Lautstarkes Jubiläumsfest mit großem Böller- & Kanonenschießen führt Schützenfreunde aus ganz Deutschland in die Burgstadt

Kronberg (mw) – Lautstark und damit weithin vernehmbar war das Spektakel, das sich Mitgliedern, Freunden, Spaziergängern und allen Neugierigen im Oberen Lindenstruthweg bei der Cronberger Schützengesellschaft von 1398 am vergangenen Samstagnachmittag bot. Der zweite Vorsitzende, Rolf Gilgen, der bei der Cronberger Schützengesellschaft für den Bereich „Tradition“ zuständig ist, hatte zum 620.-jährigen Bestehen der Cronberger Schützen eine ganz besondere Idee. Was andernorts, vor allem in den südlichen Bundesländern Tradition hat, nämlich das Brauchtum der Kanoniere und der Hand- und Schaftböllersschießens aus historischem Anlass vorzustellen, sollte bei den Cronberger Schützen erstmals auch stattfinden. Und das, obwohl die Schützen in den eigenen Reihen Mitglieder hatten, welche diesem Großereignis zunächst skeptisch gegenüber standen, schließlich würde es laut werden in der Lindenstruth. Bei der Polizeistation Königstein gingen tatsächlich mehrere Anrufe von besorgten Bürgern ein, welche Schüsse meldeten. Außerdem galt es einige Genehmigungen einzuholen und Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz aller Teilnehmer zu treffen: Doch Rolf Gilgen stellte sich den Herausforderungen und organisierte, unterstützt von den 1. Frankfurter Böllerschützen des SV Eschersheim, die ihr 115. Bestehen feierten, das 1. Hessische Böllerschützentreffen in Kronberg. Er gewann nicht nur Landrat Ulrich Krebs als Schirmherren für die Veranstaltung und Bürgermeister Klaus Temmen als Gast – beide hatten die Ehre, der eine bei den Böllerschützen, der andere bei den Kanonieren, die Kommandos für die finale Schussrunde zu geben – sondern vor allem Gäste aus ganz Deutschland, die er nun nicht ohne Stolz begrüßte: „Sie kommen aus Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, aus Baden-Württemberg und sogar aus Hamburg!“, verkündete er den Besuchern von seinem Podest aus. Die Freunde der Schießkunst gaben auf der riesigen Wiese inmitten der Spätsommersonne ein beeindruckendes Bild ab, mit ihrem historischen Gerät, das nach jedem abgefeuerten Böller (wenn es gut lief mit riesigem Rauchkringel in der Luft) neu zu laden und zu verdämmen war: also Pulver einfüllen, Kork auf Mündung, Ladestock einsetzen, gemeinsames Verdämmen, Anzündhütchen auf Piston setzen, Böller in Schussposition, „Zwei, eins und los!“ Und schon böllerte es gut vernehmbar bis zur Burg hinauf durch das Tal und bis nach Oberhöchstadt hinüber in bestimmten Formationen von insgesamt etwa 140 Schützinnen und Schützen. Und das erfolgte nach striktem Ablauf und vorgegebener Schussfolge: Beispielsweise erschallte ein langsames Reihenfeuer von Nord nach Süd, ein schnelles Reihenfeuer, ein gegenläufiges Reihenfeuer und noch einige Abfolgen bis zum großen Finale mehr. Insgesamt schossen die Böllerschützen und Kanoniere eineinhalb Stunden lang. Dass das den Gästen nicht auf die Ohren ging, dafür sorgten Ohrenstöpsel, die verteilt wurden. Die Wucht, vor allem der Kanonen, war besonders beeindruckend. Einer der Gäste, Egbert Gertz, Böllerkommandant und Schießleiter vom Verein „Sankt Sebastianus“ aus Aschaffenburg, war voll des Lobes für die Veranstaltung der Cronberger Schützen. Als Kanonier war ihm aufgefallen, dass die Kronberger Schützen bestens auf die Vielzahl der Gäste vorbereitet waren. Es gab genügend Parkplätze und sogar eigens welche für die Kanoniere, die ihre fahrendes „Kanönchen“ sicher mit Anhänger auf einer als Parkplatz gekennzeichneten Wiese abstellen konnten. Aus nächster Nähe nun konnten alle Interessierten verfolgen, wie die Kanonen mit dem Böllerpulver befüllt und anschließend verdämmt wurden. Der druckreiche Schall und der Pulverrauch, die sich ausbreiteten, waren unbeschreibbar. Die Wucht der Detonation kann einen Menschen töten, auch die mit Schwarzpulver gefüllten Handböller sind nicht ungefährlich, obwohl sich in beiden Waffen keine Kugeln befinden. Der Druck ist einfach extrem stark und zudem ist Schwarzpulver leicht entzündbar. Auch bei den Cronberger Schützen stand deshalb der Sicherheitsaspekt und die Konzentration beim Schießen auf das Gerät im Vordergrund. So mussten die Kanoniere, hatten sie einen sogenannten „Versager“ geschossen, erst einmal eine Minute warten, bis sie in die Nähe ihrer Kanone durften, um den Fehler zu beheben und nachzuschießen.

Nachdem alle Formationen geschossen, die Kronberger Fanfaren zu dem festlichen Anlass aufgespielt hatten, die Ehrengäste ihre Ansprachen gehalten und die Vereine prämiert worden waren, ging man bei Brezeln und Bier vom Fass zum gemütlichen Teil des großen 1. hessischen Böller- & Kanonenschießens über. Übrigens, die Böllergruppe der Cronberger Schützen besteht auch schon seit 20 Jahren.

Allen an der Schießkunst Interessierten sei an dieser Stelle schon einmal der Hinweis auf das nächste größere Ereignis des Vereins mitgegeben. „Am ersten Wochenende im November wird bei uns das große Preisschießen veranstaltet“, so der erste Vorsitzende, Lothar Strobl. „Kinder unter zwölf Jahren können bei uns mit dem Lichtgewehr schießen und sich im Blasrohrschießen üben“, berichtet er außerdem und verrät, welches Angebot im nächsten Frühjahr im Freien ganz neu dazukommen wird: Das Bogenschießen!

Handböllerschießen von Nord nach Süd auf der großen Wiese in der Oberen Lindenstruth gemeinsam mit Vereinen, die aus ganz Deutschland angereist waren.
Fotos: Westenberger

Bei den Kanonen wurde der Pulverdampf dichter und lauter noch dazu!

Die Besucher genossen das Schussspektakel aus sicherer Entfernung auf besten Plätzen und bei herrlichem Sonnenschein.

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