom-Ingenieur Tobias Fehenberger. In diesem Jahr hat die Familie Kötter aus den Vorschlägen des Professoren-Komitees der TU München Fabian Steiner ausgewählt.

In seiner Laudatio würdigte Professor Dr. Wolfgang Utschick, der den Lehrstuhl „Methoden der Signalverarbeitung“ an der TU München innehat, den Preisträger 2016. Utschick bezeichnete Steiner als idealen Preisträger, der zwei unterschiedliche Bachelorstudiengänge – „Elektrotechnik und Informationstechnik“ sowie „Management and Technology“ an der TU München binnen kurzer Zeit hintereinander und jeweils mit Auszeichnung und einer glatten 1,0 abgeschlossen habe. Mit diversen Praktika bei Auslandsaufenthalten und auch seinem umfänglichen Engagement in der studentischen Selbstverwaltung an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der TU München habe Steiner weiter auf sich aufmerksam gemacht. So seien Anerkennungen und Auszeichnungen nicht ausgeblieben. Während Steiners Stipendiat der Max Weber Stiftung im Rahmen der bayerischen Begabtenförderung war Utschick über mehrere Jahre Mentor des neuen Kötter-Preisträgers.

In der Laudatio hob Utschick Steiners Masterarbeit unter dem Titel „Low Density Parity Check Code Design for Bit Metric Decoding“ hervor. Die Arbeit stelle einen unverzichtbaren Baustein für ein neuartiges und äußerst effizientes Verfahren zur Übertragung von Informationen mit einer Geschwindigkeit nahe an der informationstheoretischen Grenze dar. Utschick: „Das auf dem so genannten Probabilistic Shaping beruhende Verfahren zeichnet sich neben exzellenten technischen Merkmalen vor allem auch durch seine besondere Eleganz aus.“ Das Verfahren gehe übrigens auf Fabian Steiners unmittelbaren Betreuer zurück, Dr. Georg Böcherer, der am Lehrstuhl für Nachrichtentechnik bei Professor Gerhard Kramer, dem Nachfolger von Ralf Kötter, derzeit an seiner Habilitationsschrift arbeite.

„Wie hoch die Leistung in fachlichen Kreisen eingeschätzt wird, lässt sich unter anderem am dritten Platz des hochrenommierten Bell Labs Preises ermessen, den die Gruppe um Dr. Böcherer erst kürzlich erhalten hat. Ein Preis, um den sich alljährlich weltweit Wissenschaftler bewerben und bei dem bereits die Nominierung schon einen großen Erfolg darstellt“, so Utschick. Für seine Leistungen und Forschungen im Allgemeinen und nicht zuletzt auch für seinen Anteil an diesem Erfolg wurde Fabian Steiner nun mit dem Ralf Kötter-Gedächtnispreis geehrt. Utschick weiter: „Dies ist wunderschön, weil es großartig ist gerade diesen Preis zu erhalten und wunderschön, weil Ralf Kötter mit unserer Wahl sehr zufrieden gewesen wäre. Fabian Steiner ist einer dieser blitzgescheiten jungen Leute, die gleichzeitig so bescheiden und angenehm sind, dass man sie einfach mögen muss. Und wie viele der später ganz Großen zeigt er eine ausgeprägte Unerschrockenheit vor noch so jeder mathematischen und auch sonstigen Hürde, die sich ihm in den Weg stellen mag. Ich bin mir ganz sicher, Ralf Kötter hätte seine große Freude mit ihm gehabt.“

In seiner Laudatio für den Preisträger erinnerte Utschick auch an Ralf Kötter, der „eine außergewöhnliche Persönlichkeit“ gewesen sei. „Seine Hingabe an seine Forschungsarbeit und nicht weniger an die Menschen mit denen er zu tun hatte, haben mich tief geprägt und werden mir immer in Erinnerung bleiben“, so der Laudator.

Kronbergs Bürgermeister Klaus Temmen ging in seiner Begrüßungsansprache nicht nur auf die von der Familie Kötter gegründete Stiftung ein, aus deren Vermögen der Professor Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreis finanziert wird, sondern hob auch das Wirken des Vereins „Professor Dr. Ralf Kötter-Freundeskreis“ hervor. Temmen: „Die Trägerinnen und Träger des Gedächtnispreises werden Ehrenmitglieder des Vereins. Alle Vereinsmitglieder werden zu der jährlichen Gedächtnisfeier mit Preisverleihung eingeladen. Die Mitglieder werden außerdem betreut, wenn sie das Grab von Professor Dr. Ralf Kötter auf dem Kronberger Friedhof Thalerfeld besuchen, sich aus diesem Anlass in Kronberg aufhalten und die Stadt kennen lernen möchten. Auch die Stadt Kronberg ist Mitglied des Freundeskreises.“

Den Abschluss der Preisverleihung am vergangenen Samstag bildete schließlich ein Rundgang durch die Kronberger Altstadt mit Besichtigung der evangelischen Johanniskirche, ehe zahlreiche Wegbegleiter von Professor Dr. Ralf Kötter noch dessen Grab auf dem Friedhof Thalerfeld, besuchten um seiner zu gedenken.



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