Konzert in St. Johann: Das Gebet im italienischen Belcanto

Kronberg (kb) – Giuseppe Verdi, der Meister der „dramatisch“ geführten Melodie, lässt die Charaktere in vielen seiner Opern immer wiederkehrend Gott anrufen, Zuflucht bei ihm finden und ihn um sein Erbarmen und seinen Frieden bitten. Es liegt daher nahe, eine Auswahl seiner Arien in einer Kirche zu musizieren. Die Sopranistin Patricia Zehme hat sich mit Kantor Bernhard Zosel dieser Aufgabe angenommen und sie präsentieren Samstag, 19. März von 18 Uhr bis 18.30 Uhr in St. Johann (Friedrich-Ebert-Straße 18) zusammen mit einem kleinen Männerchor Szenen aus Verdis Opern ‚Othello‘ und ‚Die Macht des Schicksals‘. Patricia Zehme erhielt ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik in Mainz und der Akademie für Tonkunst Darmstadt. Weitere Studien führten sie zu Cornelius Reid nach New York. Sie lebt und arbeitet seit 15 Jahren in Paris. Als gutes Beispiel dieser Thematik mag „Desdemona“ in der Oper „Othello“ dienen. In ihrem letzten Nachtgebet „Ave Maria“, ihren nahenden Tod erahnend, bittet sie Gott, sich aller Menschen zu erbarmen, der Traurigen, der Armen, der Erniedrigten, der Mächtigen, der Sünder, der der letzten Stunde dem Tode Entgegentretenden. Vorahnend, dass ihr geliebter Gatte Othello aus Eifersucht und durch ein teuflisches Spiel verführt, ihren Tod sucht (sie wird in der folgenden Nacht von ihm erwürgt), bittet sie Gott ihm zu verzeihen und erweist dadurch Othello ihre ewige Liebe, und verkündet diese auch über ihren Tod hinaus. Als Pendant zum Operngenre erklingt zudem die Koloraturarie „Laudamus te“ aus Rossinis Messa di Gloria. Hier lässt uns Rossini auf sehr menschliche Weise eine Palette an Emotionen erfahren: Die friedvolle Bewunderung zu Beginn, die bittende, anflehende, teils wehmütige Anfrage, dann wieder eine fast heldisch-stolze Gewissheit. Auch verspielte, fast amüsierte, übersprudelnde kindliche Freude sowie Kampfesgeist, Mut und Zuversicht werden in dieser Musik ausgedrückt. Und so kann man im italienischen Belcanto, der eine sehr bestimmte und äußerst anspruchsvolle Gesangstechnik erfordert, in seinem Variationsreichtum all jene universalen menschlichen Gefühlsebenen gespiegelt sehen, die einen jeden von uns mit seinem Nächsten und mit Gott verbinden.



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