Nach langem Hin und Her: Seit 85 Jahren Kronberg mit „K“

Der Beleg für die Änderung aus dem Kronberger Stadtarchiv
Foto: Stadtarchiv

Kronberg (kb) – Hartnäckig hält sich die Meinung, die Änderung der Schreibweise hätten „die Nazis“ veranlasst – dabei stand sie am Ende eines jahrelangen Ringens der „Cronberger“ mit Vorgaben des Kaiserreiches. „Die Schreibung des Namens: Kronberg hat, durch die Jahrhunderte hin, selbst gleichzeitig, sogar aus derselben Feder unausgesetzt geschwankt.“ Mit dieser Feststellung lässt Ludwig Freiherr von Ompteda 1895 den Kronberger Bürgermeister Jamin über den Landrat ersuchen, die Schreibweise Kronberg mit K amtlich feststellen zu lassen. Der Bescheid des Bürgermeisters jedoch war abschlägig: Der Gemeinderat habe beschlossen, dass er sich „auf Grund der […] Alten Verfassung der Burg und der Stadt Cronberg aus dem Jahr 1748 […]“ in denen der Name mit C geschrieben steht, mit einer anderen Schreibweise nicht einverstanden erklären könne. Sein Werk „Die von Kronberg und ihr Herrensitz“ veröffentlichte Ompteda dann dennoch in der Schreibweise mit „K“.

Seit der Gründung des Reiches 1871 wurde eine allgemeingültige Rechtschreibregelung für die deutsche Sprache angestrebt, und erst damit wurde die Jahrhunderte lang beliebige und wechselnde Schreibweise des Namens Kronberg zum Thema. Seit dieser Zeit führte das Königlich Preußische Statistische Landesamt „Cronberg“ als „Kronberg“, wodurch diese Schreibweise in offiziellen Verzeichnissen Verbreitung fand. 1908 lehnte diese Behörde die Bitte ab, Kronberg doch im neuen Gemeindelexikon mit „C“ zu schreiben: Wegen des Beschlusses der „Statistischen Centralkommission“, alle Ortsnamen deutschen Ursprungs mit „K“ zu schreiben, könne dieser Bitte nicht entsprochen werden.

1909 beschloss die Stadtverordnetenversammlung erneut, die Schreibweise mit „C“ beizubehalten. Bemühungen diese Schreibweise amtlich feststellen zu lassen, wurden im kommenden Jahr jedoch eingestellt.

Zwanzig Jahre scheint es um dieses Thema still geblieben zu sein. Kronberg schrieb sich selbst mit „C“, in Lexika, Atlanten und Schulbüchern wurde es dagegen mit „K“ geführt.

1929 dann errichtete die Stadt Eschborn Wegweiser, auf denen zu lesen war: Kronberg 5 Kilometer – was der „Cronberger Anzeiger“ als plumpen Druckfehler anprangerte. In der Folge erschienen zwei Leserbriefe mit ausführlichen Darstellungen der Gründe für eine Änderung der Schreibweise. Angeführt wurde dabei auch, dass die Stadt sich zwar Cronberg schreibe, das Kronthaler Wasser aber das „K“ als Markenzeichen habe. Im November 1929 beschloss zwar der Magistrat die Änderung in „Kronberg“, die Stadtverordnetenversammlung aber lehnte es ab. Die Entscheidung des Magistrates für das „deutsche K“ mag sich auch aus dem Erleben der noch andauernden französischen Besatzung erklären, denn mit demselben Antrag beschloss er die Änderung der Kronberger Stadtfarben – wegen der Ähnlichkeit mit der Trikolore der Besatzer. Der Änderung der Fahne stimmten die Stadtverordneten zu, sie wurde jedoch von den Aufsichtsbehörden nicht genehmigt.

Im November 1932 war das Problem „C“ oder „K“ erneut Thema in den Kronberger Gremien. Der Regierungspräsident ließ ausdrücklich ersuchen, die Gremien mögen sich einer Schreibweise mit „K“ nicht verschließen. Magistrat und Stadtverordnetenversammlung aber lehnten eine Änderung der Schreibweise ab und führten zur Begründung, unter anderem, die weitbekannte Markenbezeichnung „Cronberger Erdbeeren“ an, „die ohne Nachteil für die Erdbeerzüchter nicht geändert werden kann“.

Im Juni 1933 erarbeitete die Stadtverwaltung eine Vorlage, die den Einwand, dass die Änderung der Schreibweise zu Nachteilen für die Wirtschaftsbetriebe in der Stadt führen würde, dadurch widerlegt sah, dass auch große Städte wie Köln (1919), Kassel und Koblenz (1926) ihre Schreibweise geändert hatten.

Im Juli beschlossen Stadtverordnetenversammlung und Magistrat die Feststellung der Schreibweise „Kronberg“ und „Kronthal“ zu beantragen, die schließlich am 11. Oktober 1933 erfolgte. Vor 85 Jahren, mit der Bekanntmachung der neuen Schreibweise im Anzeigenteil, erschien am 17. Oktober 1933 erstmals der „Kronberger Anzeiger“.



X